Pirmasens/Zweibrücken Nach Prügel-Attacke: Alle warten auf die Zeugin

Das Landgericht in Zweibrücken.
Das Landgericht in Zweibrücken.

Für zwei Männer steht am Landgericht Zweibrücken viel auf dem Spiel. Die beiden Pirmasenser könnten für einige Jahre hinter Gitter landen. Eine Zeugin könnte eventuell Licht ins Dunkel bringen – doch sie kam bereits zum zweiten Mal nicht zum Prozess.

Im Prozess wegen schweren Raubes vor der sechsten Strafkammer bei Landgericht Zweibrücken gegen zwei Männer aus Pirmasens (32 und 42) warteten gestern am zweiten Tag alle Prozessbeteiligten vergeblich auf das Erscheinen der wichtigen Zeugin. Sie ist die Bekannte der beiden Angeklagten. Sie ist zwar keine Tatzeugin, dennoch legt das Gericht großen Wert auf ihre Aussage. Die könnte ausschlaggebend sein für die Anklage, die derzeit laut Staatsanwalt Martin Kiefer auf „schweren Raub in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung“ lautet und mit mindestens fünf Jahren Haft bestraft werden könnte.

Am ersten Prozesstag sollte die Zeugin vor Gericht erscheinen. Sie kam nicht. Das Gericht ordnete ihre Vorführung an, aber sie wurde an der gemeldeten Adresse nicht angetroffen. Am Dienstag blieb sie erneut dem Prozess fern. Diesmal ließ sich durch ihren Arzt bis 28. April krankschreiben. Ihre Aussage ist für alle Beteiligten wichtig, weil sie Aufschluss über ein mögliches Motiv für die vorgeworfene Tat geben könnte, so der Vorsitzende Andreas Herzog. Eine wichtige rolle spiele ein Schlüssel, den die beiden Männer haben mitgehen lassen.

Brutale Attacke mit Baseballschläger

Der 32-jährige schweigt zu den Vorwürfen – der 42-jährige bestreitet die Tatbeteiligung in den frühen Morgenstunden des 5. Mai 2020. An diesem Morgen sollen die beiden laut Anklage einem 32-jährigen Bekannten in dessen Wohnung in der Lindenstraße ihre Aufwartung gemacht haben. Der Jüngere soll mit Fußtritten die Wohnungstür aufgebrochen und mit einem Baseballschläger bewaffnet dem mutmaßlichen Opfer gegen den Kopf geschlagen und schwer verletzt haben. Die beiden Angeklagten sollen einen Rucksack mit Inhalt – Schlüssel, Deo, sechs Flaschen Bier und ein Handy – mitgenommen haben.

Der 42-jährige sagte, dass er zwar mitgegangen sei, sich aber nicht an den Schlägen beteiligt habe. Den 32-jährigen habe er lediglich mit dem Baseballschläger in der Stadt gesehen und sei ihm bis in die Wohnung des mutmaßlichen Opfers gefolgt. Er habe das Leben des Mannes gerettet, indem er den Schläger in der Wohnung zurückgewiesen und abgedrängt habe mit den Worten: „Es reicht jetzt“. Dann seien sie gegangen. Der Geprügelte lief mit einer stark blutenden Wunde am Kopf in eine Parallelstraße und bat dort in den frühen Morgenstunden bei einer Bekannten um Hilfe. Die rief den Krankenwagen. De Verletzte kam ins Pirmasenser Krankenhaus. Er erlitt eine Gehirnerschütterung, eine Prellung am Kopf, eine Platzwunde an der linken Stirn und Wange und eine Verletzung am linken Unterarm. Am ersten Prozesstag sagte der Verletzte aus. An „drei unbekannte Maskierte“, die ihn überfallen haben – so seine Aussage bei der Polizei – wollte er sich nicht mehr erinnern. Die Kammer will noch drei Zeugen hören.

Psychologin hält mutmaßlichen Täter für schuldfähig

Die Psychologin trug am Dienstag ihr Gutachten hinsichtlich der Schuldfähigkeit des 32-jährigen Angeklagten vor. Der Angeklagte ist seit Jahren abhängig von Drogen und Alkohol und steht unter gesetzlicher Betreuung. Die Gutachterin sieht keine Anhaltspunkte einer Schuldunfähigkeit zum Zeitpunkt der Tat. Ebenso verneinte sie die Unterbringung in eine Entziehungsanstalt. Eine langjährige Suchttherapie sei erfolgversprechend. Zu seinem Betreuer hätte der Angeklagte Vertrauen. Der Prozess wird am 16. Mai fortgesetzt.

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