Pirmasens Abenteuer Met

Einmal im Leben die Metropolitan Opera in New York besuchen. Steffi Sieber hat sich diesen Wunsch erfüllt und in einem Foto fest
Einmal im Leben die Metropolitan Opera in New York besuchen. Steffi Sieber hat sich diesen Wunsch erfüllt und in einem Foto festgehalten.

Richard Wagner hat eigens für seine Opern das Bayreuther Festspielhaus erbauen lassen. Er hat daraus jeden Prunk und Komfort verbannt und sich ganz auf die Akustik konzentriert. Um eine der sehr teuren Opernkarten zu ergattern, muss man sich auf Wartelisten setzen lassen und oft jahrelang ausharren, bis es endlich einmal klappt. Zum Glück vergibt der Richard-Wagner-Verband ein jährliches Stipendium an begabte Musikstudenten, das neben einer Führung durch das Festspielhaus, das Kurfürstliche Barocktheater von Bayreuth und Wagners Wohnhaus „Wahnfried“ auch das Ticket für den Besuch einer Wagner-Oper im Festspielhaus auf dem sogenannten grünen Hügel beinhaltet. Als ich im Jahr 1989 so ein Stipendium erhielt, hatte ich doppeltes Glück, denn erstens durften in diesem Jahr die Stipendiaten die komplette Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ sehen, also gleich vier Opern hintereinander. Zweitens erhielt mein Bruder, der damals in Mannheim Musik studierte, ebenfalls ein Stipendium und so konnten wir uns gemeinsam auf den Weg nach Bayreuth machen. Das zweite Opernhaus, von dem der Opernliebhaber träumt, ist die Metropolitan Opera in New York, kurz Met genannt. Diesen Traum erfüllte ich mir 30 Jahre später selbst. Dazu nutzte ich die Winterferien, die es in Rheinland-Pfalz im vergangenen Monat zum ersten Mal gab. Die Met ist mit 3900 Sitzplätzen das größte Opernhaus der Welt. Es liegt in Manhattan am Lincoln Center in der Upper West Side und wurde im Jahr 1883 eröffnet. In den Tagen meines New York-Aufenthaltes wurde jeden Abend ein anderes Stück von Giuseppe Verdi gespielt. Ich recherchierte das von zu Hause und suchte mir die Komödie „Falstaff“ aus. Tickets kann man bequem im Internet buchen. Doch dann der Schock: Die Preisspanne reicht von 250 bis 350 Dollar. Für alle, die das nicht so präsent haben: Dollar und Euro kann man momentan fast eins zu eins umrechnen. Das war nun wirklich deutlich mehr, als ich erwartet hatte. Sogar die Tickets für die Musicals am Time Square sind billiger zu haben. Da kam der rettende Tipp einer Bekannten: Die Met bietet am Vorstellungstag sogenannte Rush Tickets für relativ wenig Geld an. Sie warnte mich aber, dass diese bereits nach wenigen Minuten ausverkauft seien. Diese Tickets kosten tatsächlich nur 25 Dollar, was verglichen mit den normalen Eintrittspreisen geradezu lächerlich wenig ist. Der Haken ist, dass man um punkt zwölf Uhr des Vorstellungstages buchen muss, um eine Chance auf ein Ticket zu haben. Treffpunkt der Stars Da die Amerikaner besser mit mobilen Daten versorgt sind als wir, haben sie es nicht nötig, überall in Cafés oder Geschäften freies WLan anzubieten. Da ich andererseits keine Lust hatte, bis 12 Uhr im Hotel zu sitzen, um dort ins Internet gehen zu können, ließ ich es darauf ankommen und zog los zum Time Square. Mein Glück: An diesem prominenten Ort stand WLan zur Verfügung und um punkt 12 Uhr war ich auf der Homepage der Met. Da man sich aber erst registrieren musste war es 12.08 Uhr bis ich die Tickets bestellen konnte. Im Sommer hätte ich sicher keine Chance gehabt, da sich viel mehr Touristen in der Stadt aufhalten. Im Winter jedoch hatte ich nach wenigen Sekunden die Zusage für zwei Tickets für meine Freundin und mich. Ich freute mich so darüber, dass ich sie einlud und sie wollte sich revanchieren, indem sie den Pausensekt ausgeben wollte. Da ahnten wir noch nicht, dass der Sekt 17,50 Dollar pro Plastikglas kostet. Nach einer Taschenkontrolle waren wir drin und stellten fest: In der Met ist alles groß. Mehrere Bars und Lounges stehen den Besuchern zu Verfügung. Der Weg zur Toilette ist weit, und es gibt fünf riesige Ränge. Für alle, die keinen 350-Dollar-Platz haben, werden Operngläser zum Mieten angeboten, was ich nur empfehlen kann. Im Foyer hängen die Porträts aller Künstler, die jemals dort aufgetreten sind an einer Wand vor der wir staunend standen, denn alle großen Namen der Opernszene waren da. Die Stardirigenten waren Gustav Mahler, Arturio Toscanini und James Levine. Bei den Sängern waren es Enrico Caruso, Maria Callas, Plácido Domingo und Luciano Pavarotti. Nicht nur für uns waren die Porträts besonders. Eine Dame bat uns, sie als Andenken dort zu fotografieren. Prinzipien der Oper gelten überall Die Vorstellung war auf musikalisch hohem Niveau mit einem fantastischen Orchester und großartigen Sängern, bei denen vor allem Ambrogio Maestri in der Titelrolle zu nennen ist, der nicht nur stimmlich, sondern auch mit seiner Statur die Rolle ganz und gar ausfüllte. Die Regie von Robert Carsens war harmlos, witzig und kurzweilig. Die Handlung hatte er in die 50er Jahre verlegt, was sehr stimmig war. Ein schöner Service war der Monitor in der Rückenlehne des Vordersitzes, in dem man die Sprache für die Übertitel wählen und mitlesen konnte. Dem Publikum merkte man an, dass es zu einem recht großen Teil aus Menschen bestand, die keine geübten Opernbesucher waren. Das hatte allerdings auch den charmanten Nebeneffekt, dass die Zuhörer um uns herum bei den ältesten Gags schallend lachten, was auch dann ansteckend war, wenn man sie schon mehrfach gehört hatte, weil die komische Oper ja immer nach den gleichen Prinzipien funktioniert. Alles in allem konnte ich resümieren dass sich die „Falstaff“-Aufführung, die ich vor etlichen Jahren in der Oper Frankfurt gesehen hatte, nicht hinter dieser verstecken musste. Diese Erkenntnis trübte nicht meinen Besuch der Met, sondern bestätigte mir, dass die guten und großen Opernhäuser in Deutschland auf ähnlichem künstlerischem Niveau agieren, was mich sehr freute.

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