Pirmasens 97 wollen nachmittags am Ball bleiben

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Zum kommenden Schuljahr startet am Hugo-Ball-Gymnasium ein Ganztagsangebot. Das Interesse ist groß. Einen Schwerpunkt wollen die Verantwortlichen auf eine mindestens 60-minütige Hausaufgabenzeit legen, Reiten und Entspannungstechniken stehen auf dem Plan. Nachgedacht wird über eine Frühstücksofferte.

Alles ist  im Entstehen, der Essensanbieter ist noch nicht ausgesucht. Dennoch ist die Nachfrage groß. 97 Eltern haben ihre Kinder – die Hälfte sind Fünftklässler  –  für das neue Ganztagsangebot am Hugo-Ball-Gymnasium angemeldet für kommendes Schuljahr, 54 waren vom Bildungsministerium in Mainz gefordert. Das    gymnasiale Ganztagsangebot, das bislang einmalig in der Stadt ist,  ist für Schüler freiwillig, Wer  sich anmeldet, muss sich aber für ein Jahr binden.Schulleiter Ulrich Klein betont auf Nachfrage, es sei aber nicht geplant, jetzt reine Ganztagsklassen einzurichten. Wichtiger sei, dass man Viertklässler, die gemeinsam aus einer Grundschule ans Hugo wechseln, nicht trenne. Ganztagskoordinator Andreas Schmitt sagt, dass er und sein 15-köpfiges Team, die das Projekt geplant haben, nach einer Umfrage  wissen, welche  Erwartungen die Eltern an das Vorhaben „Nachmittags am Ball bleiben“ knüpfen.  Um bei den Eltern am Ball zu bleiben, seien regelmäßige Stammtische geplant. Eingerichtet wird Schmitt zufolge definitiv ein  Ruheraum, wo auch Entspannungstechniken angeboten werden, ebenso werde ein Fitness-Raum kommen. „Eltern wollen auch Arbeitsgemeinschaften, wo etwas für die Rückengesundheit getan wird, Klettern, eine Schülerfirma, Werken und Hockey werden gewünscht.“ Was definitiv komme, werde noch mit den Eltern abgesprochen. Reiten sei dabei, außerdem Wirtschaftsenglisch, wahrscheinlich laufe es auf acht neue AGs zu den bestehenden hinaus. Für die Sportprojekte sollen über den  Sportbund zwei junge Leute eingestellt werden, die am Ball ihr freiwilliges soziales Jahr absolvieren. Hauptsächlich werde aber mit Lehrkräften gearbeitet. Dazu erhält das Ball-Gymnasium laut Klein  39 zusätzliche Lehrerwochenstunden.  Wenn jemand Externes eingestellt werde, lege die Schule wert auf pädagogische und fachliche Eignung. Die Hausaufgabenbetreuung sollen vorwiegend Lehrer übernehmen. „Da erwarten wir uns auch Rückkopplungen für den Unterricht.“ Wichtig ist Schmitt, immer wieder bei den Eltern nachzuhaken und das Angebot den Bedürfnissen anzupassen. „Mit neuen Kindern  kommen jedes Schuljahr auch neue Vorlieben.“ Lernunterstützung und Fördern sei wichtig, geplant sei das vor allem für Mathematik und Deutsch, Latein, Französisch und Englisch. Klein: „Uns geht es um ein pädagogisches Angebot, nicht um reine Betreuung.“75.000 Euro wird die Schule in Sachmittel investieren, kündigt Schmitt an, in Bücher, Lernsoftware, Instrumente.  In einem Lernraum werde es Materialien fürs Vokabeltraining geben. Die Kinder sollten auch zum selbstständigen Lernen angeleitet werden. Was das Mittagessen angeht, das zwischen 12.55 und 13.40 Uhr angeboten wird,  ist noch keine Entscheidung gefallen. „Die Stadt muss das ausschreiben“,  so Klein. Wert legen werde er aber darauf, „dass das Essen gesund ist und schmeckt“. Gefallen würde ihm auch, wenn die Mahlzeiten in Schüsseln auf den Tisch kommen,  die Kinder sich selbst bedienen müssen. Unabhängig davon soll der bisherige Pausenverkauf weitergehen.  Im Gespräch, auch da reagiert die Schule auf Elternwünsche, ist  ein Frühstücksangebot für jene Kinder, die schon ab halb Acht betreut werden.  „Das würde in den Familien einiges entzerren“, so Schmitt, der darauf verweist, dass die Kinder wählen könne, ob sie von 7.55 bis 15.55 Uhr in der Schule bleiben, oder von 7.30 bis 15.30 Uhr.  Die Schule verfügt bereits über eine Mensa mit 80 Plätzen, gekocht werden kann dort aber nicht. Dazu fehle beispielsweise ein Fettabscheider, erläutert Klein.   Herzstück am Nachmittag ist eine Hausaufgabenzeit in Kleingruppen mit 13 bis 16 Jungen und Mädchen, die mindestens eine Stunde dauert, aber auch auf zwei Stunden ausgedehnt werden kann, mit einer 20-minütigen Pause. Ganztagskoordinator Andreas Schmitt, der am Johanneum in Homburg Erfahrungen mit dem Ganztagsbetrieb gesammelt hat, erklärt: Wer keine 60 Minuten für die Hausaufgaben brauche, könne die Lernzeit auch nutzen, um Stoff zu wiederholen oder sich auf Klassenarbeiten vorzubereiten.  (cla) Zur Sache: Hugo-Ball-Gymnasium Das Hugo-Ball-Gymnasium ist das größte Gymnasium der Stadt. Aktuell besuchen es rund 800 Schüler. Das Gymnasium im Fahrschen Wald hatte zuletzt immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, weil langfristig ein Umzug auf den Kirchberg ansteht. Der soll jetzt aber frühestens im Jahr 2023 erfolgen.  Die Schule wird seit zwei Jahren von Ulrich Klein geleitet. Das Ganztagsangebot, wie es jetzt am Ball kommt, ist in der  Westpfalz kaum anzutreffen, lediglich Dahn hat damit Erfahrung.  Das Angebot ist freiwillig, die Anmeldung bindet die Kinder für ein Jahr, betreut werden sie montags bis donnerstags  bis 15.55 Uhr. Freitags gibt es nur Arbeitsgemeinschaften. (cla) Einwurf: Das war überfällig Von Claudia Schneider  Die 97 Anmeldungen für das Ganztagsangebot am Hugo-Ball-Gymnasium  zeigen: Das war überfällig, so eine Betreuung hat gefehlt. Warum es so lange gedauert hat, bis ein Gymnasium  die Initiative ergriffen hat, ist nicht ganz nachvollziehbar. Schon gar nicht in Pirmasens. Jetzt wird es für die Zukunft entscheidend  von der Qualität abhängen, wie das Projekt angenommen wird. Vorwiegend mit Lehrkräften zu arbeiten ist zumindest ein guter Ansatz.

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