Neustadt Neustadt: „Abraxas“-Biomarkt steigt ein

Geht es jetzt wirklich los, soll die Hertie-Immobilie umgebaut und im Frühjahr 2019 Eröffnung gefeiert werden.
Geht es jetzt wirklich los, soll die Hertie-Immobilie umgebaut und im Frühjahr 2019 Eröffnung gefeiert werden.

Ein gutes Jahr nach dem jüngsten Besitzerwechsel beim alten Hertie-Komplex ist nun alles unter Dach und Fach.

Die Entwickler der Hertie-Immobilie am Bachgängel haben mit dem Neustadter „Abraxas“-Biomarkt einen langjährigen Mietvertrag abgeschlossen. Nach dem Umbau in ein modernes Einkaufszentrum soll voraussichtlich im Frühjahr 2019 eröffnet werden. Darüber hat die Stadtverwaltung gestern auf RHEINPFALZ-Anfrage in einer mit allen am Projekt Beteiligten abgestimmten Presseerklärung informiert. Ende Juli 2016 war der Komplex an einen Investor verkauft worden, der mit einem Entwickler zusammenarbeitet. Angesiedelt werden soll ein Branchenmix aus Einzelhandelsgeschäften, Beispiel Mode und Lederwaren, besondere Bedeutung kam aber stets einem Lebensmittelangebot zu. Verhandlungen dazu zogen sich jedoch in die Länge – und ohne sicher zu sein, wollten die Beteiligten nie öffentlich informieren. Den Angaben zufolge wurden die vergangenen Monate aber für die Planung und die restliche Vermarktung genutzt: Bei einem Treffen mit Oberbürgermeister Hans Georg Löffler am Mittwoch im Rathaus wurde angekündigt, dass demnächst der Bauantrag eingereicht wird. Läuft alles nach Plan, soll es drei Verkaufsgeschosse und zwei Parkdecks geben. Einzelheiten zum Gesamtbauprojekt, zu Mietern und zur Fassadengestaltung würden rechtzeitig bekannt gegeben, versprechen Investor, Projektentwickler und Oberbürgermeister. Den Biomarkt „Abraxas“ gibt es seit 1991 in Neustadt. Geführt wird er von Ulli Schröder und Hildegard Bollenbach. Seit der Gründung zog „Abraxas“ dreimal um, stets in größere Räume, zuletzt auf 230 Quadratmeter Verkaufsfläche in der Friedrichstraße 35. Doch war man seit 2006 wieder auf der Suche nach einem besseren Standort, zuletzt im Gespräch mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG). Diese will, wie berichtet, nahe der alten Post beim Bahnhof ein modernes Dienstleistungszentrum mit Parkhaus bauen, Kostenpunkt zwölf Millionen Euro. Im Erdgeschoss sollte „Abraxas“ einziehen. Er sei sehr glücklich, dass es mit Hertie geklappt habe und es nun losgehen könne, sagte WBG-Geschäftsführer Dietmar Kurz gestern auf Anfrage. Enttäuscht darüber, dass es nichts mit WBG und „Abraxas“ wird, sei er nicht. Der Biomarkt habe nie verheimlicht, sich auch nach anderen Standorten umzusehen, so Kurz. Außerdem sei das WBG-Projekt nicht von „Abraxas“ abhängig. Zwar habe man sich bei der Planung ein wenig mit dem Unternehmen abgesprochen, doch verursache die Absage weder Mehrkosten noch Mehraufwand. Ein Gegner des WBG-Projekts ist Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer (CDU), politischer Geschäftsführer der WBG und OB-Kandidat. Sein Argument: Die WBG sollte in den sozialen Wohnungsbau investieren, für das Projekt lasse sich auch ein anderer Investor finden. Diese Debatte sei unabhängig von der Frage, wer in ein solches Gebäude einziehe, sagte Röthlingshöfer gestern auf Anfrage. Allerdings könne sie nun „ein Stück weit unkomplizierter“ geführt werden, da die Zukunft des Biomarkts gesichert sei. Alle drei OB-Kandidaten freuten sich gestern auf Nachfrage mit „Abraxas“, vor allem aber darüber, dass es mit Hertie endgültig geklappt habe und das Projekt jetzt starten könne . Dass der Biomarkt dort einziehe, zeige, dass er an die Zukunft der Immobilie glaube, was sicher nach außen strahle, so Röthlingshöfer. FWG-Bewerber Marc Weigel sprach ebenfalls von einem wichtigen Schritt für die Belebung von Innenstadt und Fußgängerzone. Dass „Abraxas“ nun beim Hertie-Investor und nicht bei der WBG unterschrieben hat, lasse aber auch vermuten, dass ihn die Debatte um das WBG-Vorhaben verunsichert habe. Für das Projekt als solches sei die Absage unschädlich, so Weigel, der auf die Stadtentwicklungsgesellschaft verwies, die er im Fall seiner Wahl gründen wolle – auch, um die WBG von solchen Projekten zu entlasten. „Ich freue mich, dass es Abraxas ist, der in das Hertie-Gebäude einziehen wird“, meinte SPD-Kandidat Pascal Bender. Die Reaktivierung der Immobilie sei eine große Chance für Neustadt und die Belebung der Innenstadt. Auch Bender sieht keinen Nachteil für den WBG-Plan: „In dieser Lage finden sich problemlos ähnlich interessante Nutzungen.“ Die Debatte um das WBG-Projekt habe das Unternehmen schon etwas verunsichert, bestätigte „Abraxas“-Geschäftsführerin Hildegard Bollenbach gestern. Daher sei der Biomarkt von sich aus auf den Hertie-Investor zugegangen. Expandiert werde nun von 230 auf rund 600 Quadratmeter Verkaufsfläche. Dass damit durchaus ein unternehmerisches Risiko verbunden ist, sei klar – nichts zu tun, sei aber auch ein Risiko. „Wir haben uns diesen Schritt gut überlegt“, so die Geschäftsführerin.

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