Rhein-Pfalz Kreis Im Studium mal abheben
Zwei Ausbildungen, die sich laut Studiengangsleiter Aviation Management, Professor Richard Klophaus, steigender Beliebtheit erfreuen. Damit das Ganze zumindest für die Studierenden keine allzu trockene Angelegenheit bleibt, dass sie einmal das richtige Gefühl vom Fliegen bekommen, wird jährlich ein Schnupperflugtag auf dem Wormser Flugplatz angeboten. Rund 30 Studierende dürfen wahlweise oder nacheinander mit einem Helikopter und einer kleinen einmotorigen Maschine zur Platzrunde abheben. Für viele ein ganz anderes, ein direktes Fluggefühl als in den großen Flugzeugen. Einige Studentinnen schweben noch nach dem Flug in Glücksgefühlen. Ihre männlichen Kollegen nehmen es dagegen etwas cooler. Möglich machen den Schnupperflugtag die LGM Luftfahrt GmbH, die am Mannheimer Flugplatz stationiert ist und laut Chefin Uta Held in der Pilotenausbildung mit der FH Worms sehr gut kooperiert, sowie der Flugplatz Worms, der die Aktion unterstützt. Dass sich Worms zu einem Zentrum für die Luftverkehrsausbildung in Deutschland herausgebildet habe, sei mehr ein Zufallsprozess, sagt Klophaus. Von anfangs sieben Dozenten mit einer Vergangenheit in der Luftverkehrsbranche sei die Zahl der Lehrenden mit einem solchen Hintergrund auf zwölf gestiegen. Kaum einer der Studenten, die am Wormser Flugplatz auf ihren Schnupperflug warten, sieht allerdings nach dem Studium seinen Arbeitsschwerpunkt in Deutschland, wo der Markt laut Klophaus auch weitestgehend gesättigt ist. Insbesondere in Asien sei das größte Wachstum zu verzeichnen, unter anderem bei den großen arabischen Luftfahrtunternehmen. Für Jacqueline Kienholz aus dem Harz ist es schon seit der Teenager-Zeit ein Traum, einmal in der Luftfahrtbranche tätig zu werden. Inzwischen hat die 21-Jährige Auslandserfahrung gesammelt, war in Australien, Indonesien, Thailand. Da sie an eine Familie denke, dränge es sie weniger ins Cockpit. Derzeit arbeitet sie studienbegleitend bei Aviareps am Frankfurter Flughafen. Ihr Traumziel als Lebensmittelpunkt: Australien. Corinna Künstler (21) dagegen „parkt“ nur mehr oder weniger im Studiengang Aviation Management. Ihr Ziel ist es, noch eine Pilotenausbildung bei der Lufthansa zu ergattern. Nico Gharibar ist Deutsch-Amerikaner, sein Onkel ist Flugbegleiter. Eigentlich war er auf der Suche nach einem Studium im Bereich Event-Management, als er auf die Luftverkehrsausbildung stieß. „Der Luftverkehr verbindet Menschen“, beschreibt er seine Motivation zum Studium. Er hat schon am Flughafen Hahn gearbeitet, würde später gerne viel reisen. Deshalb tendiert er in Richtung Vertrieb. Dass in Worms alle Professoren vom Fach sind, das schätzt er. Dass die Klausuren nur einmal jährlich geschrieben werden, ist ein Kritikpunkt. Einmal eine in den Sand gesetzt, bedeute dies eine Wartezeit für die Wiederholung von zwölf Monaten. Andere würden es lieber sehen, wenn der Praxisbezug kompakter zu absolvieren wäre statt studienbegleitend – etwa in einem Praxissemester. Tobias Honold (25) sucht auch noch nach der Möglichkeit einer Pilotenausbildung, aber direkt bei einem Flugunternehmen, das spare die Hälfte der Ausbildungskosten. Wer die Pilotenlizenz beim Kooperationspartner der Wormser FH erwirbt, muss rund 70.000 Euro vorfinanzieren. „Die Banken sind leider zu vorsichtig, um in Humankapital zu investieren“, kritisiert Klophaus, dass es für die Studenten oft schwierig ist, an das Ausbildungskapital zu kommen. Konsumkredite seien da deutlich einfacher zu bekommen. (nt)