Neustadt Kinder lernen Natur kennen: Die „Ameise Gustav“ wird 20 Jahre alt

Erste Station am Nebelsbrunnen: Hier haben Ulli Zabel und die Kinder eine Große Schiefkopfschrecke entdeckt, die als stark gefäh
Erste Station am Nebelsbrunnen: Hier haben Ulli Zabel und die Kinder eine Große Schiefkopfschrecke entdeckt, die als stark gefährdet gilt.

Jedes Jahr aufs Neue bringt Ulrich Zabel Kindern auf spielerische Art und Weise Lebensräume von Tieren näher. Die Jubiläumsexkursion mit der Ameise Gustav führt die kleinen Naturentdecker zum Goldbrunnen unterhalb von Esthal.

Der Bauch ist vom Frühstück gut gefüllt, die Vorstellungsrunde beendet, jetzt wollen die Kinder so schnell wie möglich mit der Exkursion loslegen: Erster Halt ist der Nebelsbrunnen in Esthal. „Warum sind denn so viele Algen in dem Wasser?“, will eines der Kinder wissen. Exkursionsleiter Ulrich Zabel beantwortet geduldig alle Fragen: „Wenn das Wasser besonders nährstoffreich ist, bilden sich so viele Algen.“ Die Gruppe versammelt sich um den Brunnen, um die unterschiedlichsten Tiere zu entdecken.

Dann gibt es eine Überraschung. Eine kleine Heuschrecke hat sich auf den Arm der Betreuerin gesetzt. Die Kinder sind direkt fasziniert. Zabel erklärt ihnen, dass sie sich ruhig verhalten sollen, damit sie das Tier beobachten können. „Das ist eine sogenannte Große Schiefkopfschrecke, diese Art ist inzwischen vom Aussterben bedroht“, erklärt er. Im Brunnen findet die Gruppe noch weitere Pflanzen, die Zabel als Wasserlinsen und Lebermoose identifiziert.

Quelle als Lebensraum

Dieser ruhige und besonnene Umgang mit Tieren und Kindern muss gelernt sein. Mit seinen „Exkursionen mit der Ameise Gustav“ kann Zabel nun schon auf 20 Jahre Erfahrungen zurückgreifen. „Am Anfang habe ich die Leitung noch im Auftrag der Martin-Luther-Kirchengemeinde übernommen. Da wurde das Projekt noch vom Umweltministerium gefördert“, erzählt Zabel. Aber auch im Anschluss hat Zabel seine Exkursionen weiter angeboten. Die werden nun vom Stadtjugendamt Neustadt im Ferienhitskatalog für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren in den Sommerferien angeboten. Bei den Ausflügen stehen Lebensräume für unterschiedliche Tiere im Vordergrund. Das Thema der letzten Exkursion in den Ferien ist der „Lebensraum Quelle“, und deshalb ist das Ziel der Goldbrunnen unterhalb von Esthal.

Nach dem ersten Stopp am Nebelsbrunnen geht es dann weiter zum örtlichen Fußballplatz. Auf dem Weg stellt Zabel den Kindern immer wieder Fragen zu unterschiedlichen Pflanzen: Wer weiß, wie sie heißt? „Sie sehen aus wie Schafgarben“, vermutet ein Kind. Das ist auch fast richtig. „Tatsächlich ist das eine wilde Myrrhe. Die Pflanzen sehen sich aber wirklich sehr ähnlich“, klärt Zabel die Kinder auf und zeigt ihnen, wo die Unterschiede liegen. Auch finden die Kinder eine Blume, die Wegwarte heißt, und erfahren außerdem, woher das Sprichwort „Du zitterst ja wie Espenlaub“ kommt. Denn direkt neben dem Fußballfeld steht eine Espe. Die Kinder können sehen, wie die Blätter des Baums bei Wind anfangen zu zittern.

Respekt vor der Natur

Auf dem Fußballfeld bekommt jedes Kind einen Lupenbecher von Zabel. Denn auf diesem Platz sind auf dem Boden viele Nester von Hosenbienen zu finden. Mit den Bechern können die Kinder Insekten fangen, die die Gruppe sich dann gemeinsam anschaut. Auch eine Hosenbiene ist dabei, sodass man deutlich sehen kann, woher die Biene ihren Namen hat. „Es sieht wirklich aus, als ob die Biene eine kleine Hose trägt“, sagt ein Kind. Außerdem landen Blattwespen, Scheinbockkäfer, Heuschrecken und Zikaden in den Lupengläsern. Auch eine Blauflügelige Ödlandschrecke ist dabei. Als sie wieder losfliegt, können die Kinder fasziniert die blauen Flügel des Tieres beobachten.

Nach einem kleinen Spiel, bei dem die Kinder sich richtig auspowern können, geht die Wanderung weiter Richtung Goldbrunnen. Zabel warnt erneut: „Vorsichtig sein, hier gibt es sehr viele wichtige Tiere!“ Dann bespricht er mit den Kindern, was eine Quelle überhaupt ist und wie der Goldbrunnen entstanden ist. Die Kinder wollen daraufhin direkt zum Bach und nach Feuersalamandern suchen. Die sind allerdings nachtaktiv und lassen sich nicht von den Kindern hervorlocken. Mit ihren Lupengläsern finden sie allerdings viele andere Tiere.

Müll wird eingesammelt

Sobald sie etwas gefunden haben, machen sie sich auf zu Zabel: „Ulli, schau mal, was ich gefunden habe!“ Er kann ihnen dann sagen, um was es sich bei dem Tier handelt. Dabei finden sie auch Köcherfliegenlarven, die aus Sand und kleinen Steinen entstehen. Die setzen sie dann in ihr eigens gebautes Aquarium. Neben den vielen kleinen Tieren und Strudelwürmern finden die Kinder auch einiges an hinterlassenem Müll im Bach. Der wird direkt eingesammelt und zum Entsorgen mitgenommen.

Irgendwann wird es den Kindern im Bach dann doch zu kalt, die Lupengläser werden saubergemacht und die kleinen Tiere wieder zurück ins Wasser gelassen. Dann macht sich die Gruppe zurück auf den Weg nach Esthal. „Auch wenn der Rückweg etwas anstrengend ist, halten die Kinder immer super durch. Die sind fitter als man denkt“, freut sich Zabel.

Auch nach nun 20 Jahren will Zabel künftig seine Ausflüge unter dem Namen „Exkursionen mit der Ameise Gustav“ zu den unterschiedlichsten Lebensräumen fortsetzen. „Es freut mich, dass es so viele Kinder gibt, die sich dafür interessieren und wirklich etwas von den Exkursionen mitnehmen können.“

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