Neustadt Wegschauen kann Respekt bedeuten

In St. Martin ist Lächeln jedenfalls ein gutes Zeichen: Marcel Schneider (links) und Johannes Dümler.
In St. Martin ist Lächeln jedenfalls ein gutes Zeichen: Marcel Schneider (links) und Johannes Dümler.

Manchmal erwachsen aus eigenen Erfahrungen richtig gute Ideen. So ging es Johannes Dümler aus St. Martin, der im Jahr 2003 ein Jahr Freiwilligendienst in Chile absolvierte. Die Begleitung durch Seminare war dabei wichtig, aber nicht ausreichend gut umgesetzt. Die Idee, etwas für kulturelle Verständigung und nachhaltiges Wachstum aufzubauen, war geboren. Der Verein Volute wurde gegründet.

Dümler und sein Freund Marcel Schneider, der in Rhodt unter Rietburg wohnt, hatten begonnen, von St. Martin aus ihre Erfahrungen in Seminaren und Workshops zu vermitteln. Volute, der Verein für erfahrungsorientierte interkulturelle Bildung, arbeitet unter anderem mit Organisationen für Freiwilligendienste im Ausland zusammen. Solche Dienste werden beispielsweise von den Bistümern Speyer und Trier, Mainz oder Limburg vermittelt. Viele Jugendliche wollen nach dem Schulabschluss einen Dienst im Ausland leisten, um dort zu lernen und sich zu engagieren. Für diesen Dienst, den die genannten Träger vermitteln, sollten sie aber umfassend und vor allem kulturell vorbereitet werden. „Andere Länder, andere Sitten“, zitiert Schneider eine immer noch gültige Weisheit. Beispiele dazu führt Dümler in interkulturellen Trainings anschaulich vor. So setzt er sich zum Beispiel neben einen Seminarteilnehmer, legt seinen Arm um dessen Schulter, beginnt mit ihm eine Unterhaltung und streichelt ihm dabei über den Bauch. Das hatte Dümler selbst bei einer Busfahrt im Ausland einige Male erlebt. Er war in jenem Moment irritiert, erfuhr aber später, dass dies ein Zeichen größter Anerkennung sei. Menschen in Ländern Ostafrikas wiederum könnten den direkten Blick in ihre Augen als aufdringlich auffassen, Lächeln kann für sie ein Zeichen von Überheblichkeit und Arroganz ihres Gegenübers sein. Wer also weiß, dass dort die Vermeidung des Blickkontakts keine Scheu oder Ignoranz, sondern Respekt bedeutet, ist vor Enttäuschungen gefeit. Und in Somalia ist eine freundliche Begrüßung nicht etwa das Händereichen. Hier umfassen sich zwei Personen gegenseitig den Unterarm. So gibt es in den Gesellschaften unendlich viele Symbole, Gesten, Verhaltensformen und Traditionen – von der Begrüßung über die Unterhaltung bis hin zu den Wertorientierungen, die die Freiwilligen in einem interkulturellen Training bei Dümler und Schneider kennenlernen. Dabei geht das Training weit über die Auseinandersetzung mit fremden Sitten hinaus. Sie haben ein Trainingskonzept entwickelt, um für kulturell unterschiedliche Werte und Handlungsweisen zu sensibilisieren und um Verständnis für unbekannte Denklogiken zu schaffen. Dümler und Schneider sind davon überzeugt, dass man von Fremden nur lernen kann, wenn man sich selbst besser kennengelernt hat. „Wir unterscheiden die Gruppen Outgoing und Incoming“, erläutern die beiden, also junge Menschen, die ins Ausland gehen wollen, und andere, die für ein Jahr nach Deutschland kommen, um in sozialen Einrichtungen zu arbeiten und zu lernen, bis sie wieder in ihr Land zurückgehen und dort die Erfahrungen weitergeben. Jugendliche, die nach ihrer Schulausbildung gerne im Ausland einen Freiwilligendienst ableisten wollen, können sich nach den Worten von Dümler und Schneider jederzeit an Volute wenden, um sich beraten zu lassen. Denn die beiden haben jede Menge Kontakte zu den Einrichtungen die solche Auslandsaufenthalte organisieren. Inzwischen gibt es viele Menschen mit Migrationshintergrund, die die hiesigen Umgangsformen und Werte kennenlernen wollen. Dies ist insbesondere für geflüchtete Menschen ein wichtiger Schritt zur Integration. Dafür realisiert der Verein eigens entwickelte Angebote für Geflüchtete und Ehrenamtliche in Kooperation mit dem Freundeskreis Asyl in Karlsruhe. Volute funktioniert inzwischen als ein Bildungsinstitut, in dem mit Teilnahmegebühren die Angebote ermöglicht werden. Die Bildungsangebote werden von den Bundesämtern für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit sowie für Migration und Flüchtlinge gefördert. Kontakt Kontaktaufnahme über www.volute.de oder Telefon 06323/9399026.

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