Pirmasens Gefeierter Tretter, frustrierter Jones

Elegant nimmt Florian Bohnert den Flankenball von Patrick Freyer (nicht im Bild) auf und erzielt das Siegtor für den FKP. Teamko
Elegant nimmt Florian Bohnert den Flankenball von Patrick Freyer (nicht im Bild) auf und erzielt das Siegtor für den FKP. Teamkollege Dennis Krob (hinten links) und der Wormser Tom Scheffel sind Augenzeugen.

«PIRMASENS.» Immerhin, zum Warmwerden hat’s gereicht. Gut drei Minuten hatte der Arbeitstag von Felix Bürger am Samstag gedauert. „Da kann man nicht viel reißen“, sinnierte der Leidgeplagte. „Der Yannick aber muss mich ja auch schicken in dieser Szene, dann geh’ ich ab und mach das Ding“, sagte Bürger mit Seitenblick auf Yannick Grieß. „Wenn ich den einmal steil schicke, hat er doch gleich wieder irgendwas, reißt was, und er liegt wieder drei Monate flach ...“ konterte Grieß. Wie es ihm selbst geht? „Na ja. War wieder was am Zeh“, nicht ganz schmerzfrei. „Tja, jetzt wo er auch über 30 ist“, da fingen die Wehwehchen eben an. Wie bei ihm mit seinen 32, setzte Bürger noch eins drauf. Das Duo hatte nach dem neuerlichen Sieg gut witzeln: Allzu oft hatten sich beide im Lauf dieser so großartig endenden Runde in der undankbaren Rolle des Tribünenhockers wiedergefunden. Gegen die Wormatia war Grieß für den verletzten Yannick Osee an jenen Platz in der Innenverteidigung zurückgekehrt, auf dem er bis zum Ende der Aufstiegssaison gesetzt war. Bis die erste Verletzung kam. Für ihn persönlich war es eine verkorkste Saison. Immerhin: Grieß hat durchaus noch Perspektiven. Bis zu den 30 Lenzen, die ihm Kamerad Bürger da angedichtet hatte, sind’s noch knapp acht Jahre hin. Bürger selbst ist 26 – und hatte ebenfalls die Seuche. Während Grieß durchspielte, durfte Bürger in Minute 89 noch schnell rein. Ein Einsatz für die Statistik. Immerhin ein Schritt. Oder ein Schrittchen wenigstens zurück zu altbekannter Stärke. Stark wie selten steht die Regionalliga-Truppe da: Das Nahziel 43 Punkte – von Tretter nach dem Streich in Offenbach ausgegeben – ist ebenfalls erreicht. Wer hätte das gedacht, nachdem die Mannschaft ins neue Jahr getaumelt war, kaum Land gesehen und gehörig auf die Mütze gekriegt hatte, etwa im Heimspiel gegen Hoffenheim II. Aber die Elf verfing sich nicht in dieser Negativspirale, sondern zog sich selbst aus dem Sumpf. Tretter spricht von Mentalität: „Wie die Mannschaft, nachdem sie ja schon sicher ist, heute noch mal alles rausgehauen hat ...“, zeigte sich der Coach einmal mehr angetan. „Peter, was ist denn los? Das sind wir doch hier gar nicht gewohnt, dass wir nicht bis zum letzten Spiel zittern müssen“; da fehle einem ja direkt etwas, war auch Stadionsprecher Peter Edrich bei der Pressekonferenz zum Scherzen aufgelegt. Einmal mehr war der von Edrich angesprochene Namensvetter beim Gang aufs Podium mit lautstarkem, rhythmischem Applaus empfangen worden. Da wird wohl auch Tretter was fehlen, wenn er am 18. April nach der Partie gegen Elversberg zum letzten Mal den Platz hinter dem Stier einnimmt. Einem war dort am Samstag so gar nicht zum Lachen. Wormatia-Coach Steven Jones zeigte sich frustriert. Sein Team brauchen nun zwei Siege, um sich vielleicht doch noch zu retten. Dass die Pirmasenser die Daumen drücken, ist gewiss: „Wir fahren lieber nach Worms als nach Großaspach“, hatte Edrich gesagt. Und Tretter vergaß nicht zu betonen, dass die Vorfälle vom Hinspiel, als er von einem Zuschauer einen Hieb kassiert hatte, für ihn passé seien. „Zumal der Verein dafür überhaupt nichts kann“, wie Tretter betonte. Somit sei der Sieg für ihn auch keinesfalls mit so etwas Genugtuung verbunden. Genugtuung aber empfand Ricky Pinheiro. Er bekam sich nach Spielschluss beinahe mit Sascha Korb in die Haare. Jener Korb war es, der einen Elfmeter so erbarmungswürdig vergeigt hatte. „Frechheit“, war Pinheiro – vom Schiri als Übeltäter auserkoren – trotz des Sieges frustriert über die Fehlentscheidung. „Aber der liebe Gott sieht eben alles – und deshalb hat Benjamin Reitz den Elfmeter auch gehalten“, sagte der 30-Jährige, der bis Ende vergangener Saison noch bei den Nibelungenstädtern am Ball war und den FKP nun in Richtung Morlautern verlässt. Neben ihm werden gegen Elversberg noch einige weitere Akteure ihre Abschiedsvorstellung geben. Wie Patrick Freyer, der mit seiner super Flanke dem goldenen Treffer Bahn bereitet hatte. Wohin der Weg Florian Bohnerts führt, ist noch unklar. Am Samstag war der Luxemburger einfach nur froh „über einen verdienten Sieg“, den er selbst besiegelt hatte. „Hat richtig Spaß gemacht, mal ganz ohne Druck spielen zu können.“

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