Pirmasens ARD-Reporter Klaus Scherer besucht seine alte Schule und spricht mit Schülern über Rassismus

ARD-Journalist Klaus Scherer im Gespräch mit Leibniz-Schülern.
ARD-Journalist Klaus Scherer im Gespräch mit Leibniz-Schülern.

Der bekannte ARD-Reporter Klaus Scherer, ehemaliger Schüler des Pirmasenser Leibniz-Gymnasiums, ist Pate der bundesweiten Aktion „Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage“. Am Freitag hat er seine ehemalige Schule besucht und mit einer Schülergruppe besprochen, was die Jugendlichen im Hinblick auf Rassismus, Hass und Hetze im digitalen Zeitalter beschäftigt.

„Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ ist ein bundesweites Schulnetzwerk in Deutschland. Schulen, die wie das Pirmasenser Leibniz-Gymnasium diesen Titel tragen und Teil des Netzwerks sind, gehen aktiv gegen Diskriminierung, insbesondere Rassismus, an ihrer Schule vor. Das Leibniz-Gymnasium und seine Schüler sind seit 2020 Teil dieses Netzwerks. Dafür war es laut Schulleiter Thomas Mohr notwendig, die Zustimmung von mindestens 70 Prozent aller am Schulleben teilnehmenden Personen zu bekommen. „Der große Zuspruch hat uns sehr gefreut und mit Klaus Scherer konnten wir einen außergewöhnlichen Schulpaten gewinnen. Bei einem Festakt vor drei Jahren wurde uns die Plakette offiziell übergeben“, erzählt Mohr.

Die AG „Leibniz mit Courage“ startete allerdings schon im Schuljahr 2018/19 als eine Art Anti-Rassismus-AG. Viele engagierte Schülerinnen und Schüler machten es sich laut AG-Leiter David Graziano damals schon zum Ziel, für mehr Toleranz und Gleichberechtigung am Leibniz zu sorgen. Themen wie Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung werden bis heute in der AG diskutiert und besprochen. Derzeit besuchen vorwiegend Schülerinnen und Schüler der achten Klassen im Alter von etwa 15 Jahren die AG. „Die Schüler haben häufig Fragen zu Bullying und Rassismus oder Hass und Hetze im Netz. Auch Fake News und die Nutzung von Social Media sind ständige Themen, die in der AG besprochen werden. Eine Schule ohne Rassismus zu sein, ist das Ziel vieler Schulen, aber nach wie vor noch kein Ist-Zustand“, sagte Schulleiter Thomas Mohr. AG-Leiter David Graziano unterstrich, dass Courage Mut kostet – für die eigene Identität einzustehen auch. Den Schutzraum des Klassenzimmers gebe es in der digitalen Welt heute so nicht mehr. Bullying oder Mobbing, Diskriminierung und Rassismus setze sich etwa in den sozialen Netzwerken fort, wenn die Schüler längst zuhause seien.

Schüler berichten von Rassismus-Erfahrungen

Bei seinem Besuch am Freitag ließ sich Klaus Scherer nicht nur über die Arbeit der AG informieren, sondern gab den Schülern auch Tipps aus seiner eigenen Erfahrungswelt. Auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus den elften Klassen waren gekommen, um mit dem Fernsehjournalisten zu sprechen. „Wer sich gegen Bullying und Rassismus einsetzt, ist nicht links oder rechts, sondern einfach anständig. Nichts sonst“, sagte der gebürtige Pfälzer, der extra aus Hamburg angereist war. Sich anständig zu verhalten habe nichts mit Parteipolitik zu tun.

Eine Schülerin berichtete davon, dass sie schon dabei war, als ein anderer Schüler rassistisch beleidigt wurde, jedoch nicht gewusst habe, wie sie handeln sollte. Eine andere Schülerin, die an der AG regelmäßig teilnimmt, stellte fest, dass es in ihrem schulischen und privaten Umfeld kaum Courage gibt. Scherer unterstrich, dass niemand allein mit seinen Gedanken und seinem Tun sei. „Es gibt Leute, die zeigen Courage. Leider wird nur zu oft von Fällen berichtet, bei denen die Leute nur wegsehen“, sagte Scherer. Meinungsfreiheit ende dort, wo sie die Rechte anderer verletze – auch darauf sei zu achten. „Innerhalb dieser Grenzen sind selbstverständlich auch abweichende Ansichten legitim“, sagte Scherer den Schülern, „wer sich so äußert, muss aber ebenso ertragen, dass andere das kritisieren“. Scherer riet den Schülern außerdem sich nicht zu „verkämpfen“. „Es reicht, da zu sein, wach und ansprechbar. Ihr müsst nichts beweisen“, unterstrich Scherer. Auch sei es wichtig, im Umgang mit Rassismus und Diskriminierung Grenzen zu ziehen. „Wer bewusst NS-Parolen zitiert, darf sich nicht beklagen, wenn er als Nazi gilt. Wer solche Kandidaten bei Wahlen wählt, sollte bedenken, dass es zuletzt danach keine Wahlen mehr gab“, sagte der Fernsehjournalist.

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