Rhein-Pfalz Kreis Patienten stehen bis zur Straße

„Krank zwischen den Jahren? Nein danke!“ So bringt Joachim Meyer seine Erfahrung mit einer über Weihnachten eingefangenen starken Erkältung auf den Punkt. Die Arztpraxen im Leiningerland hätten alle bis heute, 2. Januar, geschlossen gehabt, und bei der Bereitschaftsdienstzentrale am Kreiskrankenhaus Grünstadt hätten die Wartenden am Dienstagmorgen bis auf die Straße gestanden.

Rund 25 Patienten wären vor mir dran gewesen“, erzählt Meyer. Also drehte er um und ging ins Bett, um es am Nachmittag gegen 14 Uhr noch einmal zu versuchen. Doch das Bild vor dem Eingang war das gleiche. „Frustriert und mit dickem Kopf fuhr ich wieder nach Hause“, berichtet Meyer. Doch aller guten Dinge sind drei, und so unternahm der Grünstadter am Mittwoch einen erneuten Anlauf. „Gegen 7.45 Uhr hatte ich Glück, nur vier Menschen waren vor mir“, so Meyer. Als er eine Dreiviertelstunde später die ehemaligen Kiosk-Räume verließ, hätten schon wieder zehn Leute vor der Tür gestanden. Er frage sich, wie die Bereitschaftsdienstzentrale für alle Hausarztpraxen den Notdienst von Weihnachten bis Neujahr übernehmen können soll. „Bei so einem Run auf die Zentrale bleibt nicht viel Zeit für die einzelnen Patienten, und viele werden wieder wegfahren. Das ist nicht im Sinn einer vernünftigen Versorgung“, findet Joachim Meyer. Das sieht auch deren Leiter Michael Thomas so. Mit so einem Ansturm habe niemand gerechnet, „und wir müssen das unbedingt der Ressortleitung in Mainz melden“, sagt der Arzt auf Anfrage. Erstmals habe die Kassenärztliche Vereinigung die medizinische Betreuung an Weihnachten und in der Woche bis Neujahr zentral organisiert. „Die Bereitschaftsdienstzentralen sollen besetzt sein und die Primärversorgung der Bevölkerung übernehmen“, erläutert Thomas. Die niedergelassenen Ärzte durften, mussten aber nicht ihre Praxen öffnen. Offensichtlich haben nahezu alle Allgemeinmediziner das Angebot, ihre Praxen zulassen zu können, angenommen. Genau weiß es Thomas aber nicht. Eine Absprache habe man für unnötig gehalten, weil man sich ja eigentlich darauf verlassen könne, dass die Bereitschaftsdienstzentrale die Versorgung sicherstellt, erklärt der Internist, dessen Dialysezentrum ebenfalls vom 23. Dezember bis zum 3. Januar geschlossen ist. Am Dienstag nach Weihnachten haben laut Thomas rund 200 Menschen die Grünstadter Zentrale aufgesucht, am Mittwoch etwa 160 und in den ersten sieben Stunden des Donnerstags bereits gute 100. Die Nächte über herrsche fortwährend Betrieb. „Dieser Run ist von uns kaum zu bewältigen“, sagt der Facharzt. Allerdings seien die Zahlen zu relativieren. „Denn wir sind nur für Notfälle da. Viele Leute sind aber gekommen, um sich beispielsweise ein Rezept abzuholen.“ Auch riefen immer wieder Eltern an, die ihre erkrankten Sprösslinge behandeln lassen wollten. „Dafür sind wir nicht zuständig“, stellt Thomas klar. Die Kinder- und Jugendärzte hätten ihren eigenen Bereitschaftsdienst: im Klinikum Worms und im St.-Annastift Ludwigshafen. |abf

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