Neustadt Ruppertsberg: Neuer Dachaufbau für Teehaus

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Arbeiten mit Aussicht: Friedrich Woidy (links), Thorsten Woidy (Mitte) und Maik Lutz fügen einen Balken, einen »tragenden Überzug«, in das Gemäuer ein. Drei Tage später wird das neue Dach des Teehauses geliefert und mit einem Kran auf das Gebäude gehoben.

Ruppertsberg: Seit Montagmorgen ist das Teehaus im Ruppertsberger Wingert wieder von der Weinstraße aus zu sehen. Denn seit Montag hat das geschichtsträchtige Gebäude einen neuen Dachaufbau, nachdem das alte Dach bei einem Brand zerstört worden war. Diesen Sonntag feiert die Gemeinde Richtfest.

Es steht da wie eine alte Dame auf Krücken in einem verwilderten Garten, das Teehaus in der Weinlage Hoheburg oberhalb von Ruppertsberg: von den Jahren gezeichnet, aber immer noch mit einer gewissen Eleganz. Das Teehaus hat im Vergleich zur alten Dame einen Vorteil: Es bekommt eine Art Frischzellenkur, die wirkt. Denn der Förderverein Teehaus tut alles dafür, dass das 1884 gebaute Gebäude außen wie innen so hergerichtet wird wie anno dazumal. Im Mai vergangenen Jahres hat sich der Verein gegründet, am 12. September gingen das Teehaus und das kleine Grundstück in dessen Besitz über – verkauft von der Vorbesitzerin Bettina Bürklin-von-Guradze zu einem symbolischen Preis. Seither sind nicht nur die Mitglieder des Fördervereins, sondern der gesamte Ort kräftig dabei Spenden zu sammeln. Und die sind unbedingt nötig. „Wir können nur so viel bauen, wie das Geld reicht“, betont Ursula Knoll, Ruppertsberger Ortsbürgermeisterin und Vereinsmitglied. Jede noch so kleine Spende sei hilfreich. Nach derzeitigem Stand bliebe es bei den geplanten Kosten von etwa 860.000 Euro, sagt Franz.

Alter Bilder gesucht

Sowohl Knoll als auch die Vereinsvorsitzende Birgit Franz sehen das renovierte Teehaus bereits vor sich: „Innen wird zu außen, wenn durch die offenen Läden Licht hereinströmt“, so Franz, Professorin für Denkmalpflege und Bauwerkserhaltung. Hier, auf dem kleinen Plateau mitten im Weinberg, sollen einmal Ehen geschlossen, das Teehaus Außenstelle des Standesamtes werden. Damit das Gebäude seinem Ursprungszustand so nahe wie möglich kommt, suchen die Mitglieder des Fördervereins nach Bildern des Teehauses aus den Jahren vor 1960: „Wir wissen zum Beispiel nicht, wie die Fenster damals ausgesehen haben. Vielleicht bringen uns alte Fotos Aufschluss.“ Noch ist das etwa 80 Quadratmeter große Haus mit Salon und zwei Nebenräumen aber eingerüstet. Der Treppenaufgang zur Laterne ist wegen Einsturzgefahr tabu. Von den Läden, die noch in den Angeln hängen, blättert die Farbe ab. Genauso verhält es sich mit den Wänden im Inneren: Hier sind es gleich mehrere Schichten, unter denen hier und da Ornamentmalereien zu sehen sind. Neue Holzbalken halten wiederum weitere Balken, auf denen am Freitag noch Mitarbeiter der Firma Woidy in luftiger Höhe die Ankunft des neuen Dachaufbaus vorbereitet haben. Das alte war 2014 aus bis heute nicht geklärtem Grund abgebrannt, hatte dem ohnehin schon baufälligen Gebäude noch mehr zugesetzt.

Kran setzt Dach an seinen Platz

„Das ist sehr hochwertiges Material, das wir hier zur Verfügung gestellt bekommen haben“, sagt Fritz Woidy, Seniorchef des Bauunternehmens sowie Vorstandsmitglied des Fördervereins. „Wir halten uns hier an alles, was den biodynamischen Weinbau nicht gefährdet“, ergänzt Franz in Hinblick auf die Wingertszeilen ringsum. Gerne hätte Woidy auch etwas Originales übernommen: „Zwei Balken, die nicht vom Feuer zerstört worden sind, wollten wir retten.“ Diese hätten aber wegen Schwammbefalls entsorgt werden müssen. Der Stuck hingegen konnte soweit erhalten werden – die Restauratorin Kirsten Harms hat ihn so gesichert, dass die schadhaften Hölzer von oben abgetragen werden konnten. Letzte Vorbereitungen mussten am Freitag noch getroffen werden. Drei Tage später ist es dann endlich soweit: Nachdem das Dach mehrere Monate lang in der Firmenhalle von Woidy gelegen hatte, wird es am frühen Montagmorgen fix und fertig angeliefert. Innerhalb einiger Minuten schwebt das Holzgerippe an einem Seilkran durch die Luft, bis Arbeiter auf dem Teehaus es entgegennehmen. Und dann ist Fingerspitzengefühl und Kraft gefragt, bis der Dachaufbau mit seinen Rundbögen an Ort und Stelle sitzt. Drei Tage lang dauert der Aufbau des Daches, nachdem das Gerüst steht. Woidy freut sich über diesen Meilenstein: „Nun kann man uns wieder von der Weinstraße aus sehen.“ Gefeiert werden soll dies mit am kommenden Sonntag von 11 bis 13 Uhr bei einem Richtfest, zu dem alle Menschen aus der Verbandsgemeinde Deidesheim eingeladen sind. Info —Richtfest am Sonntag, 24. Juni, 11 bis 13 Uhr, am Teehaus Ruppertsberg. — Spendenkonto des Fördervereins Teehaus Ruppertsberg: DE18546512400005598347 —Fotos vom Teehaus von vor 1960 an Birgit Franz, E-Mail: birgit.franz@hawk.de

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