Pirmasens Martin Luthers Leben spannend erzählt

In insgesamt 50 Rollen schlüpften die Mitglieder der Kinderkantorei sowie Schülerinnen und Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums
In insgesamt 50 Rollen schlüpften die Mitglieder der Kinderkantorei sowie Schülerinnen und Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums bei der Aufführung am Samstag.

Am Samstagnachmittag brachten die Kinder und Jugendlichen der Kinderkantorei Pirmasens sowie Schülerinnen und Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums das Leben und Wirken Martin Luthers auf die Bühne der Pirmasenser Festhalle. Unterhaltsam und kurzweilig bereiteten die Kinder unter der musikalischen Leitung von Bezirkskantor Maurice Croissant das Kindermusical des deutschen Autorenduos Gerd-Peter Münden und Brigitte Antes auf und schlüpften am Ende in über 50 Rollen – ein nachhaltiges, rund 70-minütiges Erlebnis für die Zuschauer.

„Wer war eigentlich Martin Luther und wie hat er gelebt?“ singen die Mädchen und Jungen am Anfang des Kindermusicals „Martin Luther“, das, kindgerecht aufbereitet, in Liedern und Spielszenen die wichtigsten Stationen aus dem Leben des Reformators erzählt, der von 1483 bis 1546 lebte: Seine Schul- und Studienzeit, seinen Weg ins Kloster, seine Zweifel an der Richtigkeit des durch die katholische Kirche betriebenen Ablasshandels, seinen Thesenanschlag zu Wittenberg. Die Kinder und Jugendlichen stellten in liebevoll angefertigten Kostümen und Kulissen nach, wie Luther für vogelfrei erklärt wurde und schließlich auf der Wartburg Zuflucht findet, wie er in nur elf Wochen das Neue Testament ins Deutsche übersetzt und die Heilige Schrift so endlich jedermann zugänglich macht. Zu den bekanntesten Zitaten Luthers zählt wohl sein Satz vor der Kirche zu Wittenberg: „Hier stehe ich und kann nicht anders“. Das Kindermusical wurde für einen Kinderchor mit Solorollen geschrieben. Die Musik enthielt historische Zitate der Lutherzeit, wechselte sich aber immer wieder mit musikalischen Elementen ab. Neben den historischen Fakten zeigt das Stück, wie sich Luthers Erkenntnis des gnädigen Gottes auch auf den Umgang zwischen Eltern und Kindern ausgewirkt hat. So beginnt das Stück mit einer Tischszene, in der Luthers Bruder wegen ungenügender Leistungen eine Eselsmaske tragen muss, geschlagen und verspottet wird. Luther selbst lebte es seinen Kindern wiederum anders vor, wie sich gegen Ende des Stücks zeigen sollte. Schon recht früh überzeugte Kai Schaaf als junger Martin Luther. Mit seinen blonden Haaren, einer braunen Mönchskutte und einer glasklaren Stimme war er als Hauptfigur die richtige Besetzung, mit der die Macher den richtigen Riecher bewiesen hatten. Aber auch Nils Heringer als Luthers Vater oder Paul Frey als tapsiger Clemens begeisterten in der Festhalle und zeigten sich angesichts ihres großen Wortanteils äußerst textsicher. Um die 50 Kinder waren es im Alter zwischen sechs und 13 Jahren, die die spritzigen Texte und Lieder, denen es trotz allem nicht an Tiefgang und Ernst mangelte, mit vollster Hingabe vortrugen. Besonders eindrucksvoll kamen die Passagen mit dem Chor aller Darsteller an, die für den durchgängigen Faden in der Lebensgeschichte Luthers sorgten – voluminös, gut verständlich und akzentuiert. So boten die Schüler des Kant-Gymnasiums und die Kinderkantorei Pirmasens dem Publikum ein nachhaltiges Erlebnis – voller Freude und Energie. Herausragend waren auch die Szenen im Wald, auf dem Markt, vor der Wittenberger Kirche und auf der Wartburg, die auf der großen Bühne der Festhalle gezeigt wurden und mehrfach für Szenenapplaus sorgten. Gut, dass die Macher der Aufführung auf eine allzu opulente Kulisse, die nur vom Geschehen abgelenkt hätte, verzichtet haben. Ein gut aufeinander abgestimmtes Team hinter den schwarzen Vorhängen der Bühne erledigte, fast unbemerkt, den Kulissenumbau. Damit wurde jede Störung vermieden und die Schauspieler, die eine Solorolle hatten, konnten sich auf Text und Gesang konzentrieren. Am Musical-Erfolg, von dem es an anderer Stelle hoffentlich eine Wiederholung gibt, wirkten auch Birgit Kern und Volker Christ mit, die Maurice Croissant bei der Inszenierung unterstützten. In weiteren Rollen sah man Lena Becker, Anna Fagin, Lara Schwarz, Selina Simon, Anastasia Priymakov, Letitia di Pietro, Fiona Salisch, Sophie Roscher, Felix Tischer, Lotte Hunsicker, Judith Werle, Felix Doniat, Junia Splitgerber, Eva Reith, Lisa Held, Johanna Müller, Zoe Sempruch, Nico Beuder, Noah Becker, Tim Ernst, Julian Ermshaus, Elisa Diehl, Milena Schweitzer, Miriam Splitgerber, Joeyline Köhler, Silas Kneis, Rebecca Hamm, Lars Gebhard, Jakob Schopp, Chantal Müller, Johanna Günther, Lilith Nutz, Yannick Ermshaus, Julian Ermshaus, Katharina Werle, Tobias Werle, Hannah Diehl, Liv Schreiner, Milene Faust, Vanessa Konietzko, Aurelia Mantei und Johannes Vehling.

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