Rhein-Pfalz Kreis Mädchen die Angst genommen
Viel Positives erlebt die Frankenthalerin Eva Beer mit ihrem Hund Balou, wenn sie ihn mit in die Schule nimmt. Beer ist Lehrerin an der Realschule plus in Bobenheim-Roxheim, und der schwarze Labrador Balou besucht die Kinder regelmäßig im Unterricht.
Als ich Eva Beer besuche, kommt Balou langsam auf mich zu. Er wartet, ob er gestreichelt wird und wedelt dann mit dem Schwanz. Nicht selbstverständlich, denn er ist in seinem Zuhause, und ich bin eine Fremde für ihn. Doch als er merkt, dass ich mich setze, kommt er noch einmal, um sich Streicheleinheiten zu holen. „Eigentlich wolle ich ihn nur als Familienhund“, erzählt sein Frauchen. Mittlerweile sei er acht Jahre alt und etwas ruhiger, aber nach wie vor sehr agil. Zum Schulhund wurde Balou eher durch Zufall. Als er noch klein war, arbeitete seine Halterin in Rüsselsheim. Manchmal nahm sie ihn mit, damit er nicht zu lange in der Wohnung allein sein musste. Weil die dortige Konrektorin auch einen Hund hatte, kamen die beiden ins Gespräch, und irgendwann hieß es: „Nehmen Sie ihn doch mal mit in die Klasse.“ Das Ergebnis war verblüffend, wie Eva Beer sich erinnert. Die Kinder seien plötzlich sehr ruhig gewesen und hätten gefragt, ob der Hund nicht regelmäßig zu ihnen kommen könne. Dies war für sie der Anlass, ihn ausbilden zu lassen. Der Begriff Schulhund ist nicht geschützt, aber die Verantwortung sei ihr ohne eine Schulung zu groß gewesen. Die Lehrerin entschied sich für ein Seminar bei Thomas Vogel, einem zertifizierten Ausbilder bei der Rettungshundestaffel Donnersberg. Etwa ein Vierteljahr lernte sie mit ihrem Tier, wie man mit dem Hund umgeht, ohne dass die Kinder oder Balou Stress bekommen. Bevor es überhaupt losging, begutachtete Vogel den Labrador, denn nicht jeder Hund ist geeignet. Für seine Halterin ging es neben viel theoretischem Wissen von der Körpersprache des Tiers bis zu Hygienevorschriften und einem Gespräch mit dem Tierarzt auch um die praktischen Übungen. Trainiert wurde zunächst der Umgang mit fremden Personen. Dazu ging es zwei Stunden lang durch die Wormser Fußgängerzone. Sie habe verschiedene Leute angesprochen, ob sie ihn mal streicheln möchten, erzählt Eva Beer. Balou ließ alles ruhig über sich ergehen. Eine weitere Tour führte durchs Parkhaus, wieder mit Menschenkontakt. Aufgaben wie langsam auf Kinder zuzugehen, sich hinzulegen oder auf der Decke in der Klasse liegen zu bleiben, gehörten ebenfalls dazu. Er meisterte alles mit Bravour, und so gab es für Hund und Frauchen das gewünschte Zertifikat. „Wer den Hund in der Schule noch nicht erlebt hat, glaubt kaum, wie positiv sich seine Anwesenheit auf den Unterricht auswirkt“, versichert Beer. Auch die Schulleitung in Bobenheim-Roxheim freute sich über die neue Kollegin mit Hund, deshalb ist er dort jeden Mittwoch in der 5c und außerdem in der Hunde-AG bei Siebt- und Achtklässlern zu Gast. Jeweils eine Stunde ist er im Unterricht, mehr würde ihn stressen, zumal er jetzt schon älter ist, sagt Beer. Aber er vollbringe manchmal kleine Wunder. Ein Beispiel: Ein extrem zurückhaltendes Kind, das sich nicht traute, laut zu lesen, habe auf der Decke beim Hund sitzend genau das gelernt. Ein toller Erfolg, meint Beer. Und immer seien die Kinder viel konzentrierter, wenn Balou im Unterricht dabei sei.