Speyer „Aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr“

Freudenvolles Konzert: das Weihnachtsoratorium mit PalatinaKlassik unter Leo Kraemer. Rechts Susanne Schaeffer, links der Tenor
Freudenvolles Konzert: das Weihnachtsoratorium mit PalatinaKlassik unter Leo Kraemer. Rechts Susanne Schaeffer, links der Tenor Daniel Wagner.

Festliche Freude zwei Tage vor Heiligabend vermittelte das Konzert von PalatinaKlassik am Samstag im schon lange ausverkauften Historischen Museum in Speyer. Leo Kraemer bot eine prachtvolle und ungemein lebendige Wiedergabe der ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums von Bach.

Dazu gab es noch, wie der künstlerische Leiter der verdienstvollen Unternehmung in seiner kurzen Einführung sagte, drei musikalische Weihnachtsgeschenke vorab: die Echo-Arie aus dem vierten Teil als Einschub im zweiten (so kam die Sopransolistin auch zu einer eigenen Arie), das Violinkonzert a-Moll von Bach vor Teil drei und schließlich als Zugabe das 200 Jahre alte Lied „Stille Nacht“ in einer sehr schönen ländlichen Fassung. Doch ein Genuss und damit ein Geschenk für das Gemüt der dankbaren Hörer war natürlich auch die Wiedergabe des „eigentlichen“ Programms in Gestalt der drei Teile aus dem Weihnachtsoratorium für die damals in Leipzig gefeierten drei Weihnachtsfesttage. Leo Kraemer dirigiert das Werk schon seit Jahrzehnten – und auch seine Sängern vom PalatinaKlassik-Vokalensemble und seinen Musikern von der PalatinaKlassik-Kammerphilharmonie ist es eng vertraut. Doch das machte den Vortrag alles andere als routiniert. Im Gegenteil: der Zugriff war vom ersten Takt des ersten Chores an ausgesprochen impulsiv, ja geradezu feurig. Und diese höchst positive Spannung durchzog den ganzen Abend. Wie immer, so setzte Kraemer auch diesmal die Einsichten der historisch informierten Aufführungspraxis effektiv ein. Er gab den Chören und Arien viel tänzerisches Profil und anregenden rhythmischen Elan. Die Zeitmaße waren immer sehr flüssig und freudig bewegt. Das gab der Aufführung eine ungebrochene Kraft und animierende Aura. Das heißt nun aber nicht, dass die innigen Stücke unterbelichtet gewesen wären. Gerade die in diesem Sinne am tiefsten gehende Arie der ersten Oratorienhälfte, die Alt-Arie „Schließe mein Herze“ (eine der wenigen neu komponierten Solonummern des Werks), war vielleicht der Höhepunkt der Aufführung, des wunderbar weich und klangschön gespielten Violin-Solos von Robert Frank wegen – und des klar und beredt artikulierten Gesangsparts von Susanne Schaeffer. Dass der Konzertmeister des Orchesters auch ein idealer Solist im a-Moll-Violinkonzert BWV 1041 sein musste, versteht sich. Auch hier verknüpfte Robert Frank eine überlegene und ausdrucksvolle Gestaltung mit erlesener Klangqualität. Von dem Schwung der Chöre war schon die Rede, bemerkenswert war auch die Ausarbeitung der Choräle. Die waren Ausdruck einer jubelnden, von der Weihnachtsbotschaft hörbar beglückten Gemeinde. Diese Emphase gab auch dem „Ehre sei Gott“-Chor eine besondere Intensität. Die Worte des Chorals am Ende des zweiten Teils standen gleichsam über dem ganzen Abend: „Wir singen dir in deinem Heer aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr, dass du, o lang gewünschter Gast, dich nunmehr eingestellt hast.“ Ihren Anteil am Erfolg des Abends hatten auch die Solisten: neben Susanne Schaeffer überzeugten Daniel Wagner durch leichten, beweglichen, in allen Lagen leuchtenden Tenor, der Bassist Heikki Kilpeläinen mit markanter Diktion und die kultiviert und nobel singende Sopranistin Ekaterina Kuridze. Großer Beifall als Dank.

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