Neustadt Vom Korndreschen zur Meisterschaft

Star aus Dudenhofen: Hermann Backof.
Star aus Dudenhofen: Hermann Backof.

Die deutschen Bahnrad-Meisterschaften von Mittwoch, 11., bis Sonntag, 15. Juli, erinnern an einen der besten Fahrer des ausrichtenden RV Dudenhofen: an Hermann Backof (1933 – 2013).

Er gehörte in den 1950-ern zur deutschen Elite, fuhr rund 500 Rennen, startete bei elf deutschen Meisterschaften, darunter im Juli 1952 auf seiner Heimbahn, gewann aber nie. Das hing auch damit zusammen, dass er anders als seine größten Konkurrenten wie Werner Potzernheim aus Hannover sich nie gezielt vorbereiten konnte, ganz zu schweigen von den heutigen Möglichkeiten in Sportschulen, Sportinternaten, bei der Bundeswehr und der Polizei. Und es hing damit zusammen, dass damals auch Sprinter wie er Mannschaftsrennen zu fahren hatten. Backofs Eltern hatten einen landwirtschaftlichen Betrieb, und „manchmal, wenn ich hätte trainieren sollen, musste ich meinem Vater auf dem Feld oder sonst wo helfen“, erinnerte er sich. Das war auch 1952 nicht anders, als der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die deutsche Meisterschaft an den RV Dudenhofen vergab. Backof: „Da habe ich meinem Vater beim Korndreschen helfen müssen, und als die Zeit bis zu meinem Einsatz auf der Rennbahn knapp geworden ist, konnte ich zum Waschen nicht mehr nach Hause. Da bin ich an den Speyerbach in der Nähe von unserem Acker, hab’ schnell den Dreck vom Gesicht gemacht und bin dann zur Bahn geradelt.“ Dort besiegte er im DM-Vorlauf den großen Favoriten Willi Trost aus Köln, der sich eine Woche lang in Dudenhofen vorbereitet hatte. Im 500-Meter-Finale kam er dann wieder einmal nicht an Potzernheim vorbei. Der knappen Niederlage folgte wenig später „meine größte Enttäuschung“. Weil der BDR „nicht genug Geld gehabt hat“, nahm er nur die amtierenden Meister mit zu den Olympischen Spielen 1952 nach Helsinki. Das waren die ersten nach dem Zweiten Weltkrieg, zu denen Deutschland wieder zugelassen war. Der gerade 1,60 Meter große „Hermännel“, wie ihn die in der heimischen Bahn Tausende Zuschauer nannten und den sein Verein später zum Ehrenmitglied ernannte, wurde wiederholt ins Nationalaufgebot berufen, fuhr bei der Bahn-Weltmeisterschaft 1954 in Köln und machte 1956 in Leipzig die Ost-West-Ausscheidungen für Olympia in Melbourne mit. Der gelernte Bauschlosser und nachmalige Mitarbeiter der Speyerer Stadtwerke beendete seine Radsport-Karriere bereits mit 27 Jahren. Wegen Schmerzen in den Beinen, die „kein Arzt erklären konnte“ und weil er offenbar immer sensibler wurde: „Ich hab’ jeden Zuruf, jede Kritik von den Rängen gehört.“

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