Neustadt Elektrozaun schützt Weideflächen

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Das Lindenberger Naturbeweidungsprojekt erhält frischen Auftrieb durch eine Gruppe freiwilliger Helfer. Nach vielen Wochenenden intensiver Arbeit steht die erste Parzelle im Bereich Joppenholz und „Bergepädel“, in der 34 Schafe fressend die Landschaft freihalten.

Seit gut zwei Jahren beweidet Daniela Kurz mit ihren Schafen und Ziegen den Lindenberger Waldrand und die früheren Streuobstwiesen. Das Unterfangen ist ganz im Sinne der Ortsverwaltung, die im Einklang mit dem Gesamtkonzept des Biosphärenparks Pfälzerwald-Nordvogesen das Vordringen des Waldes in die Siedlungsgebiete unterbinden möchte. Offenlandbiotope und Streuobstflächen ökologisch zu bewirtschaften, lautet das übergeordnete Ziel des Naturschutzprojektes, wobei man besonderes Augenmerk auf die Erhaltung beziehungsweise Wiederbelebung der Artenvielfalt von Flora und Fauna legt. „Wir brauchen die Tiere, um der Verbuschung Einhalt zu gebieten und den Wald zurückzudrängen“, erklärte Bürgermeister Rainer Koch bereits beim Start des Beweidungsprojektes. Zunächst wurden einige Flächen im Ort, beispielsweise am Ende des Schlangenbachtales, links der oberen Hauptstraße und hinter dem Wasserhäuschen „abgegrast“. Mittlerweile wurde das Areal am westlichen Ortsrand zum Wald hin ausgedehnt, und dafür mussten weitere Zäune aufgestellt werden. Daniela Kurz hätte all die Arbeiten nicht alleine bewältigen können, und weil das Konzept den Lindenberger Bürgern zugute kommt, haben sich Mitstreiter gefunden. Unter Federführung von Andreas Kottwitz schloss sich eine Interessensgemeinschaft „Beweidung Lindenberg“ zusammen. Stefan Schönung, Erik Schmalz und Elmar Laub zählen zu den regelmäßigen Helfern bei Arbeitseinsätzen, dazu kommen viele andere. Auch Anlieger sieht man unter der Woche beim Ausschneiden von Buschwerk entlang der Zäune. „Wir wollten die Angelegenheit auf mehrere und breitere Schultern verteilen, deshalb fand sich die Gruppe zusammen“, erklärt Kottwitz. Beweidet wird eine Fläche von 30 Hektar in den „Oberen und unteren Birken“, oberhalb und entlang der Straßen Joppenholz und Spelzenacker. Den Außenzaun mit einer Länge von rund 1800 Metern ließ das Biosphärenreservat durch ein Fachunternehmen aufstellen und übernahm die Kosten in Höhe von rund 18 000 Euro. Weitere 7000 Euro stellt es für die Materialkosten der weiteren Umzäunung bereit, denn die zu beweidende Fläche sollen in kleinere Parzellen unterteilt werden. „Hier müssen ein paar Meter mehr als bei der äußeren Begrenzung umzäunt werden, bis zu drei Kilometer, weil es die Häuser entlang geht, der Zaun also keine gerade Linie bildet“, schätzt Daniela Kurz. Der erste Teilabschnitt beim Joppenholz ist nach vielen schweißtreibenden Gängen der Helfer bergauf und bergab geschafft. „An mehreren Wochenenden haben wir Material zum Bergepädel hochgeschleppt, Holz gesägt, Posten gesetzt“, erzählt Andreas Kottwitz. Tipps, wie man einen Elektrozaun funktionstüchtig zieht, holte sich die Gruppe beim Fachmann der Firma, die den Außenzaun erstellt hatte. Unter der Woche wurde das Material eingekauft, so Isolatoren, Verbinder und viele Kleinteile mehr. Daneben bauten Freiwillige die Türen, die auf die Parzelle führen. 34 Schafe, darunter fünf ganz junge, stehen nun hier, sicher bewahrt vor Eindringlingen. Für die Anwohner hat dies den positiven Nebeneffekt, dass die Schafe weder in den Vorgärten Blumen abgrasen, noch Wildschweine durchkommen, um Beete zu durchwühlen. Balthasar Weitzel ist einer dieser Anrainer, und er bringt sich auch regelmäßig ein, um zum Gelingen des Beweidungsprojektes beizutragen. Erfahrung bringt er mit aus der 40-jährigen Pflege seines Hirschgeheges beim Lindenberger Friedhof, wovon die ganze Beweidungsgruppe profitiert. So half er, eine Trasse für die Zäune zu schlagen, die Zäune zu spannen und die Zugänge ohne große Lücken einzubauen. Dann versah er die Türchen mit einem Riegelsystem. „Man muss darauf achten, dass es für die Schafe keine Schlupflöcher gibt, die Grundstückseigentümer wiederum müssen ihr Gelände ohne schmerzlichen Kontakt mit dem Elektrozaun betreten können“, erklärt er. Bernd Camin, Anwohner und Neubürger in Lindenberg, freut sich, bei Arbeitseinsätzen neue Leute kennenzulernen. „Man motiviert sich gegenseitig, wenn jeder mit anpackt. Außerdem mag ich die Tiere und beobachte sehr gerne. Als Fotomotiv sind sie auch bestens geeignet.“ Er hat das Bergepädel freigelegt und geht auch unter der Woche, mit Sense und Gartenschere bewaffnet, fast täglich hoch, um Weg und Zäune vom Wildwuchs zu befreien. Er stimmt mit Weitzel darin überein: „Man kann die schöne Aussicht genießen, und die Tiere sind eine Augenweide.“ Kontakt Beweidungsprojekt Lindenberg, Kontakt über Andreas Kottwitz, Mobil 0176 64052236, im Internet bei Facebook unter „Beweidung Lindenberg“ (öffentliche Gruppe). Helfer und Spenden jederzeit willkommen. |anzi

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