Neustadt Katerstimmung im Hörsaal
Der Mittwoch war ein anstrengender Tag für May-Britt Kallenrode. Die Präsidentin der Uni Koblenz-Landau hatte sich morgens um zehn Uhr in Koblenz und ab 13.30 Uhr in Landau den Mitarbeitern und Studierenden gestellt. Das war nicht einfach, denn in Landau ist die Unsicherheit vor allem bei Dozenten und Verwaltungsmitarbeitern groß. Wie geht es mit ihnen weiter? Bleiben die Stellen erhalten oder folgt ein Kahlschlag? Gerade bei befristet angestellten Mitarbeitern wie ihm sei die Angst um den Arbeitsplatz da, berichtete ein Dozent. Auch in den Sekretariaten bange man um die Jobs, ergänzte ein Professor. „Es wird keinen Eingriff in den Stellenpool geben“, gab Kallenrode nach einer internen Aussprache im Hörsaal 2 gegenüber der RHEINPFALZ zu Protokoll. Die Presse musste draußen bleiben. Die Stimmung an beiden Standorten ist laut Kallenrode „sehr gefrustet. Nicht wegen der Entscheidung des Ministeriums, sondern weil niemand weiß, wie der Prozess weitergeht.“ Das Damoklesschwert der Trennung von Koblenz und Landau habe ein dreiviertel Jahr über der Uni gehangen, nun wollten alle Beteiligten zum Gelingen beitragen – aber sie könnten nichts tun. Das Ministerium will laut eigener Pressemitteilung die Zusammenlegung der Technischen Universität Kaiserslautern mit der Landauer Uni steuern. Mainz müsse erklären, wie diese Fusion gestaltet werden soll, forderte die Uni-Präsidentin. Mit der Kritik an dem vom Konrad Wolf (SPD) geführten Wissenschaftsministerium steht Kallenrode nicht alleine da. „Im Ministerium sind wir angelogen worden“, sagte Asta-Vorsitzender Paul Klär. Staatssekretär Salvatore Barbaro (SPD) habe ihm und der Mit-Asta-Vorsitzenden Ann-Kathrin Rudy bei einem Treffen Mitte Januar in Mainz versprochen, dass es einen Plan geben werde. „Nun wurde doch ins Blaue hinein entschieden.“ Die Studierendenvertretung steht auf Kallenrodes Seite: „Wir fühlen uns von ihr gut vertreten und teilen ihre Vision“, sagte Rudy. Auch die TU Kaiserslautern ist wütend über die Art und Weise, wie das Mainzer Wissenschaftsministerium die Fusion angeht. „Die TUK ist empört über den Entscheidungsprozess zur Angliederung des Standorts Landau ohne Einbeziehung der universitären Gremien und Statusgruppen“, beginnt die Stellungnahme des Senats zur Zusammenlegung. Kallenrode sprach in Landau knapp 75 Minuten. Im Anschluss berichteten sieben Anwesende, sie habe durchblicken lassen, vom Ministerium unter Druck gesetzt worden zu sein. Sie solle sich auf den Standort Koblenz konzentrieren, habe es geheißen. Dieser Interpretation widersprach Kallenrode im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Nein. Das war missverständlich.“ Ihr sei es um eine Klarstellung gegangen. „Natürlich stellt sich automatisch die Frage: Wohin mit der Präsidentin?“ Sie begreife sich als Präsidentin der Uni Koblenz-Landau, sie könne nicht die Interessen beider Uni-Standorte vertreten, wenn sie sich für eine Seite entscheide. Das sei nicht fair. Viele Studenten lässt die Fusion hingegen offenbar kalt. Die Stimmung auf dem Campus war am Mittwoch normal, viele lasen Papiere oder saßen in Lerngruppen zusammen. Derzeit laufen die Klausuren, die Studenten haben wohl anderes um die Ohren. Die Fusion sei Thema in Studierendenkreisen, sagte jedoch Asta-Vorsitzende Rudy, wichtig sei den jungen Leuten aber die Frage: „Welche Auswirkungen hat das auf mich?“ Die Antwort: keine. Ein Student auf dem Weg zu einer Prüfung bestätigte das. Er habe gerade eben von der Zusammenlegung erfahren, erwiderte der verdutzte junge Mann – und ließ sich erstmal den Stand der Dinge erklären. Der Zeitpunkt der Verkündigung sei nicht verwunderlich, kommentierte er, „während einer Fußball-WM werden ja auch ein Haufen Gesetze verabschiedet.“ Dann ging er zu seiner Klausur.