Neustadt Urkundenverleihung „eine Art Feiertag“

Neustadt. „Jede Woche beginnen wir mit 20 Minuten Gymnastik, bevor wir die verschiedenen Disziplinen trainieren“, erzählt Heide Schreiber. Sie und ihr Mann Hans Schreiber, Abteilungsleiter für Senioren- und Freizeitsport beim SV Schöntal, haben in diesem Jahr 16 der 24 Bewohner aus der Camphill-Lebensgemeinschaft Königsmühle für die Sportabzeichen-Prüfung trainiert. Am Mittwoch, 17. Dezember, werden beeinträchtigten Sportlern Urkunden überreicht – bereits zum zehnten Mal.

Wegen des großen Engagements der Mitglieder des SV Schöntal haben die Betreuten jede Woche die Gelegenheit, im Stadion unter Anleitung von Hans und Heide Schreiber zu trainieren. „Der Sport wird dem Leistungsvermögen jedes Einzelnen angepasst“, sagt Hans Schreiber. „Jeder darf so viel Sport machen, wie er kann.“ Einige brächten sogar Leistungen, die in manchen Disziplinen für das Deutsche Sportabzeichen ausreichten, betont der Schöntaler. Die Verleihung der Urkunden, „der absolute Höhepunkt für die Camphill-Bewohner“, sei eine Art Feiertag. „Sie sind sehr begeistert und immer mit Herz und Seele beim Training“, unterstreicht Hans Schreiber. Sogar manche Eltern wohnten der Verleihung bei. Für anstehende Sportfeste, erläutert seine Frau, übten sie auch das Toreschießen. Diese Feste sollen die Integration der Betreuten in die Gesellschaft fördern Für Heide und Hans Schreiber ist das ehrenamtliche Engagement selbstverständlich: „Wir beide kennen die verschiedenen Bewohner der Königsmühle mittlerweile sehr gut.“ Manche hätten sie sofort mit offenen Armen begrüßt, andere hätten etwas gebraucht. „Eine Vertrauensbasis aufzubauen, braucht seine Zeit“, weiß Hans Schreiber. Nach langer Suche in ganz Deutschland verlegten die Gründer der Stiftung Camphill-Lebensgemeinschaften ihren Sitz aus Föhrenbühl am Bodensee nach Neustadt an die Königsmühle, die bis dahin lange als Kurhaus und später als Hotel gedient hatte. Als Heide und Hans Schreiber von der Lebensgemeinschaft als Hilfskräfte für einen Weihnachtsmarkt benötigt worden seien, hätten sie erstmals engeren Kontakt aufgenommen. Später seien sie gefragt worden, ob sie mit den Betreuten regelmäßig Sport treiben würden. Seitdem trainieren die Schreibers jeden Sommer 19- bis 30-Jährige einmal wöchentlich im Stadion. (rga/Archivfoto: lm)

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