Pirmasens Diamond Painting: Wie eine Winzler Seniorin mit Diamanten kleine Kunstwerke schafft

Die Winzler Seniorin Ingrid Schwender an ihrem Tisch mit ihren vielfältigen Arbeiten in Diamond Painting.
Die Winzler Seniorin Ingrid Schwender an ihrem Tisch mit ihren vielfältigen Arbeiten in Diamond Painting.

Ingrid Schwender ist eine taffe Seniorin. Mit 83 Jahren will sie sich noch nicht auf das „Altenteil“ zurückziehen, sondern mit Kreativität ihr Rentnerdasein auffüllen und aufwerten. Mit einem glitzernd-glänzenden Hobby, das viel Geduld und Fingerspitzengefühl voraussetzt.

Rein zufällig entdeckte die Winzlerin beim Betrachten eines Kataloges das so genannte Diamond Painting. Die Freizeitbeschäftigung, bei der sie mit glitzernden Acryl-Steinchen unzählige Motive und Gegenstände verschönern kann, gibt ihr viel Spaß, wie die vierfache Oma und zweifache Uroma strahlend erzählt. Sie präsentiert stolz und sichtlich zufrieden ihre bunten, diversen Kreationen. Unikate? Ja und nein. Denn zum einen können die zu besetzenden Motive in vielzähligen Ausgaben bestellt und damit auch gefertigt werden; zum anderen ist auf ihrem Präsentiertisch kein einziges Motiv dem anderen gleich.

Wie kam die ehemalige kaufmännische Angestellte dazu, sich solcher filigranen Ausfertigungen zu widmen? „Ich hatte einen Katalog in der Hand und beim Blättern der Seiten stieß ich auf Diamond Painting“, erzählt Ingrid Schwender im Gespräch. „Oh, das sieht gut aus. Das will ich ausprobieren. Das könnten schöne kleine Geschenke werden,“ sei ihre erste Überlegung gewesen. Und so bestellte die Winzlerin ihr erstes Diamond-Painting-Päckchen. Begonnen hat die Hobbykünstlerin dann mit dem Besetzen von Anhängern. Damit kann man unter anderem auch Blumensträuße dekorieren. Denn ist ein solch bunter Motivanhänger erst fertig, kann dieser auch als Einstecker umgestaltet werden. Anstatt an einer Schleife befestigt, wird der Anhänger an einem Einstecker geheftet und fertig ist er.

Kein Bedarf an Selbstgenähtem

Fingerfertigkeit war schon früher bei der Winzlerin gefragt. Sie nähte ihren Kindern die Kleider und strickte auch für sie. Nun, wo alle aus dem Alter heraus sind, und sie mittlerweile vierfache Oma und zweifache Uroma ist, liegen aber selbstgenähte Kleidung und Handgestricktes nicht mehr so im Trend, befindet Schwender. Ergo suchte sie jetzt, nicht mehr berufstätig, nach neuer Beschäftigung. „Ich wollte nicht schon morgens den Fernseher anstellen. Ich wollte mir eine Aufgabe stellen, die mich sowohl fordert als auch fördert, die mir aber auch Freude bereitet. Das habe ich mit diesem Diamond Painting gefunden“, begründet sie ihren Geduldeinsatz. Denn Geduld ist hier bei dieser Art von Gestaltung an erster Stelle gefragt. Und viel Fingerspitzengefühl gehört auch dazu.

Diamond Painting beschreibt Schwender als eine kreative Möglichkeit, um selbst Bilder zu erschaffen. Dabei malt man nicht im eigentlichen Sinne mit Farbe und Pinsel, sondern klebt kleine glänzende Steinchen auf für sie farblich vorgesehene Stellen. Ja, es ist ähnlich wie bei Malen nach Zahlen und dennoch viel differenzierter und viel spezieller. Benötigt werden verschiedenfarbige Acrylsteinchen, die sogenannten Diamanten. Um diese bei der Arbeit aufzubewahren, gibt es kleine Schälchen (Schwender sagt Schiffchen), in die die Steinchen kommen. Des Weiteren gibt es Stifte und „Werkzeuge“ zum Aufkleben oder Aufdrücken der Steine auf festklebende Flächen. Ganz wichtig: Jedes Steinsäckchen ist farblich sortiert mit zugeordneten Buchstaben oder einer Zahl. Dies wird wiederum einer Farbe zugeordnet, die auch selbst mit einer Zahl und einem Buchstaben versehen ist. Das Motiv ist mit entsprechenden Bezeichnungen der Farbe bedruckt.

Filigrane Ablenkung

Ja, gesteht Ingrid Schwender, jedes Motiv hat seine eigenen Tücken; aber alle brauchen sehr viel Zeit und noch mehr Geduld, bis es fertiggestellt ist. Hat sie ein Lieblingsmotiv? Mehrere. Beispielsweise die Jahreszeiten oder die Festtage wie Ostern oder Weihnachten. Und gerade hier seien der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, denn ihre Motive kann sie ebenso in Anhänger, auf Bilderrahmen, auf Untersetzer und auch in Ansichtskarten festhalten. Ob Engel, Nikolaus, Tannenbaum, Ostereier, Henne oder Hahn; ob Kugeln oder Steinchensträuße für die Vasen: Die Verwendung der bunt-glitzernden Acrylsteinchen lässt ihrer Fantasie freien Lauf. Dass daraus viele wunderbare Geschenke entstehen, ist klar.

Ihr Hobby bedeutet der Seniorin sehr viel: „Ich kann mich dabei ablenken, weil die Konzentration auf das Motiv hoch sein muss. Alles ist sehr filigran. Eigentlich komme ich bei jedem Wachsen des Motives auf immer positivere Gedanken. Dadurch gebe ich meinem Altersdasein ein größeres Stück Lebensqualität. Das ist doch wirklich schön,“ resümiert Ingrid Schwender zufrieden.

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