Pirmasens Französische Eleganz statt sakraler Wucht
Das war Chormusik für Kenner und all diejenigen, die dem persönlichen Kanon sakraler Musik Entdeckungen hinzufügen wollten. Der Universitätschor Landau unter der Leitung von Olaf Meyer, unterstützt von Bezirkskantor Maurice Croissant an der Orgel, spielten am Donnerstag in der gut besuchten Johanneskirche Messen für Chor und Orgel der französischen Komponisten Charles-Marie Widor und Louis Vierne.
Die beiden Komponisten Widor und Vierne verbindet nicht nur das Todesjahr 1937 und der Ort ihres Todes, Paris, beide standen sich als Lehrer und Schüler auch musikalisch nahe. Vierne war beispielsweise Stellvertreter seines Mentors Widor als Organist in der Pariser Kirche Saint Sulpice in Saint-Germain-des-Prés. Als Organisten und Komponisten von Orgelmusik zählen sie zu den Großen der modernen französischen Orgelmusik und ihrer Verbindung mit Orchester-, Kammer- und Chormusik. Der wohl hundertköpfige Chor der Universität Landau ist ein klangmächtiges Ensemble, was freilich nicht (nur) auf die beträchtliche Personalstärke zurückgeführt werden sollte. Was bei beiden aufgeführten Werken ganz besonders gefiel, war nämlich die ausgeprägte Fähigkeit zu dynamischer und harmonischer Feinzeichnung. Das ist besonders erfreulich, als den Chormitgliedern als Voraussetzung zum Mitmachen lediglich angetragen wird: „Sie verfügen über eine geeignete Stimme und haben Freude am gemeinsamen Musizieren“, also wohl nicht ausschließlich Musikstudenten beteiligt sind. Widors gerade mal etwa 20-minütige Messe fis-moll op. 36 für Chor und Orgel, ursprünglich für zwei Chöre und zwei Orgeln komponiert, in der Johanneskirche aufgeführt in der Bearbeitung für eine Orgel von Alexander Därr, vereint dramatische Rede-und-Antwort-Effekte im Zusammenwirken von Chor und Orgel mit einer Eleganz, die die Musik vom zweifellos zentralen sakralen Gestus und seiner Wucht emanzipiert. Unter der Leitung von Olaf Meyer offenbart der Chor eine sehr musikantische Geschmeidigkeit; das Zusammenspiel von Chor und Orgel kann begeistern. Bei der Messe cis-moll op. 16 für Chor und Orgel von Louis Verne übernahm Chormitglied (Bariton) und Musikstudent Benedikt Wiechmann die Leitung des Chores, eine von Olaf Meyer gepflegte Übung. Bei diesem Werk, das ursprünglich für einen gemischten Chor und zwei Orgeln geschrieben worden war, greift man in der Johanneskirche auf eine Bearbeitung für eine Orgel von Markus Frank Hollingshaus zurück. Die Messe ist Spätromantik pur, mit all den satztechnischen, melodischen und harmonischen Komplikationen der Epoche. Aber auch hier gelingt es Chor und Organisten, das immer mal wieder aufscheinende Pathos der Musik apart zu entschlacken. Die Feierlichkeit im „Kyrie“ zum Beispiel erhält dabei eine ausgesprochen berührende, ja zärtliche Tönung. Auch hier ist das Zusammenwirken mit der Orgel, die beileibe nicht nur begleitende Funktionen übernimmt, wieder beispielhaft. Zärtlichkeit als Charakterisierung trifft auch auf die „Berceuse op. 31 von Louis Vierne zu. Maurice Croissant spielte das Wiegenlied als solistisches Intermezzo zwischen den beiden Chorwerken. Vierne hatte es für seine kleine Tochter geschrieben, und es ist Teil des Zyklus’ „24 Pièces en style libre“. Croissant lässt die „freien“ Harmonien ihre Wirkung entfalten, ohne die sanfte Melodie dafür zu verraten. Bemerkenswert schön. Die Mitwirkenden: Leitung: Ola Meyer und Benedikt Wiechmann; Orgel Maurice Antoine Croissant; Chor: Svenja Berger, Maria Brenken, Julius Bemer, Anna Berstermann, Amelie Brucker, Sarah Cambeis, Laura Carolin Clemenz, Quang Hai Dao, Aylin Degner, Laura Sophie Deissmann, Ricarda Dilling, Eva-Maria Dittewich, Aline Dlugosch, Gabriele Dlugosch, Rebekka Everding, Jana Teresa Fischer, Felicitas Franz, Niklas Freybe, Philipp Friedrich, Lisa Maria Frieß, Lena Fuchs, Christine Gergel, Carolin Groll, Anuschka Grotz, Sarah Gudrian, Felix Gulda, Janna Haastert, Annika Haß, Jochen Hayna, Maria Heimes, Friederike Herrmann, Annika Hilzendegen, Svenja Hundemer, Julia Ivanov, Frederik Jackisch, Michelle Jakat, Jennifer Anne James, Tobias Jochem, Yasmina Karkab, Funda Kaya, Annalena Kiefer, Paul Kiefer, Katharina Klaaßen, Johannes Knauer, Paula Knapp, Nina Koch, Madeleine Kollmer, Carsten Korrell, Anika Kropff, David Roland Kuppetz, Lisa Jennifer Lebrecht, Alice Leibovitz, Hannah Lea Litsch, Felicitas Ludwig, Marisa Ludwig, Katrin Magin, Cornelia Mann, Christina Margraf, Frances Mason-Wittal, Hanna Meier, Fabian Ezra Mentrup, Martha Morof, Lucca Carlotta Müller, Marie Müller, Carolin Muschalik, Luise Victoria Niederbühl, Melissa Nieratzky, Parthiga Palendran, Sarah Petry, Alessa Annegret Quadvlieg, Ina Reintjes, Yasmin Schefsky, Leonie Schindler, Verena Schlücker, Daniela Schmid, Franziska Schmitt, Pia Schneider, Anja Schöppe, Teresa Sekura, Sven Simek, Cosima Magdalena Sons, Christopher Strack, Lea Tränkle, Tassilo Tissot, Laura Thyen, Anna Uckele, Theresa Welzel, Stefanie van den Berg, Benedikt Wiechmann, Lena Wolfgramm, Betül Yonak, Vivien Zechmeister, Lena Marie Zimmermann, Janina Zühlke. (tz)