Rhein-Pfalz Kreis Meister der Gefahrstoffe

Böhl-Iggelheim. Sei es nur in der Theorie am Schreibtisch oder draußen in der Praxis: Wer in seinem Beruf in irgendeiner Form mit Gefahrstoffen zu tun hat, kommt an den Arbeiten von Professor Herbert Bender nicht vorbei. Für sein Lebenswerk wurde der Böhl-Iggelheimer am Mittwoch im Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Berlin das Bundesverdienstkreuz verliehen. An einem für Bender ganz besonderen Tag: seinem Geburtstag.

1986 stieg der gebürtige Kaiserslauterer bei der BASF in das Thema Arbeitsschutz – Sicherheit in der Chemie ein. Davor war der Diplomchemiker fünf Jahre im Farbenlabor des Unternehmens beschäftigt, nachdem er ein „Turbostudium“ hingelegt hatte, wie er erzählt. „An der Uni Kaiserslautern war ich bekannt wie ein bunter Hund: Ich habe jeweils zwei Semester parallel absolviert“, sagt er lachend. 1987 wechselte er in die Sicherheitsabteilung des Werks, die er von 1990 bis zum Ruhestand 2014 leitete. Daneben hielt er an der Uni Heidelberg alle zwei Wochen Vorlesungen über Sicherheit für angehende Chemiker. Außerdem verfasste Bender in der Zeit die Standardlehrbücher „Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen“ und „Das Gefahrstoffbuch“, beide inzwischen in der vierten Auflage. 25 Jahre lehrte er insgesamt an der Uni Heidelberg, wo er 2001 zum Honorarprofessor ernannt wurde. Drei Jahre war er zudem an der Technischen Hochschule Darmstadt, sechs an der Fachhochschule Mannheim. „Über die damals propagierte 40-Stunden-Woche konnte ich nur lächeln“, sagt Bender verschmitzt. „Die 40 Stunden hatte ich schon mittwochs erreicht.“ Zudem baute er in Böhl-Iggelheim für seine fünfköpfige Familie ein schmuckes Haus, zum größten Teil in Eigenleistung. „Soviel zum Vorurteil, dass Akademiker zwei linke Hände haben.“ Daneben trainierte Bender zehn Jahre im Verein die Böhler Jugend im Geräteturnen. Kaum in Pension ereilte ihn der Ruf nach Berlin, wo er jetzt beim Bundesverband der Deutschen Industrie als Referent für Gefahrstoffe und Betriebssicherheit tätig und in dieser Funktion unmittelbarer Gesprächspartner für die Regierung ist. „Ich bin mehr eingespannt als früher“, bilanziert Bender. Einmal Arbeitsschützer, immer Arbeitsschützer: „Sechs, sieben Jahre“ möchte er im Dienst der Industrie noch tätig sein. Wahrscheinlich kommt jetzt noch ein dreijähriges Engagement bei der Europäischen Chemikalienagentur in Helsinki hinzu, für die ihn die Bundesregierung nominiert hat. Sein großes Engagement im Bereich Arbeitssicherheit, vor allem sein Einsatz für die „Zentrale Expositionsdatenbank zur Erfassung von Tätigkeiten mit krebserzeugenden Stoffen“ wurde von höherer Stelle anerkannt. Im Mai erfuhr Bender von der bevorstehenden Ehrung. „Reiner Zufall, dass sie jetzt an meinem 61. Geburtstag ist“, sagt der bescheidene Mann, dessen oberstes Credo ist: „An erster Stelle kommt der Mensch, dann die Firma.“

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