Neustadt „Wille der Eltern entscheidend“
Soll die Grundschule Lambrecht Ganztagsschule werden? Das war vor einem Jahr umstritten. Ein Antrag der Verbandsgemeindeverwaltung wurde vom Land abgelehnt. Nun haben der für Schulen zuständige Erste Beigeordnete Hans-Werner Rey (CDU), Schulrätin Ruth Kerth als Vertreterin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und Schulleiterin Nicole Ihrig darüber gesprochen, ob erneut ein Antrag gestellt werden soll.
berichtete den Mitgliedern des Verbandsgemeinderats Lambrecht über dieses Gespräch. Es unterscheidet sich von dem, was Kerth und Ihrig über das Gespräch sagen. Der im März 2014 von der Verbandsgemeinde Lambrecht, die Träger der Grundschule ist, gestellte Antrag auf Einrichtung einer Ganztagsschule ab dem Schuljahr 2015/16 wurde vor allem deshalb abgelehnt, weil Schulleitung, Lehrer und Elternvertretung den Antrag nicht unterstützt hatten. Alle hatten jedoch betont, dass sie nicht grundsätzlich gegen eine Ganztagsschule sind. Doch sei der Antrag nicht ausreichend vorbereitet und die Voraussetzungen seien nicht geklärt. Zudem war die Schule etwa zwei Jahre zuvor Schwerpunktschule geworden und man wolle erst einmal die damit verbundenen Herausforderungen bewältigen. Nach Ablehnung des Antrags hatten Rey und Verbandsbürgermeister Manfred Kirr erklärt, dass die Verbandsgemeinde in der Frage nicht mehr aktiv werde. Wenn die Schule Ganztagsschule werden möchte, müsse sie selbst aktiv werden. Nach Angaben von Schulleiterin Nicole Ihrig wurden zu Beginn des Schuljahres im September 2014 die Eltern der Schüler befragt, ob sie Interesse an einer Ganztagsschule haben. Nur 16 Eltern hätten Interesse bekundet. An der Schule werden 170 Kinder unterrichtet. Auch in Gesprächen mit Eltern werde nur selten Bedarf an einer Ganztagsschule geäußert. „Viele haben Interesse an der betreuenden Grundschule, die wir anbieten, aber Bedarf an einer Ganztagsschule gibt es nur selten“, berichtet Ihrig. Bei der Verbandsgemeinde seien im Januar und Februar Anfragen des für Schulen zuständigen Ministeriums eingegangen, ob man nicht einen Antrag für die Einrichtung einer Ganztagsschule an der Grundschule Lambrecht für das Schuljahr 2016/17 stellen wolle, teilte Rey dem Verbandsgemeinderat mit. Nach Angaben eines Sprechers des Ministeriums werden routinemäßig alle Schulträger, deren Antrag abgelehnt wurde, angeschrieben. Bei einem Gespräch am Montagvormittag habe Schulrätin Kerth auf die Schulleiterin „eingewirkt“ und „nach längerer Diskussion erreicht“, dass Schulleitung und Lehrer ihr Interesse an einer Ganztagsschule bekunden werden, so Rey im Verbandsgemeinderat. „Da hat jemand Druck ausgeübt“, kommentierte Kirr. Die Schulrätin habe wohl dafür gesorgt, „dass der Heilige Geist über die Schulleitung kommt“, merkte Peter Seelmann (CDU) an. „Es wurde kein Druck ausgeübt“, betonen unisono Ihrig und Miriam Lange, Sprecherin der ADD. Ganz im Gegenteil, Kerth habe die Schulleiterin immer wieder gegenüber Rey verteidigt, berichtet Lange. Kerth und Ihrig hätten „versucht, Herrn Rey klar zu machen“, dass niemand grundsätzlich gegen eine Ganztagsschule sei, dass aber die Voraussetzungen stimmen müssten. „Und das ist in Lambrecht nicht der Fall, es fehlt an Räumen und an entsprechender Ausstattung“, so die Sprecherin der ADD. Im Verbandsgemeinderat hatte Rey lediglich gesagt, dass die Stadt Lambrecht wohl etwas tun müsse. „Es ist Aufgabe des Schulträgers, für Räume und Ausstattung zu sorgen“, so die Sprecherin der ADD. „Schulleitung, Gesamtkonferenz, Personalrat und Lehrerkonferenz müssen schriftlich erklären, dass sie Interesse an einer Ganztagsschule haben“, teilte Rey den Mitgliedern des Verbandsgemeinderats mit. „Das wollte Herr Rey, aber das ist nicht so“, sagt Ihrig, und: „Für uns ist der Wille der Eltern entscheidend.“ Ebenso äußert sich die ADD-Sprecherin: „Entscheidend ist, dass Bedarf von Seiten der Eltern angemeldet wird.“ Nach Angaben von Ihrig werden Schule und Verbandsgemeinde die Eltern zu einem Informationsabend über die Ganztagsschule einladen. Danach sei noch einmal eine Befragung der Eltern vorgesehen. Erst danach würden die Gremien der Schule sich entscheiden. Rey berichtete im Verbandsgemeinderat von einer geplanten Podiumsdiskussion mit Vertretern des Ministeriums und der Kreisverwaltung. Nach seinen Angaben hat das Jugendamt der Kreisverwaltung großes Interesse an einer Ganztagsschule in Lambrecht. Denn in der Stadt gebe es eine nicht unbeträchtliche Zahl sozial problematischer Familien. Nach Informationen der RHEINPFALZ beruht dieses Interesse auch darauf, die recht hohe Zahl der Betreuungsmaßnahmen in Lambrecht reduzieren zu können. Zumindest ein Diskussionspunkt des vergangenen Jahres ist vom Tisch. Die Verbandsgemeindeverwaltung wollte eine verpflichtende Ganztagsschule, dagegen hatte die Elternvertretung Bedenken. Verpflichtende Ganztagsschulen werden in Rheinland-Pfalz nur noch an G8-Gymnasien genehmigt, wie die Sprecherin der ADD bestätigt. (ann)