Pirmasens Pirmasens: Gründer bringen Job-Portal auf den Markt

„Arbeitnehmerauskunft“ heißt das Job-Portal, das Raphael Wagenblatt (rechts) und Daniel Schneider mit ihrem Team entwickelt habe
»Arbeitnehmerauskunft« heißt das Job-Portal, das Raphael Wagenblatt (rechts) und Daniel Schneider mit ihrem Team entwickelt haben. Hier am Firmensitz von Dara Innovations in Pirmasens.

„Wir leben die Start-up-Kultur“, sagt Raphael Wagenblatt. Zusammen mit seinem Studium-Kumpel Daniel Schneider hat der 21-Jährige vor knapp anderthalb Jahren die IT-Firma Dara Innovations mit Sitz in Pirmasens gegründet. Jetzt werfen sie ein neuartiges Job-Portal auf den Markt – und ziehen um.

Eine Kultur der offenen Tür, flache Hierarchien, zweimal die Woche gemeinsames Kochen und ein Bürohund, der um die vielen Rechner seine Runden dreht – bei Dara Innovations aus Pirmasens geht’s locker-lässig zu. Kein Wunder, die beiden Geschäftsführer, die die IT-Firma im Januar 2017 aus der Taufe gehoben haben, sind gerade mal 21 Jahre jung und wuppen neben ihrer Selbstständigkeit auch noch ihr Studium an der Technischen Universität Kaiserslautern, wo sie sich auch kennengelernt haben. Studiengang? Na, was wohl? Informatik. „Daniel ist genau so, wie man sich einen Informatiker vorstellt. Er hat vier Bildschirme, programmiert auch mal 14 bis 16 Stunden durch, ohne reden zu müssen. Sehr faszinierend“, erzählt Raphael Wagenblatt über seinen Kumpel. Er selbst sei mehr draußen, kümmere sich um Vertrieb und Kunden. Und an diesem Tag auch um die Presse. Nicht in Pirmasens, wo das rund 150 Quadratmeter große Büro der Firma ist, sondern in Landau. Denn hierhin wird ein Teil des Unternehmens umziehen. Grund: das neue Produktbaby „Arbeitnehmerauskunft“ – ein Online-Job-Portal für kleine und mittelständische Firmen.

Knapp 100.000 Euro Umsatz

Bisher hat Dara Innovations – Dara leitet sich von den Anfangsbuchstaben der Vornamen der beiden Gründer ab – sein Geld zu 75 bis 80 Prozent mit Webdesign und Webentwicklung gemacht. Dazu kommt Mediengestaltung wie Flyer oder Logos für die Kunden. 2017 konnten die Jung-Unternehmer damit einen Umsatz von knapp 100.000 Euro erwirtschaften, obwohl das Geschäft erst ab Frühjahr/Sommer richtig losging. „Aktuell haben wir eine Wachstumsrate von 200 bis 300 Prozent“, berichtet Wagenblatt. Der Kundenkreis erstrecke sich von Kaiserslautern bis Mutterstadt.

Im Mai auf dem Markt

Aber die beiden 21-Jährigen haben sich noch einiges vorgenommen. Unterstützung finden sie dabei bei Marcel Sponheimer, dem Hauensteiner, der in Landau den Funpark mitbetreibt, sowie weiteren Teilhabern, über die Wagenblatt aber den Mantel des Schweigens hüllt. Diese Gemeinschaft wird Betreiber des neuen Job-Portals sein. Gerade läuft die Firmengründung dafür. Das Portal „Arbeitnehmer-auskunft“ soll im April in die Testphase gehen, im Mai auf den Markt kommen. Die neue Firma wird in Landau angesiedelt. Dann zieht auch ein Teil von Dara Innovations in die Südpfalz. „Wir streben eine Hybridlösung an“, erklärt Wagenblatt. Die beiden Geschäftsführer hätten bereits fünf Festangestellte und einige Aushilfen in Pirmasens, die sie nicht verlieren wollten und für die Landau nicht um die Ecke sei. „Deswegen bleiben wir teilweise in Pirmasens, bauen uns aber in Landau ein zweites Standbein auf.“

Für Bewerber kostenfrei

Job-Portale wie monster.de gibt es ja einige auf dem Markt. Was ist das Besondere an der „Arbeitnehmerauskunft“? „Uns ist es wichtig, dass auch kleine Unternehmen ihre Bewerbungsprozesse online abwickeln können. Für diese Zielgruppe gibt es so etwas noch nicht“, erklärt Wagenblatt. Das Portal sei für Bewerber kostenfrei, Unternehmen zahlten für einen Monat Inserat unter zehn Euro. Alles sei ganz einfach gestaltet, und es werde ein Komplettservice geboten. So werde, wenn der Bewerber einverstanden ist, dessen Bonität und Unbescholtenheit geprüft und beim vorherigen Arbeitnehmer erfragt, welchen Eindruck dieser gemacht habe. Den Unternehmen werde eine Online-Suche nach berufsrelevanten Daten des Bewerbers angeboten. Und das Portal enthält ein Empfehlungsmanagament, über das Mitarbeiter den Unternehmen Bewerber vorschlagen können. „Alles ist standardisiert und damit leichter vergleichbar“, berichtet Wagenblatt, der schon positive Rückmeldungen von kontaktierten Unternehmen erhalten hat. Fünf Monate Entwicklungsarbeit mit einem Team aus zwei bis vier Personen stecke in dem Produkt.  „Vorfreude mit ein bisschen Nervosität verbunden“, beschreibt der junge Mann aus Ludwigswinkel seine Gefühlslage zum baldigen Start. Aber er ist zuversichtlich, dass alles klappt. Denn: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Diese Einstellung hatten die beiden Freunde bereits bei ihrer Firmengründung mit gerade mal 19 Jahren. „Aber wir haben in den knapp anderthalb Jahren so viel gelernt und so viel geschafft, dass kann einem keiner mehr nehmen“, ist Wagenblatt überzeugt. Trotz des Sprungs ins kalte Wasser hätten sie immer mit kalkulierbarem Risiko gehandelt. „Wir haben alles ohne Kredit geschafft. Jeder Rechner, der in unserem Büro steht, ist mit eigenem Fleiß erarbeitet.“

Noch nicht das Ende der Fahnenstange

Das Ende der Fahnenstange ist das neue Job-Portal aber noch nicht. „Wir haben schon Ideen für weitere Webprojekte“, kündigt Wagenblatt an. Und weil Dara Innovations auch etwas zurückgeben will, bietet das Unternehmen auch IT-Bildung in Schulen an. Eine „Herzensangelegenheit“, wie Wagenblatt sagt. In Maikammer oder Bad Bergzabern waren sie in Kooperation mit der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße beispielsweise schon. „Es ist wichtig, dass junge Menschen sicher durchs Internet gehen“, findet Wagenblatt. Vielleicht werden aus ihnen die Start-up-Gründer der Zukunft.

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