Pirmasens Nur noch zwei Sparkassenvorstände

Ab dem 1. Juni bittet die Sparkasse Südwestpfalz ihre 88.000 privaten Girokonto-Inhaber weit stärker zur Kasse als bisher. Die Kritik an der Preisgestaltung des künftigen Einheitskontos reißt nicht ab, ist aber in einem Punkt ungerecht: Die Sparkasse plant auch bei sich, in der Führungsetage, zu sparen. Mit dem Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden Rolf E. Klein in zwei Jahren wird aus dem Dreier- ein Zweier-Vorstand.

Zurzeit bilden neben Klein Jürgen Keiper und Peter Kuntz den Vorstand. Der Vertrag des 63-jährigen Klein war Ende vergangenen Jahres noch einmal verlängert worden. Auf Wunsch Kleins nicht, wie üblich, auf fünf Jahre, sondern bis zum Erreichen seines Renteneintrittsalters. Nach übereinstimmenden Informationen aus Kreisen des Verwaltungsrates wurde im vergangenen Jahr vorbesprochen, 2018 im Vorstand einen Direktorenposten einzusparen. Das rheinland-pfälzische Sparkassengesetz sieht als Mindestanforderung einen Vorstandsvorsitzenden und ein weiteres Vorstandsmitglied vor. Der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Sparkasse Südwestpfalz, Landrat Hans Jörg Duppré, wollte sich auf Anfrage zur geplanten Verringerung der Vorstandsposten nicht äußern. Der Sparkassenvorstand blieb in der vergangenen Woche bei seiner Haltung, das in der Kritik stehende Girokontomodell für Private nicht weiter zu thematisieren. Ob er noch zu seiner Einschätzung von vor zwei Wochen steht, es werde zu einer nicht nennenswerten Anzahl von Kontokündigungen kommen, lässt Klein offen. Bei der letzten öffentlichen Äußerung zur Sache gegenüber der RHEINPFALZ hatte Klein das Erfordernis der Einnahmesteigerung unter anderem damit begründet, dass die Sparkasse aufgrund der Nullzinspolitik der EZB selbst keine Zinsen für über Nacht angelegte Gelder bei der Bundesbank erhalte. Girokonten-Kunden hatten der Sparkasse mit nicht abgerufenen Sichteinlagen praktisch ein Null-Zins-Darlehen gewährt. Mit der Über-Nacht-Anlage bei der Bundesbank konnten die Sparkassen bis vor kurzem noch Erträge erzielen. Das hat sich laut dem Vorstandsvorsitzenden aber nun ins Gegenteil verkehrt. Bislang, so Rolf Klein, konnte es die Sparkasse aber noch vermeiden, einen „Strafzins“ für die Verwahrung bei der Bundesbank zu zahlen. Das neue Konto sei „verursachergerecht“ bepreist, weil es nach Darstellung des Sparkassenvorstands den Bankdienstleistungen in Anspruch nehmenden Kunden entstehende Kosten in Rechnung stellt (siehe Grafik). Bislang sei es so, dass die Bank ihre 88.000 Privatkunden mit Girokonto quer finanziert, weil die Gebühren für die aktuell drei angebotenen Modelle nicht kostendeckend sind. Den Versuch, die rund 50.000 Kunden mit klassischer Kontoführung hin zur nun auch mindestens 2,50 Euro im Monat teuren Online-Girokontoführung zu bewegen, bezeichnet Klein unumwunden als „Unternehmenspolitik“. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hält an ihrer Kritik fest. In vielen Gesprächen hätten Kunden der Sparkasse Südwestpfalz ihren Frust bei der Verbraucherzentrale abgeladen. „Viele wollten einen Rat von uns, wie sie die Gebührenerhöhung vermeiden können. Das geht natürlich nicht, sofern sie am 1. Juni noch Kunde ihrer Sparkasse bleiben wollen“, sagt die Finanzexpertin der Verbraucherzentrale, Josephine Holzhäuser. Mit der Ankündigung der Preiserhöhung zwei Monate vor Umsetzung sei die Sparkasse korrekt vorgegangen. Ein Widerspruch eines Kontoinhabers werde nur zur Folge haben, dass die Sparkasse sich von ihm trennt. Dass die Sparkasse zugleich den monatlichen Grundbetrag für das Konto anhebt und für jede Überweisung künftig kassiert, kritisiert die Finanzexpertin heftig. „Ich kann unseren Rat nur wiederholen: Kunden sollten einen Bankwechsel prüfen.“ Die Verbraucherzentrale halte Merkblätter und Vorlagen bereit. (cps/Archivfotos: Buchholz)

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