Neustadt Hanseatische Großzügigkeit

Silvia Robert von der Stiftung zeigt Christopher Job und Stephanie Baier die renovierte Spitalkapelle.
Silvia Robert von der Stiftung zeigt Christopher Job und Stephanie Baier die renovierte Spitalkapelle.

Christopher Job ist kein Mann der großen Worte. Er stammt aus der Gegend von Hamburg, wohnt mit seiner Lebensgefährtin in Prag, ist viel auf Reisen. Zu Deidesheim hat er einen ganz besonderen Bezug, denn seine Lebensgefährtin Stephanie Baier hat in Deidesheim zwei Schwestern. Die besucht das Paar regelmäßig mehrmals im Jahr. Und damit das Gefühl von zu viel Rücksichtnahme oder Eingeschränktsein gar nicht erst aufkommen kann, wohnt das Paar bei seinen Besuchen seit vielen Jahren schon im Hotel Ritter von Böhl. „Ich find’ das nett hier“, sagt Christopher Job mit hanseatischer Knappheit. Er schätze das Alter des Hauses, die vielen natürlichen Naturmaterialien und vor allem die Wohlfühl-Atmosphäre in dem Hotel mit seinen 72 Zimmern. „Er mag einfach alte Gebäude“, sagt seine Lebensgefährtin Stephanie Baier. Und so kam es, dass er die 200.000 Euro für die Renovierung der Spitalkapelle spendete. „Da wäre sonst alles kaputt gegangen und verfallen“, sieht Job es pragmatisch. „Jetzt ist es einmal vernünftig gemacht. Das ist in Ordnung“, setzt er dazu. Und Punkt. Ja, zunächst habe er an die Hälfte der Summe gedacht, doch das habe nicht gereicht. Verschwenderisch planen konnte die Stiftung dennoch nicht. Silvia Robert, die mit der Generationenhilfe Stiftung Bürgerhospital eine der ältesten Stiftungen Deutschlands leitet, hat auch die Bauleitung übernommen. „Das hat viel Geld gespart“, sagen Job und Baier. „Unser Ziel war es, die Kapelle wiederzubeleben“, sagt Silvia Robert. „Es gab ja keine Heizung, stattdessen Feuchtigkeit und Risse.“ Und mit einem Riss in der Sakristei begann auch die Geschichte der Renovierung. Was sich bei näherem Hinsehen als reparaturbedürftig zeigte und sich dafür an Kosten auftat, war ein Berg. Schäden hätten nur häppchenweise und über lange Zeit hinweg behoben werden können. „Da habe ich mir einen Goldesel gewünscht“, sagt Robert. Das habe sie auch in Gesprächen mit Christopher Job und Stephanie Baier angedeutet. Dass der Geldsegen tatsächlich über das Haus hereinbrechen würde, habe sie zunächst gar nicht glauben können. „Ich hatte Tränen in den Augen“, sagt sie und: „Ich hätte nicht gedacht, dass es noch Engel gibt“, obwohl sie daran doch gar nicht glaube. „Ja, und dann hat sie mich angerufen“, erinnert sich Stefan Wemhoener, Geschäftsführer der Tourist-Info Deidesheim, „und hat mich zuerst gefragt, ob ich sitze.“ Ebenso informierte sie Stadtbürgermeister Manfred Dörr (CDU). Ein knappes Jahr dauerte die Vorplanung, „dann lief alles super“. Am 25. August startete die Renovierung. Mit den Arbeiten wurden, wo immer es möglich war, Betriebe in der Verbandsgemeinde Deidesheim und der unmittelbaren Umgebung beauftragt. So hat es schon 1494 der Deidesheimer Ritter Nikolaus Übelhirn von Böhl festgelegt, als er das Bürgerhospital, eines der wichtigsten Spitäler der Pfalz, als Ort der Pflege für Kranke und Unterkunft für Reisende stiftete. Er setzte dabei auf Handwerker aus Deidesheim und Niederkirchen. Sein Wappen ist noch an der Westseite der Kapelle zu sehen. Die Renovierungsarbeiten gingen flott voran. Schon nach fünf Monaten konnte am 16. Januar in der Kapelle die ebenfalls renovierte älteste Glocke Deidesheims – sie stammt von 1793 – wieder geläutet werden (wir berichteten). Seitdem kann die Spitalkapelle mit ihrem Sternengewölbe und den Maßwerkfenstern mit ihren „Fischblasen“ wieder für Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen und kulturelle Ereignisse genutzt werden. Allein die Chorgemeinschaft Deidesheim-Ruppertsberg wird dieses Jahr dreimal in der Kapelle konzertieren, und auch der Männergesangverein kann nach vielen Jahren sein Weihnachtskonzert wieder hier singen. Leicht überholt worden ist im Übrigen auch die 525 Jahre alte Satzung. Darin ist nun festgehalten, dass die Fledermauskolonie erhalten bleiben soll, die im Schutz der Kapelle wohnt.

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