Deidesheim Fund im Weinberg: Relikt aus der Steinzeit

Das Streichholz zeigt, wie groß das Fundstück ist – etwa so groß wie ein Zwei-Euro-Stück.
Das Streichholz zeigt, wie groß das Fundstück ist – etwa so groß wie ein Zwei-Euro-Stück.

Nördlich von Deidesheim hat ein Geologe einen außergewöhnlichen Fund gemacht: einen Feuerstein, der geologisch hier nicht vorkommt. Das Besondere daran ist sein Alter. Es wird auf mindestens 7000 Jahre geschätzt.

Eric Hass, gelernter Kellermeister und passionierter Heimatforscher aus Herxheim am Berg, kennt sich aus mit Funden aus der Steinzeit. Vor vielen Jahren hat der Heimatforscher sich dafür eingesetzt, dass die Karsthöhle nahe seinem Heimatort wieder geöffnet und erforscht wurde. Dort wurden seither unter anderem zwei Feuerstein-Artefakte und ein Klingenkratzer gefunden, die nach der Einschätzung von Steinzeitspezialisten aus der jüngeren Altsteinzeit, also aus der Zeit zwischen 20.000 und 10.000 vor Christus, stammen.

Im August nun hat der Geologe Thomas Deil, der gerade zu Besuch bei Verwandten war, Hass einen Fund aus der Nähe von Deidesheim gebracht. Deil fiel der Feuerstein in dem frisch gepflügten Weinberg sofort ins Auge, weil der Stein hier eigentlich nicht vorkommt. Als er sich das gräuliche Stück genauer ansah, erkannte er, dass es wohl von Menschen bearbeitet wurde. Denn: Feuerstein splittert so nicht ab.

Deil recherchierte im Internet und stieß auf Eric Hass. Er kontaktierte ihn und und übergab ihm den Stein am 17. August. Bis nach Herxheim musste er dabei nicht fahren, denn Hass arbeitet bei den Weinmachern in Niederkirchen. Deil zeigte Hass auch die genaue Fundstelle – was wichtig ist für die Fundmeldung an das archäologische Denkmalamt in Speyer. Mit diesem arbeitet Hass bereits seit über 20 Jahren zusammen.

Deutliche Bearbeitungsspuren

Die Archäologin Andrea Zeeb-Lanz von der Forschungsgruppe Neolithikum (Jungsteinzeit) der Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz habe den Stein mittlerweile in Augenschein genommen und als echtes Werkzeug von Menschen aus der älteren Jungsteinzeit (Altneolithikum) eingestuft, berichtet Hass. Die Jungsteinzeit-Expertin schätzt die Verwendungszeit auf 5300 bis 5000 vor Christus an und erkannte deutliche Bearbeitungsspuren (Retuschen) an der Spitze und auch an der Längsseite. Damit sei es als Werkzeug zu klassifizieren. „Es fällt in die Klasse der Schaber/Kratzer“, heißt in dem Schreiben von Zeeb-Lanz.

Derzeit liegt der Feuerstein nun bei Eric Hass. Wo er künftig zu sehen sein wird, ist noch offen. Die Weinlese läuft und Hass hat wenig Zeit für andere Dinge. Doch er beabsichtige, mit der Stadt Deidesheim Kontakt aufzunehmen, kündigt er an. Er könne sich vorstellen, dass er dauerhaft dort irgendwo ausgestellt wird. Schließlich sei der Fund schon etwas Besonderes. „Das ist der älteste menschliche Fund, der jemals rund um Deidesheim gemacht wurde.“

Auch will Hass sich den Deidesheimer Weinberg, in dem der Stein gefunden wurde, einmal genauer anschauen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass sich einst unter dem Wingert ein Lagerplatz der Steinzeitmenschen befunden habe, so Hass. Dann könne es gut sein, dass dort noch mehr Relikte aus dieser Zeit zu finden sind. Wie er die Chancen dafür einschätzt? „Fifty-fifty“, sagt Hass. In Herxheim seien in der Nähe der ersten Fundstelle noch zehn weitere Relikte aus der Steinzeit aufgetaucht.

Die Fundstelle nahe bei Deidesheim.
Die Fundstelle nahe bei Deidesheim.
Eric Hass, hier bei einer Fundstelle in Herxheim.
Eric Hass, hier bei einer Fundstelle in Herxheim.
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