Pirmasens „Kleiner Leuchtturm unter vielen“

Die multikulturelle Band „Shaian“ ist längst über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Das Foto zeigt einen Teil der Gruppe bei
Die multikulturelle Band »Shaian« ist längst über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Das Foto zeigt einen Teil der Gruppe beim Lauterer Altstadtfest im vergangenen Jahr.

Die Kaiserslauterer Band „Shaian“, die heute ab 18 Uhr beim Pirmasenser City-Event im Strecktalpark auftritt, hat Anfang Juni wieder neue Ehrungen erfahren: Vom Kultusministerium wurde sie zum „Musikalischen Botschafter Rheinland-Pfalz 2017“ ernannt und gleichzeitig vom Integrationsbeirat der Stadt Kaiserslautern zum „Musikalischen Botschafter von Kaiserslautern“.

Als Teil der Initiative der Landesregierung zur Förderung von Kulturprojekten für junge Flüchtlinge wird das Integrations- und multikulturelle Bandprojekt als „Musikalische Botschafter Rheinland-Pfalz 2017“ eine Reihe von Veranstaltungen in Großstädten Deutschlands spielen. Die zweite Förderung erhält „Shaian“ für verschiedene Integrationsprojekte in Kaiserslautern selbst – wie zum Beispiel Workshops und Konzerte. Die Band habe Modellcharakter, werbe für kreative Integration und kulturübergreifende Kunst und repräsentiere dabei „als kleiner Leuchtturm unter vielen“ gelungene Integrationsmaßnahmen, so die Begründung des Ministeriums. Als Landesbotschafter wird die Band am Tag der deutschen Einheit in Berlin ein Konzert vor etwa 10.000 Gästen geben. Weitere Konzerte werden in Speyer, Homburg, Zweibrücken, Düsseldorf und ganz aktuell heute in Pirmasens stattfinden. Durch die Implementierung zusätzlicher multimedialer Veröffentlichungen kämen die verschiedenen Kulturen und individuellen Lebenshintergründe und -wege der jungen Flüchtlinge zur Geltung, so das Ministerium weiter. Die Veranstaltungsreihe biete somit drei Integrationsebenen: Erstens ermögliche sie geflüchteten Musikern direkte gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe. Zweitens ermutige sie geflüchtete Menschen, sich durch kreative Initiativen gesellschaftlich und künstlerisch einzubringen, und schließlich erleichtere sie allen Menschen ungeachtet der Kultur- und Religionszugehörigkeit den Zugang zu Kunst und Kultur. Die Landesregierung lobt besonders die überregionale Bedeutung des Projekts: Der Integrationsansatz, mit Musik unterschiedliche Kulturen zu verbinden, sei vorbildlich. Seit Anfang 2016 vereint „Shaian“ Musiker aus Afghanistan, Eritrea, Iran, Syrien, Indonesien, Tunesien und Deutschland. Zum Teil Flüchtlinge, Studenten oder einfach „eingeborene Lauterer“. Christen musizieren da ganz zwanglos mit Muslimen oder Baha’i zusammen, ohne dass da der eine den anderen bekehren wollte. Und das in einer wirklich zwanglosen und netten Atmosphäre. Ende 2015 hatten Dagmar Kern und Michael Halberstadt die Idee, in Flüchtlingsunterkünften Musiker für eine gemeinsame Band zu suchen. Behilflich bei der Suche war das zehnjährige Mädchen Shaian, gleichzeitig Namensgeberin (kurdisch: die Würdige) der Band. Oud- und Dambora-Spieler, Bassisten, Rapper, Perkussionisten sowie weitere Sänger und Gitarristen spielen seither gemeinsam Lieblingslieder aus ihren Heimatländern. Für viele der Musiker ist die Band so zur zweiten Familie geworden. Die Vielsprachigkeit der Band macht es Halberstadt und Kern nicht einfach, aber entsprechende Weisungen kommen mal in Deutsch und mal in Englisch, und irgendwie klappt es dann. „Das muss viel schneller kommen, wir fangen noch mal an“ oder „nimm dich beim Gesang etwas mehr zurück, das wirkt dann besser“ sind Anweisungen, die wohl bei fast jeder Bandprobe kommen. Geprobt wird eine interessante Mischung an Musik. Darunter deutsche Lieder wie „Heute hier, morgen dort“ oder „Die Gedanken sind frei“. Und sogar der alte Gassenhauer „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Weiterhin das indonesische Liebeslied „Cintake“ oder das syrische Lied „Halasmar“.

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