Speyer Ausstellung zu Renato Mordo

Bei der Vernissage: Thaleia singt.
Bei der Vernissage: Thaleia singt.

Die Ausstellung „Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich – Ein Künstlerleben im Zeitalter der Extreme“ wird im November im Gymnasium am Kaiserdom in Speyer gezeigt.

Zum sechsten Mal ist die Ausstellung „Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich – Ein Künstlerleben im Zeitalter der Extreme“ in Deutschland zu sehen. Nach Stationen in der KZ-Gedenkstätte in Osthofen bei Worms, im Mainzer Landtag, in Darmstadt, Kaiserslautern und Berlin wurde sie jetzt im Gymnasium am Kaiserdom in Speyer eröffnet. Zeitgleich ist sie auch in Korfu in Griechenland zu sehen. In Griechenland wurde sie auch schon mehrfach gezeigt. Die Ausstellung wurde von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz erarbeitet, Elsbeth und Michael Mordo (Stuttgart und Wien) stellten Dokumente und Fotos aus dem Nachlass von Renato Mordo dafür bereit.

Der 1894 in Wien als Sohn jüdischer Eltern geborene und dort aufgewachsene Regisseur und Bühnenschriftsteller Renato Mordo ist heute leider nicht mehr sehr bekannt, dabei war er einer der vielfältigsten und produktivsten Theaterkünstler der Weimarer Republik mit Stationen in Oldenburg und Darmstadt. Er wurde aber durch den nationalsozialistischen Terror zunächst in die Tschechoslowakei, dann nach Griechenland ins Exil gedrängt.

Theaterstück „Chaidari“ über seine Zeit im KZ

Im Zuge der deutschen Besatzung in Griechenland wurde er im Frühsommer 1944 inhaftiert und in das Konzentrationslagers Chaidari gebracht. Nur dank glücklicher Umstände entging er der Deportation in die Vernichtungslager. Nach dem Ende der deutschen Besatzung kam er im September 1944 frei. In dem Theaterstück „Chaidari“ hat er seine Zeit in diesem KZ auf einprägsame und bewegende Weise verarbeitet.

Nach dem Krieg wirkte er dann in Ankara in der Türkei und in Israel in Tel Aviv. Von 1952 an leitete er die Oper am Theater Mainz. Er starb im November 1955 in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt.

Die Ausstellung dokumentiert die Vielfalt der Arbeit von Renato Mordo für die Bühne als Autor, Regisseur und Theaterleiter. Er unterstützte auch junge, aufstrebende Künstler. In seiner Zeit als Leiter der Oper in Athen Anfang der 1940er-Jahre war er in diesen Sinn der Förderer einer jungen Sängerin mit griechischen Wurzeln, die ihre ersten Schritte auf einer „richtigen“ Opernbühne machte. Das war Maria Callas, deren 100. Geburtstag heute in drei Wochen ist und die später zu einer der größten Künstlerinnen wurde. Bei Renato Mordo sang sie ihre erste Tosca in Puccinis Oper, die später zu einer ihrer herausragenden, gefeiertesten Rollen wurde.

Die Ausstellung versteht sich zudem als Beitrag zur Beschäftigung mit der deutsch-griechischen Geschichte.

Im Zeichen der Erinnerungskultur

Bei der feierlichen Eröffnung im Gymnasium am Kaiserdom betonten Schulleiterin Cosette Neuner, Kathrin Künstler von der Landeszentrale für politische Bildung sowie Luisa Gerhards und Kerstin Gerber von GaKtiv die Bedeutung der Ausstellung im Zeichen der Erinnerungskultur und der Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung. „Für Toleranz. Für Respekt. Für Offenheit“ – das ist das Leitbild der Arbeitsgemeinschaft GaKtiv aus Lehrer-, Schüler- und Elternschaft, die auch bei der Realisierung dieser Ausstellung in der Schule aktiv war und unter anderem schon 2019 zusammen mit dem Fotografen Luigi Toscano dessen Ausstellung „Gegen das Vergessen“ mit Porträts von Holocaust-Überlebenden im Schulhof organisiert hatte.

Torsten Israel, der Kurator, erklärte den Aufbau der Ausstellung mit den Schautafeln, die sich auf der einen Seite konkret auf das Leben von Renato Mordo und auf der anderen allgemein auf die Zeitläufe beziehen. Zur Vertiefung gibt auch eine Klanginstallation und eine Leseinsel mit Einblicken in die Regiebücher Mordos. Es wurde betont, das Mordo ein Künstler war, der den Ausgleich zwischen Avantgarde und Tradition gesucht habe und ein Zeitzeuge für diese Zeiten der Extreme sei.

Szenische Lesung und Musik

Sehr stark war bei der Vernissage die szenische Lesung von „Friedhof“ aus Renato Mordos Theaterstück „Chaidari“ durch drei Schülerinnen von GaKtiv. Musikalisch umrahmten das Kaiserdomquartett mit dem „Kleinen, grünen Kaktus“ und die Sängerinnen von Thaleia unter Lilith Seubert mit Sätzen von Mendelssohn und Rheinberger die Feierstunde.

Info

https://renato-mordo-stationen.de/

Wie auf dieser Seite zu lesen ist, wird es am 11. und am 18. November jeweils von 14 bis 16 Uhr Führungen durch die Ausstellung geben.

Im Foyer: ein Blick in die Ausstellung.
Im Foyer: ein Blick in die Ausstellung.
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