Homburg Stadtentwicklung: Wie Homburg fit für Jugendliche gestalten?

Wie die Jugendlichen ihren Raum verwenden, das dürfen sie selbst entscheiden.
Wie die Jugendlichen ihren Raum verwenden, das dürfen sie selbst entscheiden.

Homburgs Innenstadt soll nicht aussterben. Dieses Ziel hat sich die Verwaltung langfristig gesteckt. Nun werden auch Jugendliche gefragt, was sich in Homburg für deren Bedürfnisse ändern kann. Zudem gibt es für die Teenies einen „Zufluchtsraum“.

Was zieht Jugendliche und junge Erwachsene in die Homburger Innenstadt und hält sie dort? Wo sehen sie Bedarf? Wo Lücken? Was ist machbar? Mit „HOMie“, einem Teil des Projekts „Homcity – a place to be“, will die Stadt Antworten auf diese Fragen finden. Der Startschuss fiel am Donnerstag mit Eröffnung der Räumlichkeit für junge Menschen.

Ein richtiges Gewusel an Jungen und Älteren herrscht in dem Ladenlokal in der Talstraße 38. Passanten werfen einen Blick hinein, fragen erstaunt, was hier wohl los sei. Drinnen werden Girlanden und Fähnchen aufgehängt. Musik erschallt aus einer Lautsprecheranlage. Auf einem Tisch werden Getränke und Snacks drapiert. An der Wand hängen drei Zettel mit den Wörtern „Wünsch dir was“. Sie wird sich später füllen. Auf der gegenüberliegenden prangt in großen goldenen Luftballon-Lettern „HOMie“ – der Name des startenden Projekts. Und was hat es damit auf sich?

200.000 Euro hat das Land bereits locker gemacht

Mit vielen anderen Städten bundesweit teilt Homburg das Schicksal der Leerstände. Wenngleich Dagmar Pfeiffer vom Amt für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing festhält, „dass es bei uns noch vergleichsweise gut aussieht“, drücken auch hier die Sorgen: die Menschen bleiben der Innenstadt fern. Was also tun, um der Verödung Einhalt zu gebieten? Am besten, die mit ihren Ideen und Vorstellungen zu Wort kommen und agieren lassen, die man zu gewinnen trachtet. Bereits im Juni hat die Stadt vom saarländischen Wirtschaftsministerium einen Förderbetrag von 200.000 Euro erhalten für „die Weiterentwicklung der Innenstadt als Standort für Einzelhandel, als ganzheitlicher Wirtschaftsstandort und multifunktionaler Lebens- und Erlebnisraum“, wie es offiziell hieß. Der Geldsegen war die Initialzündung.

In einem ersten Schritt wurde zunächst für ein Jahr ein leeres Ladenlokal angemietet und eine Projektbegleitung gesucht; mit dem IFH, dem Institut für Handelsforschung, Köln, auch direkt gefunden. Dem IFH ist das Anliegen nicht fremd, so hat es bereits Studien zur Gestaltung von „vitalen Innenstädten“ erstellt oder Kriterien erarbeitet, die für eine „attraktive City“ als maßgeblich erachtet werden. Nun soll es also herausfinden, was Homburg anziehend macht, gleichzeitig ein digitales Gewerbeflächenverzeichnis und Leerstands-Management auf den Weg bringen.

OB Forster freut sich auf Ideen, die nicht von den Alten kommen

Zur Eröffnung heißt Oberbürgermeister Michael Forster den IFH-Geschäftsführer Boris Hedde und Projektmanagerin Eva Neitzel willkommen, überreicht beiden einen großen alten Schlüssel. Er freue sich, wenn hier unter Einbindung junger Erwachsener „Ideen gesammelt werden für die Weiterentwicklung unserer Stadt, betont er. Denn was nütze es, wenn der Stadtrat oder die Stadtplanung – „meist ältere Damen und Herren“ – Vorschläge einbrächten, die von den Jüngeren nicht oder kaum angenommen würden. Forster dankt dennoch allen Gremien und vor allem Dagmar Pfeiffer – „ohne Sie wären wir heute nicht hier“ - für ihr Engagement.

Hedde ergreift das Wort, erklärt, wofür „HOMie“ steht. Die Jugendlichen hätten „Buddies“, also Freunde in der Nachbarschaft, „mit denen sie gern unterwegs sind, etwas erleben“. Hier sei ein Raum für Schüler und Studenten geschaffen, „in dem sie experimentieren, probieren, gemeinsam Vorhaben austüfteln und umsetzen und nicht zuletzt Anreize für eine Innenstadtbelebung geben können“. Das IFH, das sich im Vorfeld mit Jugendbeirat und Jugendbüro besprochen hat, werde die gewonnenen Erkenntnisse sammeln und auswerten. „Und diese haben vielleicht eine Strahlkraft weit über Homburg hinaus“, sprich andere Städte mit gleichen Problemen könnten davon profitieren.

Jugendliche dürfen sich in ihrem Raum frei entfalten

Wie die Jugendlichen den Raum nutzen, ist ihnen tatsächlich überlassen: sich zusammensetzen und quatschen, chillen, Musik machen und hören, werken und basteln, Theater spielen, feiern, gemeinsam lernen, am Computer in der grünen Ecke surfen und arbeiten. Vereine und Gruppen können Workshops oder Schnupperrunden anbieten. „Wir sind offen für alles“, betont Hedde, der sich sehr erstaunt über den Zuspruch an diesem Nachmittag zeigt. Sicher sei an Schulen, über Vereine und den Jugendbeirat – der ebenfalls stark vertreten ist – geworben worden. Dennoch habe er nicht erwartet, „dass so viele kommen würden“, nicht zuletzt weil der Geschäftsraum erst an diesem Vormittag geöffnet, dekoriert und mit Sitzmöbeln und Tischen ausgestattet wurde.

Auf Einladung von Nico Lehmann, dem Vorsitzenden des Jugendbeirats, schauen auch Marie und Suginthan vorbei. Sie finden die Idee perfekt. „Es fehlt in Homburg die Möglichkeit, sich einfach mal so mit Freunden zu treffen, ohne Geld ausgeben zu müssen“, sagt Suginthan. Denn nicht alle wollten oder könnten es sich leisten, in ein Café, Bistro oder Restaurant zu gehen. Marie pflichtet ihm bei, ergänzt, dass sie sich ein Lerncafé wünsche oder eine Lokalität für Kinoabende.

Sina, der Medizin in Homburg studiert, schließt sich den beiden an. Für Studenten sieht es seines Erachtens nicht besser aus. Sicher gebe es auf dem Gelände der Uniklinik Ecken zum Zusammensitzen, aber attraktiv und besonders zeitgemäß seien diese nicht. „HOMie“ findet er richtig gut. Und da er gerade zwei Freisemester hat, will er gern hier mitarbeiten, die Einrichtung mitbetreuen und am Konzept mitarbeiten. „Die Bewerbung auf die ausgeschriebene Stelle liegt der Stadt vor“, meint er lachend.

Info

Vorschläge und Ideen für eine ansprechende Innenstadt können junge Leute zwischen 16 und 24 Jahren bei vier Workshops einbringen. Sie finden statt am 18. und 19. September, jeweils von 16.30 bis 18.30 Uhr und am 6. und 7. November, jeweils von 17 bis 18 Uhr im „HOMie“, Talstraße 38, Homburg.

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