Pirmasens Singen macht glücklich

In Heidelberg hat Steffi Sieber Opern gesungen. In der Lutherkirche war sie beim Offenen Singen dabei.
In Heidelberg hat Steffi Sieber Opern gesungen. In der Lutherkirche war sie beim Offenen Singen dabei.

Bezirkskantor Maurice Croissant hatte angekündigt „Offenes Singen macht glücklich“, denn moderne Rhythmen, bewegende Texte, Spaß am Singen und das Erleben einer spontanen Gemeinschaft sollten auch bei Menschen ohne Chorerfahrung Glückshormone auslösen. Und dazu hatten die Lutherkirchengemeinde und Croissant in die Lutherkirche eingeladen. Zur Unterstützung hatte Croissant acht junge Sängerinnen und Sänger aus seinem Jugendchor „Unisono“ mitgebracht.

Die acht Lieder, die den Teilnehmern vorgestellt werden, stammen aus dem Liederbuch „Wo wir dich loben wachsen neue Lieder plus“, einer Ergänzung des Vorgänger-Heftes, das im Dezember für die Evangelische Kirche der Pfalz eingeführt wurde. Mit zwei Liedern, die thematisch zur anstehenden Konfirmation passen, eröffnet der Chor das Offene Singen. Gleich das erste Lied im Swing-Stil kommt allen Teilnehmern bekannt vor, denn es lehnt sich harmonisch an das bekannte Chanson „Aux Champs-Elysées“ an. Der Chor singt einzelne Abschnitte vor, die die Mitsänger im Kirchenraum mehrmals wiederholen, bis die Lieder einigermaßen einstimmig klappen. Die Melodien sind eingängig, aber die modernen Rhythmen kniffelig und für Menschen ohne musikalische Vorkenntnisse eine Herausforderung. Das dritte Lied ist rockig und hätte sich gut für die Begleitung durch eine Band geeignet. Auch solche Lieder müssen in einem modernen Kirchenliederbuch erscheinen, denn Bands werden immer häufiger in Gottesdiensten eingesetzt. Bei allen drei Songs singen am Ende der Einstudierungsphase die Teilnehmer einstimmig im Wechsel mit dem gepflegt, wohlklingend und sauber mehrstimmig singenden kleinen Chor. Nachdem die ersten drei Lieder einstimmig bewältigt sind, wagt sich Croissant im vierten Lied an einen tänzerisch flotten Kanon und im fünften Lied, einer neuen Fassung von „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ sogar an einen vierstimmigen Chorsatz. Spätestens hier wären Menschen ohne Singerfahrung im Chor wahrscheinlich überfordert. Die Mehrzahl der Besucher ist aber so routiniert, dass es gut klappt und Croissant seinen bekannten Spruch als solchen schmunzelnd selbst ankündigt: „Wir sollten einen Chor aufmachen“. Das versprochene Gemeinschaftsgefühl ist durch den Stolz, im Team mit seinen Mitsängern eine Stimme im vierstimmigen Satz durchgehalten zu haben, auch bereits aufgekommen. Bei Lied sechs im Samba-Rhythmus wirbelt Croissant nur so über die Tasten und wie eigentlich jedes Stück, lebt auch dieses von seiner genialen Klavierbegleitung. Hier stellen sich gute Laune und Glücksgefühl durch den mitreißenden Rhythmus ein, die auch beim nächsten Stück, einem englischsprachigen Gospel, das wie ein Quodlibet in drei Gruppen gleichzeitig gesungen wird, nicht nachlässt. Lied acht ist eine ruhige Popballade und das letzte Lied die Vertonung eines Segensspruchs, den sich alle gegenseitig zusingen. Der Aufbau dieses Stücks ist gleich einem Popsong mit Strophe, Refrain und Bridge. Croissant ist erfahren genug um zu wissen, dass die Bridge immer am wenigsten eingängig ist und probt diese deswegen zuerst. So klappt auch das anrührende Segenslied am Ende. Wie Croissant angekündigt hatte, verlassen alle Teilnehmer nach exakt einer Stunde die Kirche glücklicher, als sie sie betreten hatten.

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