Neustadt Pfälzer feiern auch im Regen
Was ein echter Pfälzer ist, den stört auch Regen nicht beim Schoppentrinken und Feiern. Und so waren bereits am frühen Samstagabend in St. Martin die Lokale gut besucht, die Gassen belebt und die Höfe zum Bersten voll. Im „Alten Schlössel“ und im „Aloisiushof“ ging zeitweise gar nichts mehr, das Security-Personal ließ niemanden mehr rein. Nebenan bei der Katholischen Jungen Gemeinde, wo aktuelle Songs die jungen Leute anlockten, erübrigte sich die Einlasskontrolle: Manch einer zog es angesichts des Gedränges vor, auf der Straße seinen Schoppen zu trinken. „Is voll!“, meinte ein junger Mann beim Verlassen des „Molli’gen Hofes“, und es war nicht ganz sicher, ob er nur den Andrang im Hof oder auch seinen eigenen Zustand meinte. „Ein Weinfest im November ist schon ungewöhnlich“, fand die Dame, die mit einem Reisebus aus Daun gekommen war. „Aber in den Höfen ist es gemütlich und die Stimmung einzigartig.“ Am Freitag hatte das Dreigestirn aus Ortsbürgermeister Timo Glaser, der St. Martiner Weinprinzessin Daniela I. und dem Heiligen Martin Bischof von Tours – alias Patrick Christmann – das Fest offiziell eröffnet. Wegen des Regens musste die kleine Feier vor der „Alten Kellerei“ ohne Musik der KAB-Blaskapelle auskommen. Martin von Tours in vollem Ornat erinnerte die Zuhörer daran, dass die Maxime des Heiligen auch 1700 Jahre nach seinem Tod nicht veraltet sei: „Auch ein reicher Mann ist arm ohne Freunde, mit denen er teilen kann. Und deshalb laden wir Mademer Euch ein zu unserem Fest: Wir teilen unsere Fröhlichkeit und unsere Schoppen!“ Das Fest sei eine gute Gelegenheit, um neue Freunde und neuen Wein kennenzulernen – denn Wein halte gesund. „Schaut mich an, ich bin 1701 Jahre alt und noch immer das blühende Leben“, rief er unter dem Gelächter der Zuhörer. Das Paar, das unter einem Schirm der Rede lauschte, war ganz von der Bergstraße zum Martinusfest gekommen. „In der Pfalz gibt es so viele nette Feste“, begründeten sie ihre weite Anreise. Und dann gab es natürlich noch eine erste Kostprobe des Festweins, eines feinherben Kerners, den der Ausschank „Zum Molli’gen Hof“ spendiert hatte. Der Samstagmorgen gehörte dann wieder ganz dem Schutzpatron und Namensgeber des Dorfes. In einer feierlichen Prozession wurde die St.-Martinus-Statue vom Weingut Edgar Christmann zum Herrengut St. Martin getragen, wo sie während der nächsten zwölf Monate stehen und eine weitere Sehenswürdigkeit für Touristen sein wird. Am Abend wurde die Geschichte des Heiligen Martin lebendig: Nachdem die Laternen des Martinsumzugs die kleinen Gassen des Dorfes erhellt hatten, inszenierte die Laienspielgruppe das Leben des Martin von Tours in einem stimmungsvollen Martinusspiel. Weil sich weinseliges Feiern mit Musik und die ruhigeren Veranstaltungen zum Martinsfest nicht immer zufriedenstellend koordinieren lassen, wird ab dem kommenden Jahr das Weinfest vorverlegt und am Wochenende vor dem 11. November stattfinden. „Das war eine einstimmige Entscheidung des Gemeinderats in Abstimmung mit den Ausschankbetrieben“, erläutert Timo Glaser. „Wenn der Martinstag wie dieses Jahr auf ein Wochenende fällt, sind beide Veranstaltungen logistisch fast nicht zu meistern.“ Mit der Trennung von Weinfest und Martinsfest sei beiden Festen Rechnung getragen.