Pirmasens Sanft wie eine Rumba
Eigentlich denkt man bei Tango an Akkordeon und Geigen. Bei „Cuarteto Mosaico“ gibt es weder das Eine noch die Anderen. Dabei kommt das Ensemble nahe an die ursprüngliche Besetzung des klassischen Tangoensembles heran, denn zu der gehört die Flöte unbedingt. Leider sind nur etwa 40 Musikliebhaber der Einladung zu dem Konzert in die Alte Kirche in Vinningen gefolgt, doch die erleben mit „Kammermusikalische Weltmusik“, so der Name des Programms, einen ganz besonderen Abend.
Denn „Cuarteto Mosaico“ schenkt seinem Publikum eine ungewöhnliche Mischung an Stücken, die nicht alltäglich ist. Wegen der Komponisten, aber auch aufgrund ihrer Arrangements. Das Quartett aus Hessen wählt nicht nur Musik der Tangolegende Astor Piazzolla, dessen „Libertango“ am Sonntag zwar nicht fehlt, doch fremd und faszinierend klingt. Der Grund: Statt der Geige spielt die Flöte und das Bandoneon wird durch eine Gitarre ersetzt. Zu den Favoriten von „Cuarteto Mosaico“ zählen zeitgenössische Komponisten wie der 1959 geborene Coco Nelegatti, der seit 1986 in Berlin lebt, der Brasilianer Celso Machado (geboren 1959), der polnische Jazzmusiker Michal Urbaniak (Jahrgang 1943) und Ernesto Nazareth (1863-1934), der wie kein anderer die brasilianische Seele verkörpere, wie Komponist Heitor Villa-Lobos meint. Mit Joachim Storl findet sich sogar ein deutscher Komponist im Programm. „Cuarteto Mosaico“, das sind Nina Hacker am Bass, Uta Wagner an der Percussion, die Querflötistin Britta Roscher und der Gitarrist Ulrich Schlosser. Und aus ihrem Namen machen sie Programm. In der Tat sind sie ein musikalisches Mosaik, das nicht nur durch die Auswahl der Stücke ein neues Musik-Erleben formt, sondern auch durch ihre instrumentale Besetzung überrascht. Besonders gut gefällt die Musik des argentinischen Komponisten Maximo Diego Pujol, von dem das Quartett gleich zwei Stücke präsentiert: „San Telmo“ und „Candombe de los Buenos Tiempos“. Das Eigentümliche an der Musik sei, dass Pujol traditionellen argentinischen Tango mit modernen Elementen zusammenfüge, erklärt Britta Roscher, die abwechselnd mit Nina Hacker und Uta Wagner das Konzert moderiert. Ebenso herausragend ist das Klagelied „Lamentos“ von Alfredo da Rocha Viana Filho, genannt Pixinguinha, das Roscher mit der Alt-Querflöte vorträgt, um einen tieferen, rauchigeren Klang zu erzeugen. Mit diesem Stück präsentiert „Cuarteto Mosaico“ eine musikalische Rarität eines Musikers, der in Brasilien gefeiert wird, auch wenn er bereits 1973 verstarb. Was am Sonntag in Vinningen auf diese Weise zu erleben ist, ist ein folkloristisches Konzert, das durch seine Melodik an populäre Musik erinnert, aber auch klassischen Tango integriert. „Cuarteto Mosaico“ haucht dem Tango neues Leben ein, das sich anders anfühlt als gewohnt. Das Ensemble kombiniert europäische Folklore mit lateinamerikanischer Musik, bei der der leidenschaftliche Tango sanft daherkommt wie eine Rumba.