Neustadt Hans-Geiger-Schule: Wenn Schüler zu Sanitätern werden

In der ersten Stunde lernten die Kinder die fünf W-Fragen rund ums Thema Erste Hilfe.
In der ersten Stunde lernten die Kinder die fünf W-Fragen rund ums Thema Erste Hilfe.

Nachhaltigkeit lebt ganz stark von Bildung, Zusammenarbeit und der Vermittlung von Wissen. An der Hans-Geiger-Schule auf der Hambacher Höhe stehen die Nachhaltigkeitsziele stark im Fokus. Daher gibt es bald auch Schüler als Sanitäter auf dem Pausenhof.

Die zwölf Grundschüler der Hans-Geiger-Schule sitzen ganz konzentriert im Klassensaal zusammen. An diesem Montag hat ihr Projekt Schulsanitätsdienst begonnen. Vom Malteser-Hilfsdienst kümmert sich Alena Ehrmann als Kursleiterin um die Gruppe und will diese Schritt für Schritt ans Thema heranführen. Dazu gehören natürlich erst einmal weder blutende Wunden noch Herzdruckmassagen. Vielmehr haben die Kinder Zettel vor sich liegen. Verschiedene Kästchen sind auf diesen zu sehen. Alles wurde akribisch ausgefüllt und soll nun bunt bemalt werden. „Was macht ihr denn da genau?“, will Schulleiterin Margarete Hoffmann wissen. Sofort schießen Finger in die Höhe. Die Kinder antworten munter drauf los: Es geht um die Fragen, die gestellt werden, wenn man einen Notfall meldet. „Die W-Fragen“, ruft ein anderes Kind. Also: wo ist etwas passiert, was ist passiert, wie viele Verletzte. Und auch: wer ruft an.

An der Hans-Geiger-Schule findet regelmäßig Unterricht in Projektform statt.
An der Hans-Geiger-Schule findet regelmäßig Unterricht in Projektform statt.

Als wieder Ruhe einkehrt, mischt sich Alena Ehrmann kurz ein. „Ein W fehlt noch“, sagt sie. Die Kinder denken angestrengt nach, dann ist das Rätsel gelöst. W wie warten. Die Anrufer sollen bei einem Notfall „warten“, falls noch Rückfragen kommen. Sehr gut. Jetzt sind alle zufrieden. Und ganz oben aufs Blatt wird eine wichtige Telefonnummer geschrieben. „Die 112“, heißt es sofort von den Schülern, denn so kommt man direkt an die Rettungsleitstelle.

Klettergerüst gebaut

Dass es diese Schulsanitäterausbildung an der Hans-Geiger-Schule gibt, haben Margarete Hoffmann und Anette Langhauser vom Malteser-Hilfsdienst eingefädelt. „Wir hatten an der Schule einmal einen Erste-Hilfe-Kurs, und so kamen wir auf die Idee eines Schulsanitätsdienstes für die Grundschule“, sagt Hoffmann. Da sie sich mit der Schule ebenso wie Langhauser für die Malteser im Neustadter Netzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) engagiert, schien ihr der Ansatz absolut passend: „Es geht um soziales Miteinander, gute Bildung für alle, Gesundheit und das gemeinsame Agieren mit Partnern.“ Man erfülle damit gleich mehrere Nachhaltigkeitsziele.

Der Schulsanitätsdienst wird jahrgangsübergreifend angeboten. Zwölf Schüler hatten sich bei einer Schnupperstunde gemeldet. Um das Projekt geht es nun jeden Montag. Denn dann wird an der Hans-Geiger-Schule auf das Konzept „Frei-Day“ gesetzt. „Dabei geht es um ein Lernformat, in dem die Kinder an einem Tag pro Woche in Projekten arbeiten“, erklärt Hoffmann. Außer den Schulsanitätern gibt es auch Kinder, die sich mit Landwirtschaft oder dem Thema Altenheim befassen. „Die Kinder beflügeln solche Formate, sie bringen sich sehr gut ein“, lobt Hoffmann. Als ein Beispiel nennt sie den Bau eines Klettergerüsts für den Pausenhof. Die Kinder hätten die dafür erforderlichen 9000 Euro selbst per Spenden gesammelt und darüber hinaus alles rund um den Bau organisiert. Nun sei sie auf den Fortgang des Schulsanitäter-Projekts sehr gespannt.

Trösten ein wichtiger Aspekt

Bei den Maltesern organisiert Felix Bohn diese Angebote. Er betont, dass es für Hilfsdienste immer wichtig sei, mit Kindern in Kontakt zu kommen und den Kerngedanken der Arbeit von Hilfsdiensten zu vermitteln. Im Kurs der Hans-Geiger-Schule gehe es erst einmal um die Basis und nicht um echte medizinische Einsätze. „Aber schon das Wissen, was ich beim Absetzen eines Notrufes tun muss, ist sehr hilfreich. Außerdem lernen die Kinder das Thema Trösten kennen. Bei Unfällen im Pausenhof geht es oft einfach darum, sich auf ein anderes Kind einzulassen und für dieses dann da zu sein“, erklärt Bohn.

Die Arbeit mit Kindern sei dabei auf jeden Fall anders als in Kursen mit Erwachsenen. Kinder möchten in der Regel mehr erzählen, was sie schon erlebt haben. „Das macht solche Kurse dann spannend, weil die Kinder so wissbegierig sind und es insgesamt sehr lebendig zugeht“, so Bohn. Für ihn haben diese Kurse daher eine hohe gesellschaftliche Bedeutung, „denn im Fokus steht ja, für andere da zu sein“.

Anette Langhauser ergänzt, dass sie über das BNE-Netzwerk auch Kontakte zu verschiedenen Schulsozialarbeitern bekommen habe: „Wir können dadurch auch Angebote etablieren, in denen es um das Thema Einsamkeit geht. Da müssen wir gezielt auch auf Schüler zugehen. Es ist wichtig, dass alle lernen, sich zu öffnen, anstatt sich immer weiter abzugrenzen.“

Info

In einer kleinen Reihe haben wir drei konkrete Projekte des Neustadter BNE-Netzwerks vorgestellt und so einen Eindruck von der genauen Arbeit vermittelt. Interessenten sind jederzeit willkommen. Sie können sich per E-Mail an bildungsbuero@neustadt.eu melden oder am Netzwerktreffen am 10. Oktober, 16 bis 19 Uhr, Soku (Winzinger Straße 10), teilnehmen.

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