Schifferstadt Diamantene Hochzeit: Was Monika und Bernd Agne seit 60 Jahren zu einem guten Team macht

Das Jubelpaar in seinem schönen Garten: Monika und Bernd Agne.
Das Jubelpaar in seinem schönen Garten: Monika und Bernd Agne.

Monika und Bernd Agne haben all das seit 60 Jahren: Liebe, Respekt, Geduld und Vertrauen. Und bei Unstimmigkeiten wird erst einmal eine Nacht drüber geschlafen. Am Mittwoch feiert das Maßschneider-Ehepaar aus Schifferstadt Diamantene Hochzeit.

„My everlasting love“, ruft Bernd Agne seine Frau Monika. Worte, die wohl alles sagen. Dass er sie manchmal auf Englisch anspricht, dient dem Gedächtnistraining. „Wir wiederholen gerade unser Englisch, um fit im Kopf zu bleiben“, erklärt Bernd Agne (86). „Ansonsten sind wir froh, wenn wir unsere eigene Sprache gut können“, sagt seine Frau Monika (82) lachend. „Bei uns Pfälzern ist das ja nicht immer einfach!“ Monika Agne ist eine echte Schifferstadterin, Bernd Agne stammt aus der Westpfalz bei Pirmasens. Wie kam es da, dass sie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen fanden? Sie begegneten sich – natürlich – in einer Schneiderei.

Monika, mit Mädchennamen Tremmel, arbeitete nämlich in der Schneiderwerkstatt Kraus in Speyer als Damenschneiderin. Da wohnte sie noch bei ihren Eltern und pendelte mit dem Zug. Einen Tag nach ihrem 21. Geburtstag schneite der frischgebackene Herrenschneider Bernd Agne in den Betrieb herein, wo er direkt nach der Meisterprüfung seine erste Stellung antrat und ein Zimmer bei seinem Arbeitgeber bezogen hatte. Zunächst einmal passierte – gar nichts. „Wir haben uns zwar jeden Tag gesehen, und ich fand ihn sehr fesch. Aber das war erst einmal nur der Neue, und ich habe mehr nach meiner Arbeit geguckt“, beteuert Monika Agne. Doch die Blicke über Maßband, Scheren, Stoffballen und Nadeln wurden mit der Zeit intensiver, und „möglicherweise merkten die Kollegen eher, was los war, als wir selbst“, erinnert sich Monika. Tatsächlich verging ein halbes Jahr, bis sich die beiden verabredeten. Im romantischen Alten Friedhof, heute Adenauerpark in Speyer. Im Mai ...

Mit Verlobung wurde Verbindung offiziell

„Da haben wir lange erzählt und fanden einander sympathisch, aber wir haben unsere Zuneigung erst einmal geheim gehalten“, sagt Monika Agne. Bis zur Verlobung 1963, an ihrem 22. Geburtstag. Dann war die Verbindung offiziell, und die Verliebten verbrachten auch ihre freie Zeit miteinander. Gern gingen sie ins Tanzcafé „Regina“ nach Ludwigshafen.

Geheiratet wurde im Jahr darauf; am 11. September 1964 standesamtlich, dazu trug die Braut ein schwarzes Kostüm, natürlich selbst geschneidert; zur kirchlichen Trauung erschien sie ganz in Weiß. Auch des Bräutigams Hochzeitsanzug war eine Eigenkreation. Man kann sich vorstellen, welche Augenweide die beiden in ihren Festkleidern boten: „Ich war damals die Schönste!“, sagt Monika Agne selbstbewusst, und Bernd bestätigt: „Absolut. Und du bist es heute noch für mich!“

Eigenes Geschäft in Mannheim

Ein Jahr und vier Wochen später kam Sohn Stefan zur Welt, 1968 Tochter Christine. Da wurde es eng im Elternhaus von Monika, wo das junge Paar eine kleine, einfache Wohnung hatte, und der Traum vom eigenen Nest nahm Gestalt an. „Wir hatten immer Ziele vor Augen, denn das spornt ja an“, sagt Bernd Agne. Drei Jahre haben sie an ihrem jetzigen Haus gebaut, vieles in Eigenleistung erbracht. Der Schneidermeister wuchs über sich selbst hinaus und flieste Balkon und Terrasse. Neben der Erwerbsarbeit natürlich, und die war ebenfalls fordernd. Kurz nach der Hochzeit nämlich war Bernd Agne in den Traditionsschneiderbetrieb Laukötter in Mannheim eingetreten und sorgte dort für Qualitätsarbeit und volle Auftragsbücher.

Als er 1986 nach dem Tod des Inhabers das Geschäft übernahm, war er in der Schneiderwelt eine bekannte Größe. Davon zeugen an die 30 Goldmedaillen des Bundesverbands der Maßschneider, an dessen Wettbewerben er regelmäßig teilnahm. Sogar eine goldene Schere, die höchste Anerkennung „für die beste fachliche Leistung des Jahres“, zeugt von Agnes Können. Auf internationalen Kongressen erhielt er ebenfalls Auszeichnungen, und so bekam das Ehepaar Agne auch ein Stück der Welt zu sehen: Taipeh, Lissabon, Rom, Seoul, um nur einige Hauptstädte zu nennen.

Heute neue Aufgaben

Während Monika Agne, als die Kinder noch klein waren, ihrem Mann von zu Hause aus zuarbeitete und die sogenannte „Handarbeit“ machte, war sie später als Vollzeitkraft im Betrieb ihres Mannes tätig. Noch heute trägt das Atelier seinen Namen, obwohl er es längst an eine ehemalige Mitarbeiterin abgegeben hat. Doch bis vor vier Jahren arbeitete Agne noch im Hintergrund mit. Dann kam die Pandemie; gleichzeitig machte ihm sein Herz zu schaffen. Weitere Krisen blieben dem Paar zum Glück erspart, „und wenn wir mal eine Meinungsverschiedenheit hatten, haben wir erst einmal eine Nacht darüber geschlafen“, sagt Bernd Agne. „Oder drei!“, ergänzt seine Frau lachend.

Heute haben die Agnes neue Aufgaben: „Ich übe mich im Einkaufen, und ein wenig Kochen habe ich auch gelernt“, sagt Bernd Agne. Ehefrau Monika hält derweil den Garten mit seinen zahlreichen Sträuchern und Blumen in Schuss. Zudem geht er walken, beide trainieren dreimal die Woche an Fitnessgeräten und besuchen einen Yoga-Kurs. „Man muss immer daran arbeiten, dass man auf gute Weise alt wird“, betont Bernd Agne.

Das Paar an seinem Hochzeitstag vor 60 Jahren.
Das Paar an seinem Hochzeitstag vor 60 Jahren.
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