Pirmasens Kunstprojekt: Schüler des Hugo-Ball-Gymnasiums gestalten Mosaikmünze

Etwa ein Dutzend Schüler haben am Donnerstag mit Tanja Lebski ins Mosaikhandwerk hineingeschnuppert. Nach einem Theorieteil ging
Etwa ein Dutzend Schüler haben am Donnerstag mit Tanja Lebski ins Mosaikhandwerk hineingeschnuppert. Nach einem Theorieteil ging es in die kreative Phase. Das Ergebnis: ein Schmuck für das Gymnasium.

Derzeit wird an der Münztreppe fleißig an dem neuen Mosaik für die Stadt gearbeitet. Kürzlich konnten Schüler des Hugo-Ball-Gymnasiums an dem Prozess teilnehmen. Die mitreißende Art der Künstlerin Tanja Lebski sorgte für mächtig Dynamik.

Punkt 9 Uhr geht es los mit dem Workshop im Hugo-Ball-Gymnasium. Mosaikkünstlerin Tanja Lebski hat ein Händchen dafür, die Schüler in ihre Mosaikwelt zu entführen. Ganz sachlich. „Erst einmal brezle ich euch im Theorieteil die Fachbegriffe über“, kündigt Lebski an – damit alle wissen, wovon die Rede ist und es nicht zu Missverständnissen kommen kann.

Immerhin sei es eine alte Handwerkskunst, der man sich mit Würde nähern müsse. 17 Schüler haben sich für den Kurs kurz vor den Sommerferien entschieden, der vom Pirmasenser Stadtmarketing angeleiert wurde. Mitmachen ist die Devise. Deswegen hat Lebski auch schon vier Tage Workshop mit interessierten Pirmasensern hinter sich gebracht.

Urgroßvater der Künstlerin war Pirmasenser

Das Ziel bei dem Treffen ist die Fertigung einer Mosaikmünze. Allerdings nicht für die Münztreppe, für deren Gestaltung die Künstlerin den Zuschlag bekommen hat, sondern für die Schule selbst. Wo genau sie ihren Platz findet, das konnte Ralph Ehrenreich, Leiter der Kunst-AG am Hugo-Ball-Gymnasium, noch nicht sagen. Eigentlich sei die Fassade im Gespräch gewesen, doch die sei bröckelig. Deswegen werde der Hugo-Ball-Taler vielleicht in den Boden vor dem Gymnasium integriert. Die Arbeitsweise der Künstlerin ist schlicht: „Wir entscheiden ein Motto, visualisieren nach und nach die bildnerische Umsetzung und gehen dann an die Flächenverteilung“, erklärt die Pfälzerin, die ihr Seminar in Pfälzisch gibt.

Im Kreis sitzt sie mit den Schülern auf dem Boden. Hauptsächlich sind es Mädchen, nur ein Junge ist mit von der Partie. Zwei Münzvorlagen hat Lebski mitgebracht. Eine mit 50, eine mit 70 Zentimetern Durchmesser. „Kinder arbeiten viel schneller als Erwachsene“, weiß sie aus Erfahrung. Was bei dem Workshop letztendlich herauskommt, sei nicht definiert: „Ich bin für ein offenes Konzept“, betont die 56-Jährige, deren Urgroßvater Pirmasenser war. „Auch meine Oma ist hier großgeworden“, erzählt sie stolz. Das Thema Schuhe für Pirmasens hält sie allerdings für abgedroschen. Deswegen hat sie sich an der Münztreppe für ein Bild entschieden, das zwischen Science-Fiction und Märchen wechselt. Ein Mädchen mit roten Schuhen schaukelt sozusagen aus einem Zeitfenster heraus und verliert dabei einen Schuh. „Man muss die Schuhindustrie auch mal ziehen lassen“, findet sie.

Je weniger Licht, desto heller leuchten die Fließen

Aus diesem Grundbild sollen die Münztaler ploppen, die ganz individuelle Geschichten erzählen – auch private. Wie die ihres Urgroßvaters, der schon bald als alter Mann in Uniform mit einem heutigen Wehrmachtskreuz im Zentrum aufploppen wird. Denn aufploppen sollen die Münzen aus dem Basismotiv mit dem schaukelnden Mädchen, nicht zuletzt, um die Spalten in der dortigen Betonwand zu vertuschen.

Ralph Ehrenreich bringt das Motto Hugo Ball ins Spiel und dessen Wunsch nach Authentizität. Dann beginnt ein Gespräch mit Kursleiterin und Schülern, und nach und nach kristallisiert sich das Motto heraus: Warum nicht in Frieden leben? Das finden die Schüler passend für die Zeit. Diese Worte werden die Münze zieren. Höchstwahrscheinlich. Oder auch nicht. Denn erst einmal werden die Schüler Buchstabenformen ausschneiden, Fliesen zerdeppern und ans Design gehen. Erst wenn alles auf der Münze verteilt ist, wird endgültig entschieden. Für die Symbolik sind am Morgen jedenfalls Begriffe wie die Friedenstaube, die Weltkugel, ein Herz oder zwei Hände, die sich einander reichen, aber auch Pfannkuchen im Gespräch.

Das Markenzeichen von Tanja Lebski sind übrigens nachtleuchtende Fliesen. „Die leuchten umso besser, je weniger Licht darauffällt“, erklärt sie. So fallen ihre Sprüche in den Mosaiken sofort ins Auge. Vorausgesetzt, die Nacht um die Kunst sei nicht zu hell beleuchtet.

x