Pirmasens Kopie mit eigener Note
Andreas Sittmann ist Liedermacher, Komponist und Sänger, der gleich in verschiedenen Genres zuhause ist: vom Irish Folk und Country bis hin zum Volkslied. Mit „Ich wollte wie Orpheus singen“, einem der ersten Songs des jungen Reinhard Mey, eröffnete er am Sonntag in der Pirmasenser Lutherkirche sein Konzert „Sittmann singt Mey“.
Sittmann ist aber nicht nur ein guter Sänger, der Künstler versteht es auch, sein Publikum zwischen den Liedvorträgen mit Gedichten, Anekdoten sowie eigenen Erlebnissen aus der Jugendzeit zu unterhalten. „Es gibt Tage, da wollt ich, ich wär mein Hund“ ist aber das einzige Stück in diesem Konzert, bei dem der Sänger mit Ausdruck und Stimme dem Original sehr nahe kommt, und mit seiner Interpretation fast eine Kopie davon liefert. Die meisten Darbietungen interpretiert Sittmann auf eigene Weise, allerdings ohne die Charakteristik der Lieder von Reinhard Mey zu verändern. Mit Erinnerungen zum Schmunzeln an die Billigweine, die man in der Jugend trank, und einer kleinen Geschichte zum ersten Fernsehkoch Clemens Wilmenrod, leitet der Sänger und Liedermacher zu „Ich liebe meine Küche“ und dem Klassiker „Komm, gieß mein Glas noch einmal ein“ über. Andreas Sittmann kann aber auch wie Mey nachdenklich, fast revolutionär sein: Ohne jeglichen Pathos rezitiert er aus „Ich bin ein Soldat, doch bin ich es nicht gerne“, ein nachdenklicher Vorspann, um „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ zu singen. Stimmlich ist Sittmann ein Multitalent: seine weichen Töne schmeicheln dem Ohr des Zuhörers, den Wechsel zu klaren, kräftigen Tönen vollzieht er übergangslos und erstaunt damit. Dass er die Zuhörer mit in seine Liederabende einbezieht, ist charakteristisch für den Sänger. Das Lied „Der Pfeifer“ bescherte dem Wunsch des Barden folgend ein wahres Pfeifkonzert aus den Zuhörerreihen. Dass er nicht nur Sänger, sondern auch Komponist und Liedermacher ist, bewies er mit zwei Eigenkompositionen: Einmal mit dem von ihm vertonten „Neue Liebe“, einem Gedicht von Josef Freiherr von Eichendorff und dem Stück „Der Liebesbrief“. Mit wunderbar warmer, herzlicher, hochwertiger Stimme vorgetragen, vermitteln diese beiden Werke einen Eindruck von der Vielseitigkeit des Künstlers. Bezeichnend für seinen Liederabend: Er ist nicht nur Unterhalter, er spricht mit seinem Publikum. Sein Dank für den begeisterten Schlussapplaus, was könnte passender und sympathischer sein: Reinhard Mey’s „Gute Nacht Freunde“.