Pirmasens Brandgefahr im Vinninger Haus am Lindenbrunnen

Eng aber gemütlich: „Acoustic Coulors“ am Freitag im Vinninger Haus am Lindenbrunnen.
Eng aber gemütlich: »Acoustic Coulors« am Freitag im Vinninger Haus am Lindenbrunnen.

„Basic chillen oder eskalieren lassen“, das war am Freitag die Frage von Sängerin Tina Skolik an sich und an das Publikum zu Beginn ihres Konzerts. Die Gäste im Vinninger Haus am Lindenbrunnen waren für die erste Option: ein Votum für John Lennon und Paul McCartneys „Got To Get You Into My Life“ und „Ain’t No Mountain High Enough“ von Marvin Gaye, das bei „Acoustic Coulors“ ganz anders, aber fantastisch klang.

Das Programm geriet schnell in Fahrt und wurde so abwechslungsreich, und zwar so, dass man anhand der Titelliste nie angenommen hätte, die Kombination könne passen: Funk à la „Earth, Wind & Fire“, das soul-jazzige „Mercy, Mercy, Mercy“ und Balladen wie Billy Joels „The Way You Are“. Die Handschrift von „Acoustic Colour“ machte es möglich, die unterschiedlichsten Stile der Musikgeschichte, eingetaucht in individuellen Klang, auf die Bühne zu bringen. Der Sängerin stand die französische Sprache ausgesprochen gut und das Publikum schwelgte nur so dahin, als Tina Skolik „Je veux“ von Zaz mit kraftvoller Stimme präsentierte. Ohne Zweifel hatte die Sängerin mit dem Faible für die Blue Notes einen Trick. Sie ließ das Publikum glauben, ihr seien die Liedergeschichten genau so passiert. Der Song „50 Ways To Leave Your Lover“ war ein Paradebeispiel dafür, als sie mit Bassist Martin Müller nicht nur in einen musikalischen Dialog trat, sondern auch schauspielerische Qualitäten bewies. Wie am Küchentisch bei Wein und Whisky, so Skolik. „Wenn es sie nicht geben würde, müsste man sie erfinden“, raunten Stimmen im Publikum. In der Tat ist „Acoustic Colour“ eine Coverband, die nicht die üblichen Songs im Programm hat, sondern sich einiges mehr traut. Die Interpretation von Duke Ellingtons „Caravan“ etwa. Oder Billy Joels „The Way You Are“, bei dem das Saxofon so richtig schön im Rampenlicht stand. Oder „Walking On Sunshine“, bei dem sich das Original lange und immer wieder hinter der bluesigen Version von „Acoustic Colour“ versteckte, eine Band, die es versteht, Songs mit eigenen Klangfarben zu arrangieren. So sehr, dass das Gute-Laune-Lied von „Katarina & The Waves“ seriös anmutet. Ein Höhepunkt des Abends war die Beweisführung, dass sich die Vinninger durchaus chortauglich organisieren können. „Man hat mir nicht zu viel versprochen. Sie haben ohne Zweifel alle musikalische Früherziehung genossen“, lobte Skolik, nachdem sie den Saal dazu brachte, Stings „Englishman In New York“ zu singen. Die Vinninger gaben sich dem Konzert der exzellenten Musiker Philipp Huchzermeyer (Piano), Andreas Rauth (Schlagzeug) und Martin Müller (Bass) hin, hatten jedoch einen der Musikanten ganz besonders ins Herz geschlossen: den Saxofonisten Uwe Bayerle, der seinem Instrument mit viel Einfühlungsvermögen die emotionalsten Klänge entlockte und durch die klanglichen Exkursionen immer wieder überraschte. Mal staccato, mal mit langanhaltenden Tönen staunte das Publikum, das sich übrigens heftig dagegen wehrte, von Skolik als alt bezeichnet zu werden. Doch die charmante Sängerin bekam im Nu die Kurve. Tosend wurde es zum Schluss mit „Funky, Funky“, von dem die Band eine ureigene Version kreierte, die das Publikum zum kochen brachte. So sehr, dass danach einfach noch nicht Schluss sein konnte. Heiß war es in der kuschligen Scheune geworden, und am liebsten wären so manche Besucher aufgesprungen, um zu tanzen, wäre es nicht so eng gewesen. Ein Riesenapplaus war der Lohn für das Quintett. Der Konzertabend war ein dreifaches Vergnügen: „Acoustic Color“ tat dem Haus am Lindenbrunnen gut, die Besucher genossen die Aura des denkmalgeschützten Hauses sowie die angenehme Gastfreundschaft der Gastgeber. Vorschau Das nächste Konzert von „Acoustic Colour“ steht übrigens am 13. Juni im Neufferpark auf dem Programm. Dann wird die Formation den Pirmasenser Musiksommer eröffnen.

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