Neustadt „Stark gekämpft“

Berlin. Die Wasserballer des SC Neustadt haben zum Saisonauftakt in der Bundesliga ihr Spiel beim SC Wedding Berlin mit 5:8 verloren (0:2,2:1,1:3,2:2). Der SC Neustadt hat gestern schriftlich gegen die Wertung des Spiel Einspruch erhoben. Der ungarische SCN-Neuzugang Kristof Reinspach hatte nicht spielen dürfen, weil sein Spielerpass noch nicht vorliegt.

Nüchterne Analytiker hatten damit gerechnet, dass der Auftakt der neuen DWL-Saison der B-Gruppe für die Wasserballer des SC Neustadt nur gedämpfte Erfolgsaussichten versprach. Die weite Reise aus der Pfalz in die Hauptstadt zum Dauerrivalen der vergangenen Jahre, dem SC Wedding, stand alles andere als unter optimalen Voraussetzungen: Die anhaltenden Debatten um die Zukunft der Mannschaft, der für die Partie am Samstag zur Verfügung stehende Kader von nur zehn statt 13 möglichen Akteuren, und schließlich auch einige personelle Eckdaten im direkten Spielverlauf machten am Ende das 5:8 aus Neustadter Sicht sogar zu einem Achtungserfolg, mit dem nicht ohne Weiteres zu rechnen war. Bis zum 5:7-Zwischenstand 2:21 Minuten vor Schluss hielten die Gäste die Partie weitgehend offen, ließen sogar einen Punktgewinn möglich erscheinen. Dass das Match lange auf Augenhöhe stattfand, wurde mit den Viertelresultaten bestätigt. Zwei Spielabschnitte gewann Wedding 2:0 (1., 3:1/3.), den zweiten Neustadt (2:1), der vierte endete unentschieden (2:2). Dreimal war der SCN bis auf ein Tor heran (1:2/10. Minute; 2:2/12.; 3:4/20.), doch der psychologisch wichtige Ausgleich wollte nicht gelingen. Wedding-Goalie Pawel Lis wurde denn auch nach der Begegnung zum „Spieler des Tages“ gekürt. Trotz der Niederlage – der dritten in Serie im Nordberliner Kombi-Bad, nachdem Neustadt zuletzt Ende Mai in der ersten Playdown-Runde zweimal hier verloren hatte – war Trainer Davorin Golubic nicht unzufrieden mit den Seinen. „Ich kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen. Sie hat alles versucht, stark gekämpft und hatte die Referees nicht unbedingt auf ihrer Seite.“ 6:2 Wasserverweise gegen Neustadt waren dafür nur ein Beleg. Golubic war davon selbst betroffen, er musste sich das Spiel nach Gelb-Roter Karte aus der Entfernung anschauen. „Ich habe lediglich vergleichsweise dezent moniert, dass die Zeiten bei Wasserverweisen exakt einzuhalten sind, und nicht künstlich zu verlängern sind. Darauf so hart zu reagieren, halte ich für übertrieben“, sagte er. Auch der Wasserverweis „mit Ersatz“ für Martin Görge zu Beginn des Spiels bestrafte eine Nickligkeit und hatte für den SCN größere Bedeutung, weil – so Golubic – „Martin unser einziger Linkshänder ist“. Dass die Neustadter gleichwohl, wie beschrieben, gut mithielten, zeigte, dass die Chemie in der Mannschaft stimmt. Kapitän Matthias Held übernahm Verantwortung und die Regie. Torwart Ivan Pisk (24) dokumentierte mehrfach, dass er sein Handwerk in der Talentschule von Mladost Zagreb bestens gelernt hat. SCN-Spieler Fernando Mongrell (29) und Neuzugang Domagoj Mijatovic (ebenfalls im Zagreber Verein ausgebildet und in der Vorsaison beim SV Cannstatt am Ball) zeigten ihre Qualitäten als Torschützen und erzielten je zwei Treffer, Levan Mosashvili einen. „Am Ende hat es nicht für Punkte gereicht. Aber die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, verdient Respekt und macht Mut für die kommenden schwierigen Aufgaben.“ Bei denen, hofft Golubic, werde man besser aufgestellt sein, daheim zum Beispiel auch auf den „unkaputtbaren“ Stefan Ehrenklau (41) zurückgreifen können. Der hat sich angesichts der dünne Personaldecke entschlossen, noch einmal ein Jahr dranzuhängen und für den Fall der Fälle zur Verfügung zu stehen. Die nächste Gelegenheit dafür gibt es am Samstag, 5. November, wenn der SC Neustadt zur Heimpremiere der Saison den SV Würzburg empfängt. Gegen die Wertung des Wedding-Spiels hat der Neustadter Manager Michael Heinz gestern in einem Schreiben an den Spielleiter des Deutschen Schwimmverbandes (DSV), Bernt Jacobs (Hamburg), schriftlich Einspruch eingelegt. Heinz begründet den Einspruch damit, dass der neue ungarische Spieler Kristof Reinspach wegen des fehlenden Spielerpasses nicht hatte eingesetzt werden können. „Dies hat den Ausgang der Partie beeinflusst. Wir fordern eine Neuansetzung. Die Zusatzkosten sind vom DSV zu tragen“, sagte Heinz. Er belegt seinen Protest mit dem zeitlichen Ablauf der Freigabe-Modalitäten: So sei bei der LEN (Ligue Européenne de Natation), dem europäischen Dachverband für Wassersport, die Freigabe über dem Deutschen Schwimmverband (DSV) am 29. August beantragt worden. Am 13. September wurde der SCN informiert, dass die notwendigen Dokumente vom ungarischen Verband vorliegen und die Freigabe nach Zahlung der LEN-Gebühr erteilt wird. Nachdem das LEN-Dokument mit der Bitte um Freigabegebühr vom DSV am 18. Oktober um 17 Uhr beim SCN eingegangen war, wurde die notwendige Gebühr von 150 Euro noch am gleichen Tag um 18 Uhr vom SCN bezahlt. Bis zum 22. Oktober lag allerdings noch keine Freigabe vor. Zeitgleich wurde über den kroatischen Landesverband auch die Freigabe für den kroatischen Torhüter Ivan Pisk bearbeitet, dessen Spielerpass fristgerecht zum ersten Saisonspiel vorlag. „Wir haben das Fehlen der LEN-Freigabe für Reinspach wiederholt beim DSV angezeigt. Der DSV hätte auch eine vorläufige Freigabe beim LEN nach den Bestimmungen der LEN-Regularien, Paragraf TR 3.4, beantragen können, damit wäre das Problem für uns frühzeitig behoben worden“, betonte Heinz. Auch habe der SCN die notwendigen Dokumente wie Freigabe durch den ungarischen Verband und die Überweisung der Gebühr dem Rundenleiter und dem DSV übermittelt. Als Reaktion sei der SCN vom DSV lediglich darauf hingewiesen worden, dass ein Einsatz des Ungarn zur Annullierung der Partie geführt hätte. Daher habe der SCN direkt nach dem Spiel Protest gegen die Wertung eingelegt, erklärte Michael Heinz. Dieser Protest wurde auch im Spielprotokoll vermerkt.

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