Pirmasens Matchwinner Bürger und Rohracker

REMCHINGEN-NÖTTINGEN. „Tatort“-Krimis sind frei erfunden. Richtig spannend war’s auch am Samstag im Remchinger Panoramastadion, doch dieser Krimi war echt. 20 Minuten vor dem Abpfiff waren die Regionalliga-Fußballer des FK Pirmasens müde und lagen 1:2 zurück. Aber dann drehten sie die Partie und bezwangen den FC Nöttingen noch mit 3:2 (1:0) – RHEINPFALZ am SONNTAG informierte.

„Es war mal wieder an der Zeit“, kommentierte der erst in der 80. Spielminute eingewechselte Matchwinner Felix Bürger seine Vorlage zum 2:2 (81.) durch Dominik Rohracker und seinen Treffer zum 3:2 (86.). Die Entstehung des Siegtors beschrieb er so: „Benny Auer legt mir durch. Ich habe überlegt, zieh’ ich das Ding auf oder schieße ich direkt.“ Nun, der Pirmasenser Außenbahnspieler entschied sich fürs Aufziehen, trickste noch einen Nöttinger aus und schoss den Ball überlegt ins lange Eck. Zurück zum 2:2: Eine Minute, nachdem Bürger für den platten Patrick Freyer gekommen war, setzte er sich auf der rechten Seite durch, bediente Dominik Rohracker, und der hämmerte aus spitzen Winkel das Ding unter die Latte. „Da hab ich einfach draufgehalten“, merkte Rohracker zu seinem zweiten Regionalligator für „die Klub“ an. In Minute 38 hatte der Bayer seinen ersten Treffer im FKP-Trikot bejubeln dürfen. Freyer hatte nach Fehler von Timo Brenner den Ball quergelegt und Rohracker aus 16 Metern herrlich zum 1:0 in den rechten Winkel getroffen. „Schön, dass ich zum Sieg mithelfen konnte“, gab sich Rohracker nach seinem Doppelpack und des Trainers Lob bescheiden. „Er war immer ein Unruheherd. Er hat sich mit seinen zwei Toren für seine gute Leistung belohnt“, urteilte Tretter über seinen Neuzugang. Rohracker sorgte zusammen mit Freyer in der ersten Halbzeit richtig für Betrieb. Vor allem aber Freyer zeigte sich als zahnloser Tiger. Zahnlos deshalb, weil er bei seinen vier Abschlüssen aus guten Positionen im Duell mit Nöttingens Keeper Robin Kraski immer zweiter Sieger blieb. „Wir sind dieses Mal viel besser ins Spiel gekommen. Jeder hat den richtigen Schritt gemacht“, sah „Sechser“ David Becker, der an der Seite von Sebastian Reinert ein richtig gutes Spiel machte, einen couragierten Pirmasenser Auftritt vor der Pause, wobei Christian Grimm im Mittelfeld geschickt die Fäden zog. Mit Grimms Auswechslung nach 53 Minuten – Tretter: „Er hatte Kreislaufprobleme“ – wendete sich das Blatt. Plötzlich dominierten die Gastgeber, deren Coach Dubravko Kolinger nach 56 Minuten mit Michael Schürg und Colin Bitzer zwei frische Kräfte aufs Feld schickte. Als der flinke Bitzer den Ball von rechts ungehindert in die Mitte zu Schürg schlug, nutzte der zweimalige Torschützenkönig der Oberliga Baden-Württemberg dies zum 1:1 (65.). Drei Minuten später die gleiche Situation, wieder entwischte Bitzer FKP-Linksverteidiger Manuel Grünnagel, doch der 18-jährige Torhüter Oliver Seitz, erneut ein sicherer Rückhalt, klärte per Fußabwehr. „Kein Vorwurf an Manuel. Er war auf der Seite ständig in Unterzahl“, nahm Tretter seinen Verteidiger in Schutz. Zwei Zeigerumdrehungen später landete der Ball nach einer von Bitzer herausgeholten Ecke erneut im Pirmasenser Netz – 2:1 durch Niklas Kolbe. „Das Spiel dürfen wir jetzt nicht verlieren“, sei seine erste Reaktion nach dem Gegentreffer gewesen, gab Becker preis. Und sein Team schaffte es, obwohl es noch zwei brenzlige Situationen überstehen musste. Wie gegen Watzenborn stürmte Innenverteidger Marco Steil in der Schlussphase und hätte beinahe das 2:2 erzielt, doch sein abgefälschter Schuss landete am Außenpfosten (78.). Im direkten Gegenzug hätte die Nöttinger alles klar machen können, ja müssen. Erst stand der gute Salif Cissé bei Bitzers Schuss auf der Torlinie goldrichtig, dann traf Schürg die Unterlatte, von wo der Ball ins Feld zurücksprang. Wieder mal Turm in der Schlacht war der überragende Alexander Heinze, der abräumte, was möglich war. „Es war einfach nur geil, wie wir uns zurückgekämpft haben“, kommentierte Cissé die letzten acht Minuten, in denen die Pirmasenser die Partie drehten. „Der Wille, nach dem Ausgleich noch auf Sieg zu spielen, war gigantisch“, rutschte Tretter nach der Partie gar ein Superlativ für sein Team heraus, das Nöttingen nicht nur die erste Heimniederlage der Saison beibrachte, sondern im dritten Anlauf erstmals gegen die Badener gewann. Sein Pendant Kolinger indes war bedient: „Es konnte nur einen Sieger geben, nämlich wir.“

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