Niederkirchen Warum das Fest um den Wein für Samstagabend abgesagt wurde

Extrem starke Unwetter auch in der Pfalz waren für den Samstagabend vorhergesagt worden.
Extrem starke Unwetter auch in der Pfalz waren für den Samstagabend vorhergesagt worden.

Schwere Unwetter waren für den vergangenen Samstagabend vorhergesagt: Mit Orkanböen, Hagel und Tornados sei in der Pfalz zu rechnen, warnte das Wetterbüro Klima-Palatina. Vor diesem Hintergrund wurde das Fest um den Wein in Niederkirchen am Samstag um 19 Uhr beendet. Das gefiel nicht jedem.

Nicht nur die Wetterfrösche in unserer Region, auch der Deutsche Wetterdienst gab schon am Freitag und auch am Samstag Warnungen vor heftigen Unwettern heraus, die auch Rheinland-Pfalz betreffen sollten. Wegen des aus Frankreich heranziehenden Gewittertiefs Annelie sei es am Samstagabend sehr gefährlich, sich im Freien aufzuhalten, so der Deutsche Wetterdienst. Auch Wetterexperte Christian Müller von Klima-Palatina empfahl dringend, Public-Viewing-Veranstaltungen und andere öffentliche Veranstaltungen im Freien frühzeitig nach drinnen zu verlegen.

Das drohende Unwetter hatte ganz konkrete Auswirkungen auch auf das Fest um den Wein in Niederkirchen, das am frühen Samstagabend um 18 Uhr offiziell eröffnet werden sollte. Denn wegen der Wetterlage entschieden sich das Festkomitee der Gemeinde, der Ortsbürgermeister, die Ordnungsbehörde der Verbandsgemeinde Deidesheim, die Feuerwehr und die Veranstaltungsleitung der Verbandsgemeinde gemeinsam, das Fest für den Samstagabend ab 19 Uhr abzusagen. Zuvor hatte gegen 16 Uhr eine Lagebesprechung aller Beteiligten stattgefunden.

Im Nachhinein heftige Kritik

Das Unwetter fiel zumindest in unserer Region dann allerdings nicht so schlimm aus, wie es im Vorfeld von den Wetterexperten prognostiziert worden war. Diesen – eigentlich glücklichen – Umstand nahmen aber einige Zeitgenossen zum Anlass, die Absage am frühen Samstagabend im Nachhinein heftig zu kritisieren. Auch bei der RHEINPFALZ kam eine an die Verbandsgemeinde gerichtete Beschwerde an: Mit der Absage sei über das Ziel hinaus geschossen worden. Außerdem würden die Bürger damit bevormundet, weil jeder für selbst entscheiden könne, welches Risiko er eingehen wolle.

Diese Argumentation kann Niederkirchens Ortsbürgermeister Stefan Stähly (FWG) nicht nachvollziehen. Auf Anfrage der RHEINPFALZ sagte er am Dienstag, die Absage am Samstagabend sei zwar bei einigen auf Unverständnis gestoßen. Die Vertreter der beteiligten Behörden und Einrichtungen hätten sich die Entscheidung aber nicht leicht gemacht. Die Wetterlage und die dringende Empfehlung des Deutschen Wetterdienstes, den Aufenthalt im Freien in den Abendstunden zu vermeiden, habe es erfordert, frühzeitig zu handeln. Die Verantwortlichen wollten sich nicht vorwerfen lassen müssen, trotz massiver Warnungen nicht reagiert zu haben. Deshalb stehe er zu der Entscheidung, sagte Stähly, denn die Sicherheit gehe vor. Auch andernorts habe es Einschränkungen gegeben, zum Beispiel in Geinsheim, als am Auftaktwochenende der 1250-Jahr-Feier am Samstag wegen der Wetterlage schon um 21 Uhr Schluss gemacht werden musste.

Dörr: „Lieber auf Nummer sicher gehen“

Dass das Unwetter am Ende doch nicht so schlimm werden würde, habe niemand wissen können. „Hätte ich mich etwa darüber freuen sollen, wenn ein heftiges Unwetter gekommen wäre, weil es die Absage gerechtfertigt hätte?“, fragt Stähly. Er sei im Gegenteil dankbar dafür, dass es diesmal glimpflich abgegangen ist.

Verbandsbürgermeister Dieter Dörr (CDU) unterstrich im Gespräch mit der RHEINPFALZ, dass die Entscheidung zur Absage wegen der Warnung vor Extremwetter richtig gewesen sei. Spätestens seit der Ahr-Flut seien die Verantwortlichen sensibilisiert: „Wir gehen lieber auf Nummer sicher, bevor etwas passiert.“

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