Bad Bergzabern Schaufenster in eine Baustelle

Die Zentrumsmanagerin Susanne Schultz (links) und die Beigeordnete Gerda Schäfer wollen den Museumsförderverein wiederbeleben.
Die Zentrumsmanagerin Susanne Schultz (links) und die Beigeordnete Gerda Schäfer wollen den Museumsförderverein wiederbeleben.

In der Geschichte Bad Bergzaberns gibt es viel, das der Erinnerung wert ist. Manches davon ist einzigartig. Zwei Frauen meinen: Ein neues Museumskonzept muss her. Lust darauf machen kleine „Engel-Schauen“. Der Zeitpunkt für eine Neuorientierung passt, denn zur Zeit wird „Der Engel“, das prachtvolle Renaissancehaus in der Innenstadt von Bad Bergzabern, umfassend saniert.

Wie berichtet, soll in die Räume der früheren Gaststätte „Engel“ im Erdgeschoss das Tourismusbüro einziehen. Die Räume des Museums im ersten Stock bleiben erhalten, die im zweiten Obergeschoss fallen weg, weil sie nicht barrierefrei sind.

Die Beigeordnete Gerda Schäfer und die Zentrumsmanagerin Susanne Schultz gehören zum Organisationsteam der Kurstadt. Beide setzen sich ehrenamtlich für eine zeitgemäße Umgestaltung des kleinen Museums ein, das bis zur renovierungsbedingten Schließung ein zusammengewürfeltes Sammelsurium von Themen und Exponaten zeigte.

Unterstützt vom Landesförderprogramm „Changemanagement – Museen im Wandel“ hat das Team eine Reihe von Schwerpunkten herausgearbeitet, die in Zukunft im „Engel“ präsentiert werden sollen. „Ein Museum muss modern sein, aber historisch bleiben. Es soll für Bürger und auswärtige Besucher gleichermaßen interessant sein“, erklärt Projektleiterin Schäfer.

Gesundheit, Kurbetrieb, Apothekenwesen – das ist ein Schwerpunkt, der sich im historisch gewachsenen Kurbad Bergzabern natürlich anbietet. Ein zweiter Komplex wird die Stadtgeschichte sein, und hier besonders die Bergzaberner Republik. 1792 hatten die rebellischen Südpfälzer, angestachelt vom Geist der Französischen Rebellion, eine freie Republik ausgerufen und den Anschluss an Frankreich beantragt. Der kleine Freistaat, auf seine Art einmalig, aber heute fast vergessen, hielt sich nur wenige Monate. Das Herxheimer Chawwerusch-Theater wollte in diesem Jahr ein Stück über diesen Freiheitskampf inszenieren. Das Projekt wurde aber wegen Corona auf 2021 verschoben.

Nicht so bedeutsam, aber „einmalig in der Welt“ ist der Böhämmer-Club, der in Kooperation mit den Museumsmachern an die verflossene Tradition erinnern wird, Bergfinken mit Blasrohren abzuschießen.

Ein weiterer Schwerpunkt wird die Präsentation von Pfälzer Künstlern sein. Schon bisher gab es für die Lyrikerin Martha Saalfeld und den Grafiker Werner vom Scheidt eine museale Gedenkstätte, die erhalten bleiben soll. Das Künstlerehepaar hat viele Jahre in Bad Bergzabern gelebt. Doch auch andere Künstler haben Verbindung zur Stadt. „Wir haben Kunstschätze im Bestand des Museums, und die wollen wir weiter pflegen“, sagt Schultz. Geplant sind Wechsel- und Sonderausstellungen, die auch dazu dienen sollen, das umgestaltete Museum immer wieder von Neuem besuchenswert zu machen.

Einen Vorgeschmack dazu kann man jetzt schon genießen. Mitten im Baustellen-Ambiente zeigt das Team an unverputzten Wänden seine „Engel-Schauen“. „Es geht uns darum, während der Renovierungs- und Wartephase das Museum im Bewusstsein lebendig zu halten“, betont Schultz. Leute werden einmal im Monat ein Wochenende lang durch Schaufenster angelockt: Die Fenster des „Engel“ sind weit geöffnet, Passanten können hineinspähen, werden neugierig und treten durch den Hintereingang ein.

Die erste Schau bestand aus Rosenbildern von Werner von Scheidt, die zweite, die jetzt abgebaut wird, präsentierte Stadtansichten aus fünf Jahrhunderten. Das nächste Schau-Wochenende ist vom 11. bis 13. September. Gezeigt werden „Engel-Ansichten“, die Einblick in die Geschichte des historischen Hauses und der Gaststätte geben. Die dann folgende Schau ist dem Thema „150 Jahre Bahnanbindung von Bergzabern“ gewidmet.

Der 13. September, übrigens Tag des offenen Denkmals, soll auch das Datum sein, an dem der Förderverein des Museums wiederbelebt wird. Es gab schon einmal einen Museumsverein, erzählt Susanne Schultz, aber der ist 2004 aus unerfindlichen Gründen aus dem Vereinsregister ausgetragen worden. Nun werden wieder Bürger gesucht, die sich für das Museum engagieren oder auch nur für ein bestimmtes Projekt einsetzen wollen. Gerda Schäfer hofft, dass mithilfe möglichst vieler Mitstreiter im ehrwürdigen „Engel“ bald ein „Begegnungsort für alle Generationen“ entstehen wird.

Termin

Nächste „Engel-Schau“ vom 11. bis 13. September: Freitag, 11-16 Uhr, Samstag und Sonntag, 11-18 Uhr.

Aus dem Sammelsurium soll ein Stadtmuseum werden.
Aus dem Sammelsurium soll ein Stadtmuseum werden.
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