Pirmasens Pfälzer Konkurrenz für Steven Tyler

Als „Boys In The Attic“ gaben (von links) Manuel Bastian, Achim Bißbort, Pouya Nemati und Marko Burkhart in der Pirmasenser Gast
Als »Boys In The Attic« gaben (von links) Manuel Bastian, Achim Bißbort, Pouya Nemati und Marko Burkhart in der Pirmasenser Gaststätte Schwemme eines ihrer seltenen Konzerte.

Leider gibt die „Aerosmith“-Tributeband „Boys In The Attic“ nur alle paar Jahre mal ein Konzert. Das letzte in Pirmasens fand im Dezember 2013 statt. Wenn es dann aber wieder soweit ist, darf man sich als Fan auf eine sehr spielfreudige Darbietung des Quintetts um die „Toxic-Twins“ Pouya Nemati und Marko Burkhart freuen. So wurden die Vorbilder Steven Tyler und Joe Perry in ihrer Sturm- und Drangphase genannt. Als Vorgruppe beim Konzert in der gut besuchten Pirmasenser Rockkneipe war die Funk-Rock-Band „Eckypateng“ zu hören.

Die Musiker von „Eckypateng“ kommen aus Pirmasens und Dahn und spielten schon vor exakt einer Woche an gleicher Stelle beim Gedenkkonzert für Marius Collet. Nun servierte man auch als Vorgruppe von „Boys In The Attic“ siedend heiße Funk-Rock-Eigenkompositionen. Sänger Jens Dausmann, Gitarrist Max Binder, Markus Warkentin am Bass und Schlagzeuger Adrian Kiefer existiert erst seit Anfang dieses Jahres. Umso erstaunlicher ist es, wie routiniert die Songs gespielt wurden. Ein Höhepunkt war die fast schon hypnotische Bandhymne „Eckypateng“ sowie die knackige Zugabe „John Mahoney“, die stilistisch eher in die Grunge- oder Alternativ-Rock-Schublade reinpasst. Schon die Bandbesetzung von „Boys In The Attic“ lässt den Fan mit der Zunge schnalzen. So viel musikalische Kompetenz, Spielfreude und Improvisationstalent bekommt man in derart geballter Form sehr selten geboten. Sei es nun Frontmann Pouya Nemati, der auch bei „Black Night“ („Deep Purple“-Tributeband) singt, Gitarrist Marko Burkhart („Three Leaves“), oder sein Saitenhexer-Kollege Manuel Bastian („Die Dicken Kinder“, „Three Leaves“). Vervollständigt wird die Gruppe vom vorbildlich harmonierenden Rhythmus-Tandem Achim Bißbort (Bass) und Schlagzeuger Timo Greiner. Die „Jungs auf dem Dachboden“, so die Übersetzung des Bandnamens, benötigten nur kurze Zeit, um von Null auf Hundert durchzustarten. Mit dem Klassiker „Toys In The Attic“ dokumentierte das Quintett sogleich seine Eingespieltheit und unfassbare Dynamik. Und mit einem Top-Entertainer wie Nemati, der über goldene Stimmbänder verfügt, konnte nichts schief gehen. Mit dem Ohrwurm „Love In An Elevator“ folgte direkt einer der größten Hits der Originale aus Boston. Der vielleicht ganz große Höhepunkt war aber die schlichtweg geniale Interpretation des Jahrhundertsongs „Dream On“. Hier kann sich kein Musiker verstecken, jedes Instrument ist klar herauszuhören und auch beim Gesang trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen. Mitreißend, das ist wohl der Begriff, der am besten zur „Boys In The Attic“-Version passt. Von gefühlvoll, über eindringlich bis hin zu sogenannten Screams in höchsten Sphären reichte die Palette von Nemati, der sich auf einem vorbildlichen Soundfundament der Instrumentalisten austoben konnte. Solch eine Performance kriegt selbst der inzwischen 70-jährige Tyler nur noch an Sahnetagen so hin. Auch die Gitarrenarbeit des Duos Bastian/Burkhart ließ durch sehr feines und songdienliches Spiel aufhorchen. Mit der Ballade „Crying“ stand schon der nächste Knüller an. Hier gab Bastian ein famoses Gitarrensolo. Das stampfende „Dude Looks Like A Lady“ wurde in einer sehr emotionalen Version gespielt und abermals zeigte sich das Aushängeschild der Formation von seiner besten Seite: Nemati ist von seinem unbändigen Bewegungsdrang auf der Bühne und seiner stimmlichen Brillanz eine Naturgewalt. Zudem band er die Fans vorbildlich in das Konzert ein, so dass die Stimmung in der Schwemme stetig anstieg. Als weitere Publikumsfavoriten kristallisierten sich „Living On The Edge“, „Walk This Way“ und das famose „Sweet Emotion“ heraus. Der Zugabe-Block bestand aus „Nine Lives“ sowie dem Groove-Monster „Eat The Rich“ und beendete ein schweißtriefendes Live-Erlebnis, das die stürmisch applaudierenden und laut johlenden Konzert-Besuchern begeisterte.

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