Neustadt Nah an der Realsatire

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Herzlich lachen mussten die knapp hundert Besucher des Dekanatsfrauentags am Mittwoch im Casimirianum über die Persiflage verschiedener Szenen aus dem Kirchenalltag. „Das ist nah an der Realsatire“, erklärte Dekan Armin Jung bei der Begrüßung. Waren es bisher literarische und musikalische Darbietungen von Gastkünstlern zu diesem Anlass, so trugen dieses Mal Pfarrerinnen und Pfarrer aus Neustadt, dem Tal und dem Gäu ihre selbst geschriebenen Sketche vor.

Martina Horak-Werz aus Gommersheim, Beauftragte für Frauenarbeit im Dekanat, hatte die Fäden in der Hand und präsentierte ein bühnenreifes Darstellerteam, dem neben Dekan Armin Jung auch Christel Kaiser aus Gommersheim, Marianne Kunz aus Neustadt, Petra Nonnenmacher aus Altdorf, Bärbel Schäfer aus Haßloch und Frank Wiehler aus Weidenthal (am Klavier und auf der Bühne) angehörten. Die Akteure haben Typen überzeichnet, die wohl in jeder Gemeinde vertreten sind. Wie „Sieglinde Schön“, die immer ein bisschen zu spät kommt, um bemerkt zu werden, aber ja nichts zu verpassen. Oder „Selma Sinnlich“, die die Menschen bekehren, erwecken und neue Schäfchen gewinnen will. Ihre Vision ist ein voller Sonntagsgottesdienst, wenn alle, denen Gott schon mal geholfen hat, nicht nur ein „Gott sei Dank“ sagen, sondern in die Kirche gehen. Die bibelkundige „Helene Fromme“, die weder Schmuck trägt noch sich schminkt, will zeigen, was wirklich in der Bibel steht, und zitiert: „Eine schöne Frau ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem goldenen Ring durch die Nase.“ Sie will den tradierten Formen in der Kirche wieder eine Stimme geben und schließt mit den Worten: „Ein rechtes Gebet zur rechten Zeit vermeidet jeden Streit.“ Anders „Emma Manz“, auch Emmanzi genannt. Für sie ist das Bibelwort „Das Weib schweige in der Gemeinde“ passé. Sie ist genervt von der Dominanz des Männlichen, das sich in „der Leuchter, der Altar, der Jesus und der Luther“ manifestiere. Dabei sei doch das Fundament des Glaubens „die“ Bibel. Schließlich ist die reale Marianne Kunz in ihren Laptop vertieft und bereitet sich auf das Thema Frauenordination vor. Sie stößt auf eine Argumentation von 1958 gegen die Absicht, Frauen als Pfarrerin von der Kanzel sprechen zu lassen. Dort hieß es, dass die weibliche Stimme nicht für die öffentliche Rede geeignet sei. Ein kabarettistischer Blick in die Zukunft lässt erkennen, was die wichtigste Frage bei der Synode im Jahr 2030 sein könnte: Können Männer auch ordiniert werden? Schließlich sehnten sich viele Männer danach, ein kirchliches Amt zu bekleiden, hieß es. Dem Einspruch, es gebe ja auch sehr gut aussehende Männer, deren Anblick die Gemeinde von der Andacht ablenken könne, wurde in dem Szenario stattgegeben. Annekatrin Schwarz, bei der Evangelischen Kirche der Pfalz zuständig für die Frauenarbeit, gratulierte zum gelungenen Abend und hofft auch in Frauenfragen, wie sie sagte, „auf die Kraft des heiligen Geistes“. (stgi)

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