Rhein-Pfalz Kreis Erste Eindrücke, bleibende Geschichten

91-93676206.jpg
Ludwigshafen

. Tatjana Fornoff als Vorsitzende und Aylin Höppner als Geschäftsführerin stehen an der Spitze des Migrationsbeirats. Beiden ist bewusst, wie knifflig ausländerpolitische Themen derzeit sind. Die vorherrschende Grundskepsis in der öffentlichen Meinung schreckt die beiden Frauen aber nicht ab, weiter für ihre Belange einzutreten. „Wir wollen ein Sprachrohr sein zwischen Einheimischen und Einwanderern und so zur Verständigung beitragen“, skizziert die 36-jährige Fornoff, die in Fußgönheim lebt, ihre Rolle. Dass der Beirat seine Berechtigung habe, stehe außer Frage, ist sie überzeugt: „Im Rhein-Pfalz-Kreis leben 13.000 Bürger mit Migrationshintergrund.“ Für all diese wolle der Beirat eine Anlaufstation sein. Zugleich „wollen wir auch immer die Frage stellen: Wo wollen wir als Gesellschaft hin?“ Fornoff und Höppner, die als Verwaltungsmitarbeiterin die Geschäfte des Beirats führt, setzen auf das Leitmotiv „Fördern und fordern“. Das heißt, sie wollen Zugewanderten helfen, sehen bei diesen aber zugleich die Pflicht, sich dem neuen Land zu öffnen. Und unter diesem Leitmotiv stehen auch die drei großen Projekte für dieses Jahr. Los geht es am 2. Februar mit einer Lesung von Michael Schmidt-Solomon, der im Zentrum Alte Schule in Dannstadt sein Buch „Grenzen der Toleranz“ vorstellen und mit den Zuhörern diskutieren wird. „Er hinterfragt aktuelle Aussagen und hat den Erhalt der offenen Gesellschaft im Blick“, sagt Höppner. Der Philosoph Schmidt-Salomon werde gesellschaftliche Konflikte beleuchten und darlegen, wie die Politik in einer Demokratie darauf reagieren sollte. Zur Information beitragen soll auch das zweite große Projekt, das sich der Migrationsbeirat vorgenommen hat. Fornoff und Höppner führen dazu diese Woche Gespräche mit Georg Wenz, dem Islambeauftragten der evangelischen Kirche der Pfalz. „Wir möchten eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der großen Religionen veranstalten“, sagt Höppner. Der Termin solle im Frühjahr oder Sommer sein. „Schon jahrelang leben in Deutschland viele Religionen zusammen. Aber jetzt gibt es Unsicherheiten und Angst. Wir wollen, dass die Gesprächspartner ihre Religionen vorstellen und aufzeigen, welche Herausforderungen sie sehen und wie sie in die Zukunft gehen“, erklärt Fornoff. In den Gesprächen mit Wenz gehe es nun noch ums konkrete Format und welche Teilnehmer mitmachen. Das dritte Projekt wird den Migrationsbeirat das ganze Jahr über beschäftigen. Fornoff gibt der Idee den Titel „First Picture“, also erstes Bild. „Integration findet ja überall statt. Oft zählt der erste Eindruck. Und Integration kann nur gelingen, wenn man Positives sieht“, sagt Fornoff. Daher möchte sie Zuwanderer auffordern, dem Migrationsbeirat ihre „ersten Bilder zu senden, die sie in Deutschland gemacht und dann nach Hause geschickt haben“. Denn das sei ja just der erste Eindruck, den diese Menschen von ihrer neuen Heimat gewonnen hätten und mit Freunden oder Familien daheim teilen wollten. „Das ist spannend: Welche Bilder waren es? Vielleicht ein anderer Mensch oder ein Gebäude oder ein technisches Gerät“, so Fornoff. Ihr schwebe vor, dass zu den Bildern kurze Texte kommen, die die Geschichte zum Bild erzählen, und daraus eine Ausstellung sowie ein Bildband entstehen. „Bis Ende 2017 soll alles fertig sein.“ Höppner ist von dieser Idee sofort begeistert gewesen und hofft auf viele Mitstreiter. Wer mitmachen wolle, könne sich per E-Mail an migrationsbeirat@kv-rpk.de wenden. Höppner und Fornoff fänden es toll, wenn sich auch Firmen melden würden: entweder als Sponsoren des Projekts oder als Quelle von Fotos und Migrationsgeschichten. „Bisher haben wir zu dieser Idee nur positive Rückmeldungen erhalten. Jetzt geht es darum, dass Bilder eingehen. Wenn alles optimal läuft, bieten wir durch die Bilder und die Texte ein Forum, damit die Menschen ins Gespräch kommen“, so Fornoff – und das wiederum sei ja die Basis des Zusammenlebens.

x