Montagsumfrage Wie rädde die Bärmesenser?

Michael Völlinger.
Michael Völlinger.

Montagsumfrage: Was fer Wärder gäbbt’s nur bei uns? Wir haben Passanten in der Innenstadt nach den beliebtesten Pirmasenser Wörtern gefragt.

„Ich bin gonz letz“, sagt Michael Völlinger hin und wieder, wenn er ganz durcheinander ist oder Dinge im Alltag verwechselt. Für ihn ist das Wort „letz“ ein typisches Pirmasenser Wort, das er schon von Kindesbeinen an gehört hat. Ähnlich geht es ihm mit der sagenumwobenen „Ongk“, in die man vom Hörensagen her reinschlagen kann. „Dir schlaa ich wie äm Stallhaas in die Ongk“, hat Völlinger hierzulande schon des Öfteren gehört. Für den Laien: Mit der „Ongk“ meint der Pirmasenser den Nacken seines Kontrahenten.

„Leider gehen immer mehr Pirmasenser Wörter verloren. Die Jugend spricht heute nicht mehr so“, hat Völlinger festgestellt. Zuhause habe er noch ein Wörterbuch des ehemaligen Pirmasenser Mundartpapstes Ludwig Kieffer, der als „Kieffer-Lui“ vielen älteren Pirmasensern nach wie vor ein Begriff ist. „Dort stehen längst vergessene Wörter drin. Ab und an blättere ich noch darin und finde spannende Dinge“, sagt er.

Lieber Hochdeutsch sprechen

Die Ehefrau von Thomas Krämer kommt gebürtig aus Leipzig. Sprachbarrieren musste das Paar beidseitig abbauen. „Wenn ich in Sachsen bin, verstehe ich kaum etwas. So ist es meiner Frau aber auch mit unserem Dialekt gegangen, als sie zu mir gezogen ist. Sie war oft stutzig und verwirrt“, sagt er. Zuhause spricht Krämer nach wie vor viel Hochdeutsch, um keine Verwirrung zu stiften. Den original Bärmesenser Dialekt spreche er nur mit Artgenossen.

Mit der „Suppeboll“ schöpft Peter Wilhelm Suppe aus einem „Haawe“. Damit meint er, dass er eine Suppe mit der Kelle von dem Topf in einen Teller gibt. Zuhause in Bärmesens weiß das jeder. „Ich habe allerdings eine Bekannte aus der Slowakei, die mich dann so gar nicht versteht. Ihr Mann, auch ein Pirmasenser, muss ihr den Dialekt dann übersetzen“, erzählt Wilhelm lachend.

Hemdsärmelige Frotzeleien

Für Martin Britzius ist der Begriff „Dummschieler“ keine Beleidigung, sondern eher eine witzig gemeinte, hemdsärmelige Frotzelei. Vor wenigen Tagen sei er in einem „typischen“ Pirmasenser Lottolädchen gewesen, wo die Stammkundschaft gerne mal mit einem lauten „Ei gun Tach, du Dummschieler“ begrüßt werde. Die Antwort des Kunden habe gelautet: „Alles klar, du Armeheisler?“. Alle Beteiligten fanden es lustig, Britzius auch.

Wenn Else Broderix von einem „Petsche“ spricht, meint sie, wie viele andere Pirmasenser auch, einen unliebsamen Pickel. „In anderem Regionen wüsste keiner, was ich damit meine“, sagt sie. Typisch für den Pirmasenser Dialekt sind für Broderix aber auch Sätze, bei denen sich bei einem Nicht-Pirmasenser ein großes Fragezeichen über dem Kopf bilden würde. Broderix’ Beispiel: „Hasch deu Dasch?“.

Wenn August Eberle zu Hause seine Wäsche macht, kommt die „Bränk“ zum Einsatz. „Manchmal sage ich dazu auch ,Weschbitt’ aber ,Bränk’ finde ich besser. Richtig super finde ich als Pirmasenser auch die Wörter ,Dummbeidel’ oder mit dem ,Schlabbe’ für Pantoffel auch den Wortklassiker schlechthin“, so Eberle. Obwohl er stolz auf den Bärmesenser Dialekt sei und herzlich über ihn lachen könne, spreche er in anderen Städten dann doch lieber Hochdeutsch – „allerdings mit Knupfen“ – also mit Bärmesenser Einschlag, wie er betont.

Thomas Krämer.
Thomas Krämer.
Peter Wilhelm.
Peter Wilhelm.
Martin Britzius.
Martin Britzius.
Else Broderix.
Else Broderix.
August Eberle.
August Eberle.
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