Pirmasens Ein Abend der Kontraste
In unserer Region sind sie recht bekannt. Denn bereits in einigen denkwürdigen Auftritten konnte man das Rennquintett sowohl in Pirmasens als auch in Zweibrücken in der Vergangenheit erleben. So war das Konzert auch ganz schnell ausverkauft, das auf der traditionellen Weihnachtstournee in Pirmasens angekündigt wurde.
Mehr als 300 Musikfreunde hatten den Weg in die bis auf den letzten Platz gefüllte Johanneskirche gefunden und erlebten 90 Minuten Weihnachtsmusik einmal ganz anders. Das war unter anderem der Tatsache geschuldet, dass neben den fünf Bläsern des SWR-Orchesters auch die Harfenistin Maria Stange auf der Bühne stand. Und die Orgel gemeinsam mit den Blechblasinstrumenten zum Einsatz kam. Letzteres kannte man bereits aus den vergangenen Weihnachtskonzerten. Allerdings hatten die Zuhörer in der Johanneskirche einen entscheidenden Vorteil. Dort ist ungewöhnlicherweise die Orgel im Ostchor, also im Altarraum, eingebaut. So konnte das Rennquintett direkt vor dem großen Instrumente spielen und musste seinen Standort nicht auf die Empore verlegen. Das, was man an diesem Abend zu hören bekam, war ein denkwürdiges musikalisches Erlebnis. Zum Auftakt eine eindrucksvolle, klangstarke „Toccata und Fuge in d-Moll“ von Johann Sebastian Bach. Schon hier wurde schnell klar, dass die Spielweise des Rennquintetts mit traditionellem Musizieren wenig zu tun hatte. Bezirkskantor Maurice Croissant steuerte hierzu mit Begeisterung die Klänge seiner Orgel bei. So wurde diese bekannte Komposition zum einerseits feierlichen, andererseits aber auch spannenden Hörerlebnis. Direkt im Anschluss ging es weiter mit Bach. Maria Stange stimmte ihre Harfe mit schönem, reich differenzierten Ausdruck mit der „Sarabande in es-Moll“ an. „Es ist kein Zufall, dass wir beide mit einem Stück in Moll begonnen haben“, sagte Musiker und Moderator Peter Leiner dazu. „2015 ist ein Jahr, das Angst macht.“ Er nannte die Gefahr des Krieges, die derzeit stattfindende Völkerwanderung und verlas eine weihnachtliche Betrachtung von Josef Burgdörfer, die in den Worten gipfelte: „In jedem flüchtenden Menschen schaut uns das Jesuskind an.“ Ein nachdenklich stimmender, intensiver Appell, die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge freundlich aufzunehmen. Da es nur sehr wenige Kompositionen für Orgel, Harfe und Blechbläserensemble gibt, waren die Stücke des Konzerts durchweg interessante Bearbeitungen. So auch die „Introduktion und Variationen über das Vysehrad-Thema von Friedrich Smetana“, von Jan Koetsier für Harfe und Blechbläserquintett in den 1970er-Jahren arrangiert. Viel rhythmischer als das Original erlebte man diese Version aus dem Smetana-Zyklus „Mein Vaterland“. Eine selbstbewusste Harfe arrangierte sich bestens mit den dominanten Blasinstrumenten und so wurde dieser Vortrag sicherlich zum Höhepunkt des Konzerts. Wer bis zu diesem Zeitpunkt das Weihnachtliche im Konzert vermisst hatte, wurde dann doch noch zufriedengestellt. Etwa mit einer grandiosen Version von Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“. Wobei der Blumenwalzer besondere Freude machte. Denn irgendwie glaubte man darin doch tatsächlich auch Rosen aus Tirol, Blumen aus Amsterdam oder einen kleinen grünen Kaktus zu erkennen. Eine gekonnte Melange aus traditionellem Liedgut und Swing waren die beiden Medleys, die ins weihnachtliche Deutschland und die USA entführten. Mit musikalischem Gespür und viel Humor konnte man so weihnachtliche Melodien einmal ganz anders und sehr abwechslungsreich hören. Dazwischen ein sehr, sehr leises Stück von Benjamin Britten, die „Ceremony of Carols“. Auf der Harfe virtuos interpretiert von Maria Stange. Der Beweis, dass das Weihnachtskonzert 2015 des Rennquintetts auch ein Abend der Kontraste war. Doch gerade die machten die Zeit in der Johanneskirche so spannend. Nicht enden wollender Applaus und zwei Zugaben als Belohnung.