Speyer 16 Stolpersteine in Erinnerung an sechs jüdische Familien werden verlegt

Zugestellt: Die Stolpersteine für die Verlegung im Oktober sind schon in Speyer.
Zugestellt: Die Stolpersteine für die Verlegung im Oktober sind schon in Speyer.

16 weitere Stolpersteine für Speyerer Opfer des Nazi-Regimes werden am Dienstag, 22. Oktober, in Speyer verlegt. Die Organisatoren haben dafür ein symbolträchtiges Datum ausgewählt.

Die Verlegung mit Feierstunde findet am 83. Jahrestag der Deportation der pfälzischen und badischen Juden ins südfranzösische Gurs statt. 1941 waren mehrere tausend Jüdinnen und Juden aus Baden und der „Saarpfalz“, darunter auch viele Speyerer, verschleppt worden. Viele davon starben. Nicht nur diesen werden Stolpersteine zur Erinnerung gewidmet.

Nach Angaben der ehrenamtlich tätigen Stolperstein-Initiative sollen in diesem Jahr, bei der siebten Verlegung in Speyer, 16 Steine verlegt werden. Geplant sind sechs neue Verlegestellen für sechs jüdische Familien, in der Maximilianstraße bei den Hausnummern 78 und 96, in der Wormserstraße 8, in der Schützenstraße 7, in der Landauer Straße 60 und in der Burgstraße 11. Mit diesen Steinen werden dann insgesamt 118 Steine aus Messing vor den früheren Wohnhäusern der zwischen 1933 und 1945 verfolgten Speyerer eingelassen sein.

Der Termin am 22. Oktober beginnt mit einer Gedenkstunde um 10 Uhr im Historischen Rathaus. Ab 11 Uhr werden die genannten Adressen aufgesucht. Der Initiator der europaweiten Stolperstein-Verlegung, der Kölner Künstler Gunther Demnig, kann aus terminlichen Gründen nicht an der Verlegung teilnehmen. Er hat die in seiner Werkstatt produzierten Stolpersteine vorab per Post nach Speyer geschickt.

Es werden Nachkommen und frühere Freunde der Familien, an die erinnert wird, zum Empfang im Rathaus erwartet. Schülerinnen und Schüler aus Speyer werden vor den betroffenen Gebäuden die Biographien der Opfer verlesen und die Steine provisorisch verlegen. Der Baubetriebshof der Stadt wird anschließend endgültig vermauern. Eine Begleit-Broschüre mit Biographien der betroffenen Familien wird Aufschluss über deren Schicksale geben.

Seit 2018 werden in Speyer alljährlich Stolpersteine verlegt. Cornelia Benz, Sprecherin der Stolperstein-Initiative, rechnet mit drei oder vier weiteren Verlege-Aktionen in den kommenden Jahren, um alle bisher bekannten Opfer aus Speyer mit einem Stolperstein zu bedenken. Sie hält es aber auch für möglich, dass weitere Opfer aus den Reihen der Zeugen Jehovas, der Sinti und Roma oder auch politisch Verfolgter bedacht werden könnten. Die Recherche nach deren Schicksalen im Nationalsozialismus laufe kontinuierlich weiter. Die Initiative und die Stadt Speyer freuen sich über weiter Spenden für die Verlegeaktionen (Spendenkonto: Stadt Speyer, Kennwort: Stolpersteine, IBAN: DE20 5455 0010 0000 0015 86, BIC LUHSDE6AXXX).

Zur Sache: Tausende Juden nach Gurs verschleppt

Am 22. und 23. Oktober 1940 wurden Tausende Jüdinnen und Juden aus Baden und der „Saarpfalz“, darunter auch viele Speyerer in das südfranzösische Gurs, den unbesetzten Teil Frankreichs, deportiert. Offizielle Angaben sprechen von mehr als 6.500 Menschen. Die Zahl lag sicherlich höher. Gurs hatte im Verlauf seiner Geschichte verschiedenen Funktionen: Es war Flüchtlings-, Internierungs-, Durchgangs- und Konzentrationslager. Einigen Deportierten gelang von dort die Flucht, Hunderte starben. Die meisten Überlebenden wurden 1942 oder 1943 in die deutschen Vernichtungslager im besetzten Polen verschleppt und ermordet.

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