Leute im Landkreis Eberhard Bucher versucht, Welt ein bisschen besser zu machen

Für einen guten Zweck: Eberhard Bucher sägt Figuren für den nächsten Kunsthandwerkermarkt in seiner Werkstatt.
Für einen guten Zweck: Eberhard Bucher sägt Figuren für den nächsten Kunsthandwerkermarkt in seiner Werkstatt.

Eberhard Bucher engagiert sich für geflüchtete Menschen. Dafür wurde er mit der Ehrennadel des Landes ausgezeichnet. Bucher ist jedoch kein sozialromantischer Träumer und kein naiver Gutmensch. Etwas findet er traurig.

Eberhard Bucher schaut genau hin – dafür ist er sogar auf einem Seenotrettungskreuzer im Mittelmeer mitgefahren. Nach einem kurzen Vorbereitungskurs war er 2018 zwei Wochen an Bord der Sea-Eye unterwegs und hat geholfen, Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. „Das war sehr hart, heute würde ich das nicht mehr machen“, sagt er im Rückblick.

Mit seiner Lebensgefährtin Sabine Herrle besuchte er das westafrikanische Gambia. Dort schauten die beiden aufs Meer. Sie sahen riesige Fischtrawler aus europäischen Ländern, riesige Schiffe, die die Fischgründe vor der Küste leer fischen. „Wir haben gesehen, dass die gambischen Fischer mit ihren kleinen Holzbooten kaum noch etwas nach Hause bringen“, erzählt Bucher. Und auf dem Markt gebe es billiges Hühnerfleisch, das Europa dorthin exportiere. „Die einheimischen Bauern können damit nicht konkurrieren“, sagt Bucher.

Freude an Umgang mit Jugendlichen

Hinter seinem Haus hat Eberhard Bucher einen wunderschönen Garten, mit weitem Blick über die Felder des Kohlhofs. Hier gehört er zur mennonitischen Gemeinde. Die Mennoniten sind eine evangelische Freikirche, deren Wurzeln bei den Wiedertäufern der Reformationszeit liegen. Mennoniten wurde im Lauf der Geschichte immer wieder verfolgt und mussten fliehen. Bucher wurde 1954 in der Nähe von Überlingen in eine Familie mit acht Kindern geboren. Er ist auf dem Bauernhof aufgewachsen. Er verließ den Hof und machte eine kaufmännische Lehre in einem Autohaus. Seinen Zivildienst leistete er beim mennonitischen Jugendwerk und merkte, dass ihm der Umgang mit Jugendlichen mehr liegt als der Umgang mit Zahlen und Bilanzen. Er studierte Sozialpädagogik in Reutlingen.

Ein Mitglied seiner Studenten-Wohngemeinschaft war Sohn eines Bauern, der einen Hof auf dem Kohlhof betrieb. Bucher folgte seinem Kommilitonen in die Pfalz. 1987 begann er in Ludwigshafen als Sozialarbeiter zu arbeiten und gründete das Café Familie in der Ernst-Reuter-Siedlung. 1992 übernahm er die Leitung von Luzie, dem Ludwigshafener Zentrum für individuelle Erziehungshilfen. Dort arbeitete er bis 2016. Als der Kohlhof-Siedlung Geflüchtete zugeteilt wurden, engagierte sich die ganze mennonitische Gemeinde. Bucher organisierte das.

„Glaube sichtbar machen“

„Ich hatte schon ein gutes Netzwerk und konnte das Nutzen“, sagt er. Dabei ging es ihm nicht bloß um Unterbringung, sondern um Hilfe, die den ganzen Menschen sieht. So entstanden Patenschaften, mit denen Geflüchtete Ansprechpartner haben, die ihnen in allen Aspekten des Alltags zur Seite stehen. Der christliche Glaube sei dabei ein Teil der Motivation, sofern er gelebt werde. „Es geht nicht darum, viel in die Kirche zu gehen und viel zu beten. Es kommt darauf an, den Glauben sichtbar zu machen. Aus dem Herzen und aus Überzeugung“, sagt Bucher.

Mit Gemeindemitgliedern organisierte er einen Kunsthandwerkermarkt auf dem Kohlhof mit dem Ziel, die Flüchtlingsarbeit der Gemeinde Limburgerhof zu unterstützen. Der erste Markt 2021 erlöste 18.000 Euro, im nächsten Jahr ergab die Fortsetzung 27.000 Euro, welche die Mennoniten zwischen Flüchtlingshilfen in Limburgerhof und Schifferstadt aufteilte. In der mennonitischen Gemeinde ist Bucher auch ein ehrenamtlicher Hausmeister. Er kümmert sich um den Friedhof, die Kirche und das Gemeindehaus. Und weil die Kulturkapelle im Park nicht weit weg ist und der Trägerverein EnPaLi Unterstützung beim Unterhalt der Anlagen braucht, hilft er dort eben auch noch mit.

In seiner Freizeit arbeitet Bucher gerne mit Holz und hat eine tipptopp eingerichtete Werkstatt. Natürlich denkt er schon an den nächsten Kunsthandwerkermarkt im Herbst und sägt Deko-Figuren und mehr aus heimischem Holz. „Ich weiß, dass ich nicht die Welt retten kann“, sagt Bucher. „Aber da, wo ich bin, kann ich versuchen, sie ein bisschen besser zu machen“, erklärt er sein Credo. Davon profitieren alle: Flüchtlinge, die gut betreut werden, die Sprache lernen und in Arbeit und Ausbildung gehen können, werden Mitglieder der Gesellschaft und tragen zum Gesamtwohl bei. Traurig findet Bucher die politische Trägheit im Umgang mit dem Thema Zuwanderung als Ganzes. Als Vorbild nennt er Kanada, wo er Verwandtschaft hat. Kanada habe ein regulierte Zuwanderung mit klaren Konditionen und einem System, das Zugewanderte möglichst schnell und gut integriert. „Solange wir das in Deutschland und Europa nicht machen, verschenken wir Ressourcen, die uns allen nützen könnten“, ist er überzeugt.

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