St. Martin Wandertipp: Der Berg steckt voller Überraschungen

Jedes Wochenende im Pfälzerwald unterwegs: Josef Praml.
Jedes Wochenende im Pfälzerwald unterwegs: Josef Praml.

Wandern in der Region: Josef Praml, Vorsitzender des Pfälzerwald-Vereins St. Martin, ist viel am „Hausberg“ der Gemeinde unterwegs: dem Hochberg. Und dort gibt es zahlreiche kulturelle Besonderheiten zu entdecken.

Seit vier Jahren ist Josef Praml Erster Vorsitzender der rund dreihundert Mitglieder zählenden Ortsgruppe St. Martin des Pfälzerwald-Vereins (PWV). Praml ist begeisterter Wanderer, aber auch „Mädchen für alles“ im Vereinsheim, obwohl dieses verpachtet ist. Was das Wandern anbetrifft, geht der Vorsitzende mit gutem Beispiel voran. Fast an jedem Wochenende findet sich eine Gruppe von zehn bis 20 Wanderern zusammen und erkundet den Pfälzer Wald rund um St. Martin. Dies sind aber nicht nur Vereinsmitglieder, jeder Wanderfreund ist willkommen. Immer ein anderer aus der Gruppe tüftelt im Vorfeld einen Weg aus.

Immer mit dabei sind dann Josef Praml und seine Frau Heike Rosmann, die in der österreichischen Steiermark groß wurde, aber bereits 1998 nach Deutschland übersiedelte. Früher entlockte es ihr nur ein mildes Lächeln, wenn die Erhebungen des Pfälzerwaldes als Berge bezeichnet wurden. Ist sie doch ganz andere Bergeshöhen gewohnt. Heute weiß sie aber auch die Pfälzer Berge zu schätzen.

„Man muss, wenn es ums Wandern geht, auch immer den inneren Schweinehund überwinden“, hält Praml fest. Dies gelte unabhängig davon, welche Streckenlängen zurückgelegt werden sollen. In den Gruppen, mit denen er unterwegs ist, werden meist zwischen zehn und 15 Kilometer gewandert. Das Alter der Wanderer liegt zwischen 50 und fast 90 Jahren. Dabei seien oft die Älteren diejenigen, die die Marschzahl vorgeben. Wegen der „Oldies“ habe man die Strecke noch nie reduziert.

Der vierthöchste Berg

Gefragt nach seiner Lieblingsroute erklärt Praml, dass es diese für ihn eigentlich gar nicht gibt. „Für mich sind es die Wege und Pfade rund um den Hochberg, den Hausberg der St. Martiner. Hier gibt sehr viel zu entdecken und tatsächlich auch immer noch wieder Neues.“ Der Hochberg ist mit 635,3 Metern der vierthöchste Berg im Pfälzerwald. Gerne unternimmt die Wandergruppe auch Erkundungen rings um den in der Nähe gelegenen 582,6 Meter hohen Schraußenberg.

„Rund um den Hochberg steckt viel Kultur im Pfälzerwald. Hier gibt es beispielsweise die bekannte Lourdes-Grotte, den St. Martiner Kreuzweg, das Wetterkreuz auf dem Ottilienberg oder auch die Denkmäler, die an die Haingeraiden erinnern, die vermutlich schon im fünften oder sechsten Jahrhundert entstanden sind.“ Haingeraide – damit sind bäuerliche Verbände gemeint, die im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gemeinsam den Wald nutzten.

Entlang der Grenze der ehemaligen vierten und fünften Haingeraide führt ein Pfad vom Ottilienberg zum Schraußenberg. Ein weiterer Weg führt zur Hesselbachhütte. „Diese lag einst auf St. Martiner, heute aber auf Kirrweilerer Gemarkung“, informiert Praml. All diese Wege gehören zum Repertoire des passionierten Wanderers, der auch mal gerne abseits markierter Wege und Pfade unterwegs ist.

Viele Rittersteine

Kürzlich unternahmen Praml und seine Frau eine Tour, die vom Argenbachtal zum Kanzelfelsen und zum Schuhmacherstiefel führte. Zurück ging’s über das Kleyental. Diese Strecke ist gesäumt von sogenannten Rittersteinen, Sandsteinblöcke, die ab 1910 vom Pfälzerwaldverein zur Orientierung errichtet wurden. Insgesamt gibt es noch 307 Exemplare. Im September wird die Strecke dann von einer größeren Gruppe in Angriff genommen, zu der auch die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Maikammer, Gabriele Flach, gehören wird. „Beim Wandern komme ich immer wieder an Stellen, die ich zuvor noch nie gesehen oder zumindest nicht wirklich wahrgenommen hatte“, stellt Praml fest.

Heike Rosmann und Josef Praml kennen auch die ganz großen Herausforderungen des Wanderns im Pfälzerwald - den Wandermarathon, auch „Gipfelsturm“ genannt. Hier gilt es, über 42 Kilometer die 16 Gipfel des Pfälzerwaldes zu erklimmen, die eine Höhe von 600 und mehr Metern aufweisen. Der Höhenunterschied auf der Strecke liegt bei 1500 Höhenmetern. Nicht alleine die Höhe der Berge ist hier die Schwierigkeit, vielmehr das ständige Auf und Ab auf den Wegen zwischen den Gipfeln.

Schon als Kind war Josef Praml zusammen mit seinen Eltern mit der Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins bei dessen sonntäglichen Wanderungen unterwegs. „Damals war das ja nicht so ganz freiwillig, aber es blieb einem ja kaum was anders übrig“, erzählt er lachend. Als Erwachsener hatte er dann erstmal viele Jahre mit der Wanderei nichts mehr am Hut, ehe ihn ein St. Martiner „Pfälzerwäldler“ ansprach, ob er denn nicht in den Verein eintreten und bei den Wanderungen mitmachen wolle. Das war vor zehn Jahren. Praml fand die Lust zum Wandern wieder, diesmal vollkommen freiwillig.

Gebürtiger „Mademer“

Praml ist gebürtiger „Mademer“, Jahrgang 1965. Wenn man ihn reden hört, würde man dies gar nicht vermuten, spricht er doch ein gepflegtes Hochdeutsch – obwohl seine Mutter aus Eußerthal und sein Vater aus Landstuhl kamen. Anfang der 1960er-Jahre war das Paar in St. Martin heimisch geworden. „Dass ich ausschließlich hochdeutsch spreche, liegt wohl in erster Linie an meinem Beruf. Ich habe täglich mit Kunden aus ganz Deutschland zu tun.“ Praml ist beim Fahrdienstanbieter Mobility on Demand (MoD) in Neustadt als Data-Analyst tätig.

Das Vorhaben des PWV-Hauptvereins, Wanderwege aufzugeben und der Natur zu überlassen, sieht er mit gemischten Gefühlen. „Einerseits ist es schade, wenn diese Wege dann nicht mehr zur Verfügung stehen, andererseits ist es auch schwer, alle Wege dauerhaft zu pflegen und zu erhalten. Dies ist sowohl ein finanzielles als auch ein personelles Problem.“ Er hoffe, dass gute Lösungen gefunden werden.

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