Pirmasens Kirchberg-Schule bekommt neuen Namen

Käthe Dassler war die starke Frau an der Seite von Adolf Dassler. Die Tochter des Pirmasenser Leistenproduzenten Franz Martz hat
Käthe Dassler war die starke Frau an der Seite von Adolf Dassler. Die Tochter des Pirmasenser Leistenproduzenten Franz Martz hatte wesentlichen Anteil am Aufstieg der Marke Adidas zum Weltkonzern

Pirmasens hat jetzt eine Käthe-Dassler-Schule. Die Kirchberg-Schule wird umbenannt, wie der Stadtrat am Montag mit 27 Ja-Stimmen beschloss. Gegenstimmen verwiesen auf die Nazi-Vergangenheit der Familie Dassler und die Kinderarbeit bei Adidas.

Neun Ratsmitglieder stimmten gegen die Umbenennung der Schule. Sechs enthielten sich der Stimme. Der schärfste Kritiker der Umbenennung, der Linke Frank Eschrich, konnte sich wegen technischer Probleme nicht zu Wort melden. Das erledigte stattdessen seine Fraktionskollegin, die Bundestagsabgeordnete Brigitte Freihold. Die im Schulträger- und Hauptausschuss bereits thematisierte NS-Vergangenheit der Familie Dassler ergänzte Freihold durch den Aspekt der Kinderarbeit, den der Adidas-Konzern, wie viele andere turbokapitalistische Konzerne auch, in der Vergangenheit fleißig für die Erzielung maximaler Profite genutzt habe. „Das geschah auch unter der Ägide von Käthe Dassler“, betonte Freihold. Eine solche Frau als Namensgeberin könne für die Schüler der Kirchbergschule kein Vorbild sein, findet die Linke-Politikerin. „Es ist ein schwarzer Fleck nach dem braunen auf der Firmengeschichte“, so Freihold. Katja Faroß-Göller (CDU) hingegen verwies auf die Aufarbeitung des Themas Kinderarbeit durch Adidas. Der Konzern engagiere sich heute gegen Kinderarbeit, erklärte Faroß-Göller.

Für den Sozialdemokraten Sebastian Tilly wiegt die Verquickung der Familie Dassler mit den Nationalsozialisten schwer. Tilly kündigte deshalb in der Sitzung an, sich der Stimme enthalten zu wollen, da er die Person Käthe Dassler kritisch sehe. Und AfD-Fraktionsvorsitzender Ferdinand L. Weber verwies auf Aussagen, wonach die Familie Dassler in der NS-Zeit durchaus Risiken eingegangen sei, in dem beispielsweise ein Halbjude im Haus der Familie versteckt worden sein soll.

Für die Schule selbst hatte Schulleiterin Jeanette Kriwy im Haupt- und Schulträgerausschuss die Umbenennung mit den vielen Werten von Käthe Dassler begründet, die auch für die Schule stünden. Dassler habe sich in ihrem Leben als echte Teamplayerin gezeigt und soziales Engagement bewiesen, so die Meinung der Schulleitung, die mit dem Namen eine Neuausrichtung der Schule mit neuen Sportklassen anstrebt. Die Vorwürfe gegen Dassler waren der Schulleitung vor dem Antrag für die Umbenennung bekannt. Für Kriwy habe jedoch die Person Käthe Dassler und nicht das Unternehmen im Vordergrund gestanden.

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